TYSONDOG – midnight

Die idyllische Region Newcastle Upon Tyne ist uns durch diverse Fährfahrten vor dem Brexit (und einer danach, Anm. d. Red.) noch gut in Erinnerung. Eine tolle Gegend, eine tolle Stadt, aus der auch richtig gute Metal Bands kommen. Tysondog ist eine davon und jeder, der sich etwas mit britischem Heavy Metal auseinandersetzt, kommt um dieses Urgestein nicht herum. Ihre beiden Alben Mitte der Achtziger „Beware Of The Dog“ und „Crimes Of Insanity“ können wohl als Meilensteine bezeichnet werden. Dies waren die Hochzeiten der Band und wie viele „alte“ Bands kamen auch Tysondog um die 2010er aus der Versenkung zurück. Ihr drittes Album „Cry Havoc“ ging etwas unter, so habe ich es auch nie gehört. Nun ist es an der Zeit für den Nachfolger „Midnight“. Die letzten beiden Urmitglieder Kevin Wynn und Paul Burdis haben mit Alan Ross, dem Sohn von NWoBHM Legende Brian Ross einen neuen Fronter gefunden. Dieser ist auf dem aktuellen Release leider noch nicht vertreten. Aber zurück zum Thema: Das vierte Werk der Ostengländer umfasst neun Songs, die auf rund neununddreißig Minuten Spielzeit kommen.

„Battalion“ heißt der erste Track mit seinem interessanten, recht modernen Intro. Ein abwechslungsreicher Midtempo Track, der mich aber nicht sonderlich vom Hocker haut. Solide Leistung aller Musiker, denen es aber etwas an Durchschlagskraft fehlt. Auch der Folgesong „It Lives“ dümpelt ohne große Highlights vor sich hin. Tysondog versuchen, den alten Spirit in ein neues Gewand zu packen und setzen auf eine fette Produktion mit einem recht modernen Sound. Dieses Konzept ist bei anderen „alten“ Helden leider schon nach hinten losgegangen. Der stampfende Titeltrack lässt mich zum ersten Mal wirklich aufhorchen, mit seiner spannenden Songstruktur und tollen Breaks. Das Gitarrensolo zum Beginn von „Defiant“ klingt auch recht vielversprechend und tatsächlich: Der Song ballert mal gut nach vorne und ist mein Highlight bis dato. Mit „Paper Cuts“ haben die Fünf Insulaner eine schicke Halbballade an den Start gerollt, der „Midnight“ etwas mehr Tiefe verleiht – coole Nummer. Ein letzter Höhepunkt ist das schleppende „Waiting For God“, das mit mächtig Vielschichtigkeit aufwartet, was aber meine Meinung nicht mehr groß umstimmen kann.

Tysondog haben mich mit ihrem vierten Album leider nur selten erreicht. Technisch einwandfrei, die Produktion ist amtlich, aber mir fehlt einfach der letzte Aha-Effekt. Aber diese Band war für mich auch immer eine Liveband, bei der sie mich einige Male begeistert haben. Macht euch selber ein Bild von „Midnight“. Bei mir bekommt der Longplayer noch ne Chance, bevor er im digitalen Nirvana endet.

Wertung: 7/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen