TRAVELER, RIOT CITY, MIDNIGHT FORCE

Oberhausen, Emscherdamm, 04.03.2020


Das war schon eine kleine Abenteuerreise, in die Location Emscherdamm zu gelangen. Wohl dem, der sich ein wenig mit Oberhausens Bussystem auskennt. Irgendwo abgelegen der Hauptstraßen, zwischen Mauern und Skaterrampen, versteckt sich die wenig beleuchtete Location. Drinnen gibt es keine Garderobe, aber dafür S-Draht über dem Tresen. Jedoch kann die kleine Bühne für die drei Bands heute Abend keinen Publikumskontakt vermeiden. Anfangs zu Midnight Force, die schon unter dem Backdrop von Riot City spielen, füllt sich der Laden noch. Aber die deutsch-schottische Vereinigung, die wir heute zum dritten Mal live sehen, kann trotz einem Basser auf Socken, sehr leise eingestellter Gitarre und spartanischem Sound die ersten Fans auf seine Seite ziehen. Ganz so lang fallen die erzählten Geschichten als Ansagen nicht mehr aus, doch Sänger John holt sich mit vielen Gesten und folkigen Mitsingern die Aufmerksamkeit jedes einzelnen vor der Bühne. Inzwischen ist es gut voll geworden, vor der Stage wird eng gestanden und man muss aufpassen, den geschwungenen Schwert von John nicht abzukriegen. Ihr Drummer spielt mit nur einem Fuß in Doublebassgeschwindigkeit, oder einfach auch mal im Stehen. Nach den letzten Takten läuft er mit einem permanent angeschlagenen Becken mit an den vorderen Bühnenrand, sich nach etwas über 45 Minuten bei der Audienz zu bedanken und zu verabschieden.


Egal was jetzt nach dem Intro passiert, es wird auf jeden Fall knusprig turbulent. Denn wenn Riot City so loslegen wie am Freitag zuvor in Newcastle (UK), dann fliegt hier der Laden auseinander. Und … Bingo! Es knallt gegenwärtig eine Speedattacke vom Feinsten mit den starken Tracks des aktuellen „Burn The Night“ Albums auf die Meute herein, dass jeder Anwesende durchdreht. Nur der Anfang von „In The Dark“ bringt einen kurzen Verschnaufer, sonst wird vehement am Kabel gedreht. Und immer wenn du denkst, es geht nicht schneller, legen sie noch einen drauf. Riot City füllen irgendwie schon die Lücke aus, die schon durch abgebremste Enforcer und Evil Invaders entstanden ist. Es wird jeder Zentimeter der Bühne genutzt und es steht immer einer auf den Boxen vorn vor den Brettern, manchmal sogar zu viert. Und neben der Bühne muss aufpasst werden, sonst kriegt man einen Basshals an den Hals. Vor allem sollte Drummer Chad gelobt werden, der in der Tempoarbeit noch Zeit für Stickdreher hat. Der Mann spielt auch bei Traveler und muss heute Abend noch einmal ran. Die Setlist gleicht der in Newcastle, so folgt nach dem neuen Stück „Tyrant“ das Priest Cover „The Sentinel“, nur singt Gastsänger JP von Traveler diesmal nur den leiseren Mittelpart. „Halloween At Midnight“ wird als letztes Stück angekündigt, doch dann wieder:  … immer wenn du denkst, jetzt kann nichts mehr kommen, kommt doch noch was. In diesem Falle ist es die Zugabe „See You In Hell“ von the mighty Grim Reaper und es wird damit die Spielzeit auf eine volle Stunde ausgedehnt. Absolut verdienten Applaus fahren die Kanadier aus Calgary ein, als sie nach ausgiebigem Abschied die Bühne verlassen. Klasse Combo, von der wir noch einiges hören werden.


Die Welt des Heavy Metals ist groß, aber manchmal doch recht eng beieinander. Hatten Traveler ihr Smartphone bei Abreise in Newcastle liegenlassen, war es für den Veranstalter nur ein kurzer Weg, es den Jungs vom X-CRASH mitzugeben, da er ja wusste, dass diese den laufenden Tross der „Warriors Of The North“ Tour in den nächsten Tagen noch zweimal besuchen. Also war unsere erste Amtshandlung, bei den Kanadiern zwecks Übergabe des persönlichen Gerätes am Merchandise vorstellig zu werden. Das Wiedersehen machte glückliche Gesichter, ebenso wie der Auftritt der Kanadier. Die absoluten Favoriten von uns Tinomann machen ebenfalls gut Tempo, aber etwas weniger Action als bei der Band zuvor. Shouter Jean-Pierre hebt Gitarrist Toryin im Spiel hoch, und Songs wie „Street Machine“ und das Titelstück vom neuen Album „Termination Shock“ zünden bei jedem in diesem für einen Mittwoch ziemlich prallvollen Laden. Traveler revanchieren sich dafür, dass JP bei Riot City ein Cover mitsingen durfte, und stimmen von Gary Moore und Phil Lynott ein zünftiges „Out In The Fields“ an, bei dem Gitarrist Cale, der frühere Sänger von Riot City, mitsingen darf. Angeblich soll das flinke „Starbreaker“ letztes Stück sein und die Band hat schon ein Abschiedsfoto mit dem Publikum im Back gemacht, aber Setlist weist noch „Speed Queen“ aus, das danach natürlich auch noch gebracht wird. Nur sind etwas über zweiundfünfzig Minuten Stagetime für einen Headliner etwas wenig. Jedenfalls hätte Drummer Chad noch gekonnt …

Autor & Pics: Joxe Schaefer