Thrash Speed Burn

Oberhausen, Kulttempel, 13.09.2024


Heute gibt es mal ein Thrash Speed Burn ohne Eintritt. Die Veranstalter wollen sich bei ihren Besuchern bedanken, aber zu voll ist es heute dennoch nicht geworden. Dafür sehen wir jetzt endlich mal Taskforce Toxicator. Die Jungs waren hier schon häufiger unterwegs, doch erst heute können wir ihrem Auftritt beiwohnen. Sie geben uns schön die Thrashkante aufs Maul, doch ob Eddie van Halen wohl Fan von Borussia Dortmund war, können wir an der Farbgebung von Dominiks Gitarre allein nicht ablesen. Egal, der Verein gewinnt am späteren Abend deutlich gegen Heidenheim. Das Speedlevel bleibt auch in einem bislang unveröffentlichten Song hoch, der irgendwas mit „… Scum“ titelt. Ihren Obernackenbrecher „Funeral Feast“ haben die oldschool Thrasher zwar noch nie live gespielt, doch nun drehen sie ein Video zu dem Clip. Danach wird das bislang coole Konzert doch noch etwas komisch, als Shouter Fabian zu „Bow To The Oppressor“ das grüne Laserschwert rausholt. Au man, bis jetzt war die Show echt erwachsen und okay, aber auch ein Slayer- Zitat kam nicht ganz passgenau rüber. Na ja, aber das Vinyl am Merch gehörte auf jeden Fall abgegriffen! Mal sehen, wie sich die Band weiter entwickelt…!


Gerne erinnern wir uns noch an ihren Auftritt beim letzten „Very ‚Eavy“ Festival in Holland, auf dem die Niederländer in den Nachmittagsstunden einen beachtenswerten Gig hinlegten. Auch heute knallen Overruled vom ersten Ton an temporeich vor, und der Song „She Devil“ wird den Ladies gewidmet. Für Thrashverhältnisse verfügt Gitarrist und Shouter Remco über eine adäquate Singstimme, die bei all dem tighten Gerappel noch einen hohen Melodieanteil vorlegt. Zu „Run For Your Life“ und auch bei der markanten Bassdrum von „Losing Sanity“ gehen schnell die Arme hoch, und natürlich auch bei „Inner Self“ von Sepultura. Dafür bekommen sie mächtig Applaus, dass wir uns berechtigt wünschen dürfen, dass der Vierer in unseren Breiten mal häufiger auftaucht und länger spielt als nur eine Dreiviertelstunde. Und nein, das weiße Banner mit den schwarzen Logoumrandungen muss nicht mehr ausgemalt werden. Aber eine neue Scheibe könnte mal her, denn die Jüngste „Hybris“ ist bereits sechs Jahre alt!


Ja klar, die sympathischen Italiener von Tytus haben wir auf dem Bash in Gladbeck schon getroffen, aber leider nur am Merch, nicht live on Stage. Die Triester  benötigten 26 Stunden für ihre Anreise, um uns Songs wie „Rain After Draught“ vorzuperformen. Dafür lassen wir ein geschmeidiges, psychedelisches sowie überdimensionales Slidebass-Solo, das garantiert nicht ohne Effektgeräte auskommt, über uns ergehen, worin wir uns mitten in den Siebzigern wähnen. Musikalisch kommt das Zusammenspiel aus gesetzten hohen Tempi, einer geil rauen Singstimme und einer garantiert hörbaren Bassdrum ziemlich gut an. Dazu bekommen wir optisch viel Doppelhalsgepose, da stimmt doch alles. Doch dann sollte wieder geholzt werden, aber leider ist nach stattlichen 55 Minuten schon Schluss. Die Italiener von der nördlichen Adria knallten gut was weg, die hätten auf der besagten Bühne in Gladbeck auch schön was weggerissen. Schade bloß, dass sie kein Vinyl Album am Merch hatten.


Ihr 2021er Album „End Of The Line“ haben wir noch in guter Erinnerung, da sollte gleich im Headlinerslot etwas passieren. Doch was wir zunächst erleben müssen, ist eine etwas längere Umbaupause, weil das Drumkit für die Inder von Against Evil komplett anders aufgebaut ist. Na ja, vertreiben wir uns draußen am Currywurststand die Zeit und vertilgen selbige. Danach wird der Vierer vom Golf von Bengalen mit erlösendem Applaus empfangen. Auch Songs mit knackigen Titeln wie „Killing Machine“ (hat mit Judas Priest nix zu tun) kommen zahmer als bei den Bands zuvor. Das Quartett hat seinen Sänger und Gitarristen auf der Bühne links positioniert, doch auch auf der restlichen Stage sehen wir nicht die allermeiste Action. Da bewegt sich ihr sehr aktiver Drummer noch am meisten. Mit der Speedgranate „Full Speed Ahead“ löst sich der Knoten so langsam und die Menge geht ab. Beleuchtet mit unheimlich viel grün und violett, als wäre der Opener Taskforce Toxicator noch dran. Songs wie „Lights Out“ vom neuen Album, übrigens kein Cover von UFO, sondern ein Midtempotrampler, oder der bollerige Stampfer „Warriors“ werden aber anständig gezockt, da gibbet nichts zu mäkeln. Okay, das ist eben jetzt gemäßigter Klassikmetal zum Ausklang, damit wir alle wieder runter kommen und gesittet nach Hause fahren können. Freuen wir uns auf das zehnte Thrash Speed Burn, das am 17.04.2025 steigen soll!

Autor: Joxe Schaefer
Pics: Stahli (baalphemor.de)