TOMBSTONE, CRESCENDIUM, DEMISE EMPIRE

Essen, Don’t Panic, 10.01.2020


Das ist schon ziemlich geil, wenn man zu einem Konzert fährt, auf dem nur Bands spielen, die man bislang noch nicht live gesehen hat. Spannend auch, besonders dann, wenn man noch nicht viel von ihnen auf seinem Zettel stehen hat. Los geht es mit Demise Empire, die hier in Essen ihre Wohnzimmer haben. Fünf Jahre nach ihrer Gründung in 2002 warfen sie ihr erstes Album “Unholy Grail” ab, dann erst wieder in den vergangenen beiden Jahren je eine EP. Der Vierer schlägt sich mehr durch Bereiche des Death als des Black, kann aber auch sehr interessante Slowparts einbauen, die den Doomhead ankitzeln. Darin kommen lange Soli besonders geil, machen die langsamen Phasen noch erhabener. So wirklich Matte trägt keiner des Vierers, auch nicht Neubasser Daniel, der seinen Fünfsaiter auch mal slappt. Aber es kommt schön knochig und tief. Besonders einige Rhythmuswechsel und die trockenen Growls gefallen. Und wenn man wie der Drummer ein cooles Suffocation Shirt trägt, muss man das eigentlich gar nicht ausziehen. Außerdem fällt mir zu „Brutal Abysseration“ der ‘More Cowbell’-Gag wieder ein. Nach “Fallen Guardian“ schließen sie mit einem neuen Stück ab, das auf die nächste Platte soll. Jenes Zweitwerk könnte zünden, bannten Demise Empire ihren heutigen Livesound auf Platte. Zwar punktete das Quartett nicht durch viel Action, doch so einige Rufe nach Zugabe war ihnen gewiss. Leider war der vorgegebene Zeitraum einer angemessenen Spielzeit von einer Dreiviertelstunde nun leider schon voll.


Aus dem Back kommt ein synthetisches Intro und füllt den Raum. Die dargebrachten Songs der Göttinger klingen danach aber wesentlich altbackener und cooler. Für Crescendium soll es heute der erste Auftritt im Ruhrpott sein und ein paar interessierte Banger haben sich eingefunden, den auf ihrer Page beschriebenen ‘human fronted Metal’ anzutesten. Um es gleich vorweg zu nehmen, das Vorhaben soll sich lohnen, auch wenn alles anfangs noch etwas verwaschen klingt. Aber es fliegen die Haare des Vierers, besonders die von Gitarristin und Vokalistin Elena. Ihre uncleanen Vocals haben viele Stimmfarben und sie lässt kleine Möglichkeit aus, die Anwesenden zu mehr Bewegung zu animieren. Doch letztlich ist es auch bei den Universitätsstädtlern so, je mehr gemetzelt wird, desto mehr Gezappel kommt im Publikum auf. Linksbasser Kenny verteilt grünen Pfeffi-Schnaps, tatsächlich ein kleiner Höhepunkt im Set der Band. Auf der anderen Seite kann der musikalische Aspekt sehr wohl überzeugen, auch wenn mittendrin noch ein langes Synthie-Intro fast wie eine Unterbrechung wirkt. Die Band will sich keinesfalls auf nur einen Stil festlegen, baut aber hauptsächlich auf altschuligen Death Metal, und der gefällt. Egal wie die Riffs stoppen, der Beat geht durch. Mit einem ausgiebigen Outro, natürlich im Stil der beiden bereits erwähnten Einspieler zuvor, kommen die Niedersachsen auf dreißig Minuten Spielzeit. Etwas wenig dafür, dass ihr musikalisches Zeug die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Nächstes Mal muss mehr drin sein, und hoffentlich sehen wir Crescendium live bald wieder.


Neu im Line-up des heutigen Headliners, und damit mitten im Fokus, steht Jens von Depredation. Zwar ist er noch auf keinem Tonträger der Dinslakener Neo-Thrasher zu hören, füllt aber schon seit einiger Zeit bei den Jungs den Bassposten aus. De facto steht er mit ihnen nun schon zum zweiten Mal mit der auf der Bühne. Das weiß auch die Dame im Overkill-Shirt neben mir, die Jens bislang nur vom Tresen kannte, oder als ausdauernden Lichtmischer. In der Kluft zwischen Bergmann und Totengräber machen Tombstone heute Abend von der ersten Sekunde an kräftig was los. Shouter Maddin im blauen Grubenhemd moscht gleich im Publikum vor der Bühne mit der leider nicht zu zahlreich erschienenen Audienz ab und siehe da, sofort ist die Sau los. Zwar bringt er Lyrics in deutscher Sprache, versteht man unclean aber nicht. Offensichtlich kann das gut abgemischte Zeug gut zünden, nach einigen Meinungen auch besser als auf Platte. Wir dürfen feststellen, mit dem Schleppgroover “Darkside”, gefolgt vom Titelstück des aktuellen Albums “Evolution”, ist noch immer Bewegung in der Butze. Der Auftritt macht Durst und an dieser Stelle sei gleich mal die absolut fitte Thekenbedienung hier im Don’t Panic erwähnt, die einen großartigen Job liefert. Großartig auch die Bühnenseiten wechselnden Gitarristen und wieder der Herr Jensenmann, als er bassend einen Ausflug ins Publikum unternimmt. Wie man es ja schon von ihm kennt, macht er das auch in dieser Band. Zum Schluss ertönt „Vor Tag“ und ihre bislang absolvierte Spielzeit von fast fünfzig Minuten bekommen Tombstone trotz Rufen nach Zugabe nicht verlängert. “Unser Drummer kann nicht mehr” scherzt Maddin und verabschiedet sich bei der Audienz. Besser konnte der Metaller in der Umgebung für schlappe acht Euro seinen freitäglichen Abend nicht verbringen.

Autor & Pics: Joxe Schaefer