TYRANT – hereafter

Mit den kalifornischen Tyrant erschien vor über zehn Jahren eine echte Metallegende wieder auf der Bildfläche des Heavy Metal Universums. Im April 2009 erklomm das Quartett aus L.A. die heiligen Bretter des Keep It True Festivals und lieferten eine durchaus amtliche Performance ab. Im Anschluss wurde es wieder ruhig um die Band der May Brüder Greg (Bass) und Glen (Gesang), bevor man ab 2016 wieder auf den Festivalbühnen dieser Welt auftauchte. Die Auftritte beim Up The Hammers in Athen (Mai 2017) und beim Warm-up des Frost & Fire III Festivals in Ventura (Oktober 2017) waren jedoch derart unterirdisch, dass ich die Band bereits abgeschrieben hatte. Zwischen den beiden 2017er Shows hatte man auch Originalsänger Glen May durch die Doomlegende Rob Lowe (ex-Solitude Aeturnus, ex-Candlemass) ersetzt. Der desaströse Auftritt am Frost & Fire III Festival hatte jedoch wenig mit Rob’s Performance zu tun, sondern primär mit der chaotischen und lustlosen Instrumentalisierung. Wollte Rob in meinen Augen und Ohren damals nicht so recht zu Tyrant passen, muss ich sagen, dass er auf der vorliegenden Scheibe einen super Job gemacht hat.

Tyrant haben nach zwei legendären Alben (“Legions Of The Dead” (1985) und “Too Late To Pray” (1987)) einen relativ wenig beachteten, aber durchaus tollen Nachzögling in Form von “King Of Kings” (1996) veröffentlicht. Nach nunmehr 24 Jahren (!) danach liefert die Band mit “Hereafter” ihr viertes Werk ab. Nach den oben erwähnten qualitativ fragwürdigen Livedarbietungen war ich mehr als nur gespannt auf diesen Longplayer, gehöre ich doch zu den Liebhabern aller drei Klassiker der Band. Um es vorwegzunehmen trifft “besser als erwartet” ganz sicher zu, ist aber eine maßlose Untertreibung. Mit “Hereafter” ist es Tyrant tatsächlich gelungen, die Zweifler und konstanten Nörgler (mich inklusive) von ihrer musikalischen Qualität (nochmals) zu überzeugen, und ein Album abzuliefern, welches zu 100% in die Diskographie der Metalveteranen passt. Wie jedes Album von Tyrant wird auch “Hereafter” durch ein Intro namens “Tyrant’s Revelation 4” eingeläutet, in dessen Text alle Songtitel des jeweiligen Albums vorkommen. Ich fand diesen Apspekt schon immer kultig und einzigartig. Tradition wem Tradition gebührt. Das Album liefert dann im Ganzen keine nennenswerten Überraschungen, denn auch der leicht doomigere Angang der Songs steht der Band sehr gut zu Gesicht. Als Tyrant-Fan will man keine grundlegend neuen Elemente im Sound dieser Band vorfinden, sondern die Linie der Vorgängeralben konsequent weiter geführt sehen. Songs wie “Fire Burns”, der Titeltrack, “When The Sky Falls”, “Beacon The Light” oder “Twilight Tower” könnten in ähnlicher Form gerade so gut auf dem Vorgängeralbum stehen. Das wohl gewollte Black Sabbath Zitat in der Mitte des Songs “Pieces Of Mine” ist ebenfalls sehr cool. Natürlich ist die Stimme von Rob Lowe signifikant anders als jene von Ursänger Glen May und auch die Melodieführung des Gesangs ist anders und daher zu Beginn leicht gewöhnungsbedürftig. Unter dem Strich siegt aber die Qualität, denn Rob ist unbestritten der bessere Sänger, und auch die Melodielinien des Gesangs passen sehr gut zu den Songs.

Wenn die Band die Veröffentlichungsabstände zwischen den Alben beibehält, wird das nächste Album wohl erst im Jenseits das Licht einer anderen Welt erblicken. Ich bin gespannt, ob sich die Band an der Livefront gereifter, tighter und qualitativ verbessert zeigt, und auch vermehrt wieder auf die tollen Klassiker zurück greifen wird. Dieses Album hier gehört definitiv in die Sammlung eines jeden Fans der Band. Für die Jäger und Sammler wird ebenfalls das dazugehörige Programm geliefert. Das Werk wird in drei limitierten Vinylversionen, einer streng limitierten Kassettenversion und natürlich auf einer hundsgewöhnlichen CD zu erstehen sein.

The revelation will continue, hail the king of kings.

Wertung: 8/10
Autor: Steph Bachmann