Total Thrash – The Teutonic Story

Weltpremiere in Essen, Lichtburg, 31.05.2022


Wohl dem, der noch ein Ticket für den besonderen heutigen Filmabend ergattern konnte, denn heute hat „Total Thrash – The Teutonic Story“ Weltpremiere. Der erste Film von Daniel Hofmann, der noch als Veranstalter des Metal Diver Festivals bekannt ist, beleuchtet als Drehbuchschreiber, Kameramann und Regisseur mit seinem Team die Geschichte des Thrash Metals in Deutschland, und zwar von den Anfangstagen an. Bestens bekannt sind den Fans die Teaser und Trailer zu diesem Streifen, denn die haben wir alle inzwischen zigmal gesehen. Überhaupt scheint Thrash Metal eine sehr beliebtes Kapitel des Heavy Metal zu sein, so oft wie in diesen Tagen diese Unterspielart Anlass und Themen für allgemeine mediale Berichterstattung liefert.

Wir treffen viele bekannte Gesichter und die Fußgängerzone vor und um das Kino steht voll mit Kutten. Es ist natürlich ausverkaufte Bude in der Lichtburg, in dem premierenverwöhnten Venue mit einer Kapazität von 1250 Besuchern auch heute vor diesem Publikum keine Überraschung. Deutschlands größter Filmpalast darf heute für alle Thrasher mit Geschmack das Schild „Ausverkauft“ an die Türen hängen. Mal sehen, was im September diesen Jahres in dieser Location geht, wenn hier Uriah Heep live auf die Bühne gehen. Auf der Bühne vor dem Vorhang führt uns Frau Mandy Malon vom Rock Hard Magazin durch den heutigen Abend und ruft gleich mal den Regisseur Daniel Hofmann auf die Bühne. Stilecht in Kutte antwortet er auf Mandys Fragen und plaudert nicht ganz ohne Stolz aus, dass alles 2013 auf dem Nord Open Air mit einem Tom Angelripper Interview begonnen hat.

Das Licht geht aus, der Vorhang öffnet sich und auf 150 Quadratmeter Leinwand dürfen wir noch direkt vor dem Film Einspieler mit Grüßen von Protagonisten sehen, die leider heute nicht dabei sein können, da sie grad auf Tour sind, nämlich von Schmier und Gerre. Dann geht es endlich los und unterlegt mit Musik wird die Geschichte aufgeteilt in drei Kapitel beleuchtet. In diesem über Crowdfunding finanzierten Dokustreifen kommen so ziemlich alle zu Wort, die mit heimischem Thrash irgendwas zu tun hatten oder haben, vom Musiker, bis zum Shirtprinter, vom Manager bis Plattenladenschmeißer, vom Veranstalter bis zum Fan. Das Gros des gesprochenen Wortes haben Tom Angelripper, Gerre von Tankard und Destruction Schmier.

Sehr cool auch die Beiträge von den Veteranen des Heavy Metal Fan Club Velbert und Veranstalter Boggi Kopec (Drakkar) beim Kaiser Wilhelm in Syburg. Im Genre daheim sind nicht viele weibliche Akteure, aber im Film kommt die erste deutsche Thrash-Shouterin Sabina Classen zu Wort, wie auch Britta (ex-Cripper) und Coralie von Antipeewee (jetzt auch Atlantean Kodex). Es wurde sogar die DDR-Zeit mitbeleuchtet, mit einem für damalige Verhältnisse qualitativ wertigem Livemusikbeitrag von Caiman aus Erfurt, aus denen später Macbeth hervorgingen. Obwohl jeder gesittet die Klappe hält und den Worten der Darsteller lauscht, scheint sehr gute Stimmung zu sein, denn ein Akteur, der sich auf der Leinwand erkennt, grölt kurz jubelnd auf. Während des Interviewmarathons, zeitweise etwas mit Musik aufgelockert, wurde großen Wert auf das Ambiente gelegt, Kulissen mit Liebe zum Detail und es wurde niemals zu viel Licht zugelassen. Die meisten Originalschauplätze wie stinkige Proberäume, die Zeche Bochum, die Zeche Carl, das Speak Easy, oder Plätze unter Autobahnbrücken waren sehr wahrscheinlich damals schon nicht übermäßig lichtdurchflutet. Den Kracher von Titelstück des Films wurde von Traitor beigesteuert. Wir durften ihr Anfang Juli 2022 erscheinendes Album „Exiled To The Surface“ vorab schon hören können sagen, neben „Total Thrash“ sind darauf noch einige Oberkracher mehr enthalten, dass ein Karrieresprung der Balinger zu erwarten ist.

Zum Schluss taucht Mandy wieder vorm Vorhang auf und ruft Regisseur Daniel Hofmann mit Filmteam und Darstellern auf der Bühne. Diese füllt sich allmählich und die Zuschauer bekommen reichlich Gelegenheit für Erinnerungsfotos. Der Film wird in den nächsten Tagen in ausgewählten Kinos zu sehen sein. Infos dazu: hier.
Was für ein großartiger Abend. Wir haben Bekannte aus ganz Deutschland (wieder-) getroffen, Bier getrunken und anschließend auf der Aftershowparty im Cafe Nord abgefeiert. Natürlich nicht ohne vorher am Merch noch die DVD mit diesem 107minütigen Originalfilm abgegriffen zu haben. Übrigens hat Daniel Hofmann bereits den nächsten Braten im Ofen, diesmal wird es ein Spielfilm …

Autor & Pics: Joxe Schaefer