Tombstoned Fest Winter 2018

Dortmund, Junkyard, 14.12.2018


Das Tombstoned-Fest im Winterkleid verspricht mit drei nordischen Bands einen erhöhten Härtegrad. Im Junkyard sorgen insgesamt fünf Bands vor mehr als 200 Besuchern für Abwechslung, aber auch einige Überraschungen.

Bei Morast ist der Name Programm. Die 2015 gegründete Gruppe aus dem Rheinland spielt finsteren Todes-Doom, der oft schleppend, aber dennoch melodisch rüberkommt. Die Songs sind dabei gleichförmig, aber nicht langweilig. Sänger L. keift und wehklagt sich mit breiten Beinen durch den Auftritt und stolziert immer mal wieder mit Schnapspulle über die Bühne. Aber mit voller Hose ist ja bekanntlich gut stinken. Insgesamt klingt die Kapelle wie eine Wurzelbehandlung, nur noch tiefer. Beim noch verhaltenen Publikum kommt das gut an. (Florian Forth).


Vorbid tanzen im Line-up etwas aus der Reihe. Während der Rest der Bands eher im schwarzmetallischen Bereich zu Hause ist, handelt es sich bei den Norwegern um eine moderne Thrash-Metal-Band. Dabei geben die vier Jungs mächtig Gas und hauen alles raus, was Megadeth und Metallica irgendwann schon mal ähnlich fabriziert haben. Die gute Nachricht: Twin-Leads, Bass- und Schlagzeugspiel liegen technisch gesehen auf hohem Niveau und wissen zu begeistern. Die Schlechte: Der eindimensionale Gesang von Michael Eriksen erreicht fast durchgängig Tonhöhen á la Tantara oder “Exciter ganz oben” und sorgt offenbar nur bei wenigen Zuhörern für Entzücken. (Florian Forth).


In der Tat sind Obliteration direkt nach Morast eine der Bands heute Abend, für die man dabei sein muss. Ihr aktuelles Album “Cenotaph Obscure” ist grad raus und gehört schon zu den Jahres Top-Ten des Verfassers dieser Zeilen. Nur eine beigewohnte Liveperformance fehlt nun noch zum Glück, und die kommt im Gegensatz zu den high pitched Vocals von ihren Landsleuten Vorbid zuvor schon mal dem Anlass entsprechend dunkler. Bei diesem Quartett kommt aus Kolbotn trümmert nun mehr die Grabschaufel und es wird gleich voller vor der Bühne. Im Gegensatz zur klareren Platte kommt der Sound live etwas brummiger und verrauchter. Es gibt schon früh Gebange zu jedem Tempo. Ein paar technische Probleme werden von Shouter und Gitarrist Sindre fix gemanaged, bis er dann aber doch auf seine Flying V wechselt. Für den Applaus bedankt er sich mit einem klaren „Dankeschön“, brüllraunzt die Ansagen sonst ebenso unverständlich wie die Vocals. Der gut gefüllten Halle scheint das egal zu sein, feiert den bunten Mix aus vier Alben ab und verabschiedet die Jungs nach einer Dreiviertelstunde mit verdientem Applaus. (Joxe Schaefer).


Ultha aus Köln – nicht zu verwechseln mit Ulthar oder gar Ultar – wurden mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Nicht zuletzt landet das Album “The Inextricable Wandering” in zahlreichen Jahrespolls weit vorne. Da darf man schon was erwarten. Doch dann spinnt erstmal das Keyboard, was eine Zeit lang für genervte Gesichter auf der Bühne sorgt. Kurz darauf läuft dann alles und Ultha rumpeln sich in dichten Nebel gehüllt durch die ersten Songs. Die Band ist dabei, wenn überhaupt, nur als Scherenschnitt zu erkennen. Aus dieser Wolke dringt melancholischer, dumpf pumpender Black Metal mit rauem Gesang, der erst in der zweiten Hälfte des Auftritts zugänglicher tönt. Insgesamt hat das aber eher was von einem Black-Metal-Aufguss in der Sauna. Nicht falsch verstehen: So atmosphärisch das alles sein mag, ich gehe immer noch zu Konzerten, um die Band auch zu sehen. Gewöhnungsbedürftig. (Florian Forth).


Wer an diesem Abend die Buchsen an hat, zeigen anschließend Aura Noir. Sänger und Bassist Aggressor ist wegen eines Sturzes von einem vierstöckigen Gebäude im Jahr 2005 noch immer nicht gut zu Fuß und nimmt deshalb auf einem Rollhocker Platz. Weil die Band aber seit 25 Jahren unterwegs ist, schießt das Trio die Songs trotzdem entsprechend locker aus der Hüfte. Irgendwo zwischen Celtic Frost und Venom rumpelt der starke Black-Thrash der Norweger auch zweieinhalb Dekaden später noch. Das Publikum findet’s gut und dreht vor der Bühne mächtig auf. Ohne viel Firlefanz – von einigen Grimassen abgesehen – zieht die Band das Tempo nach Belieben weiter an. Höhepunkt dürfte “Destructor” vom Album “Black Thrash Attack” sein, das mittlerweile 22 Jahre auf dem Buckel hat. Mit Venoms “Heaven’s On Fire” als Zugabe gehen Aura Noir als räudigste Band des Abends von der Bühne.

Insgesamt hat das Tombstoned Fest im Junkyard ein (fast schon zu) abwechslungsreiches Paket geboten. Der Tourtross aus Aura Noir, Obliteration und Vorbid wurde allerdings mit passenden regionalen Gruppen aufgestockt. Für 17 Euro im Vorverkauf eine runde Nummer. (Florian Forth).

Autor: Florian Forth, Joxe Schaefer
Pics: Florian Forth