URIAH HEEP
Essen, Lichtburg, 12.09.2022
Das ist noch gar nicht so lange her, da haben wir hier die Vorpremiere zu Daniel Hofmanns Dokustreifen „Total Thrash“ gesehen. Die Lichtburg in Essen ist das älteste Kino in unserem Lande und mit 1250 Plätzen im großen Saal auch nicht das Kleinste. Dazu passt natürlich ein Dinosaurier wie Uriah Heep wie die Faust aufs Auge und schnell war klar, sich diesen Termin besser mal im Kalender zu markieren, um diesem Happening beiwohnen zu können. Außerdem feiern die Briten grad ihr 50. Jubiläum. Eigentlich das 52.,wegen der uns allen bekannten Verschiebung. Die zuletzt verstorbenen, Keyboarder Ken Hensley und Drummer Lee Kerslake, waren schon viele Jahre nicht mehr im Line-up; die Band spielt seit 2014 in dieser heutigen Besetzung. Damit hat jetzt das letzte verbliebende Gründungsmitglied Mick Box alle Fäden in der Hand. Das aktuelle Album „Living The Dream“ stammt noch aus 2018, aber auf dieser Tour kümmert man sich mehr um die Songs der kompletten 52 Jahre.
Vorweg wird ein kleines Filmchen gezeigt, ein Zusammenschnitt von prominenten Gratulanten zum Fünfzigsten, die mit ihren Handyaufnahmen Glückwünsche senden. Mit dabei waren ein messerwerfender Alice Cooper, Steve Harris, Brian Tatler, Judas Priest, ein schief querflötenspielender Ian Anderson und noch einige mehr, manche sogar ohne Sonnenbrille. Die ein oder andere Präsenz wurde von den Anwesenden bejubelt.
Pünktlich zur Tagesschauzeit nimmt der Fünfer vor dem Vorhang Platz und steigt mit „Circus“, „Free Me“ und dem frühen Cover „Come Away Melinda“ in einen Akustikset ein. Letzteres haben auch zur selben Zeit ihre Landsleute von Ufo gecovert. Ein Medley aus drei Stücken ihres 1972er Paradealbums „Demons And Wizards“ , namentlich „The Wizard“, „Paradise“ und „Circle Of Hands“ macht schon Laune, nur hätten wir besonders Letztgenanntes laut und komplett gehört. Zum Schluss des Sets konnte „Lady In Black“ den Saal noch zum Singen anhalten, als die Band schon die Bühne verließ. Auf jeden Fall bewegte der Song alle zum Stehen, schließlich erklärte Mick ein problemloses Aufstehen, weil die Stühle beim Hinsetzen noch da sein würden. Somit stellte Uriah Heep sich selbst als eigene Vorgruppe und nach einer Pause von einer halben Stunde wurde es dann für etwa einhundert Minuten unter besten Soundbedingungen fein laut.
Das zackige Riff von „Aainst The Odds“ vom „Sea Of Light“ Album eröffnet kräftig, noch bevor der Vorhang komplett gefallen ist. Der Fünfer kommt umgezogen zurück und mit dem Klassiker „Travellers In Time“ hat das laute Programm seine Fahrt aufgenommen, dass spätestens bei „Stealin“ das Publikum von alleine funktioniert. „Rainbow Demon“ gleich hinterher, nett dazu die bunt beleuchteten Rauchsäulen. Nach einem mitreißenden „Too Scared To Run“ vom oft unterbewerteten 1982er „Abominog“ Album folgt das von Bernie irrtümlich zuvor schon angesagte „Wiseman“. Zunehmend gewinnt die Setlist an klassischen Krachern wie „Sweet Lorraine“, „Return To Fantasy“ und „Sunrise“, was ein Hitfeuerwerk“. Auch „Free ‚n Easy“ wurde berücksichtigt und ein intensives „July Morning“, die originalen Keyboards spielte auf dem 1970er Debütalbum übrigens Manfred Mann, lässt beobachten, dass hinter uns niemand mehr auf seinen Plätzen sitzt. Auf der Bühne läuft viel über Mick, der noch einmal die bequem sitzenden Gäste zum Mitmachen auffordert. Als Zugaben tun die Songs „Taste My Heaven“, „Gypsy“ und „Easy Livin“ ihr übriges und lassen ein ziemlich cooles Konzert in einer ebenfalls sehr coolen Location zu Ende gehen.
Und was fehlte jetzt, was hätten wir gerne noch gehört? Vielleicht „Rich Kid“ oder „On The Rebound? Aber ganz sicher „Look At Yourself“, das der Fünfer derzeit zwar definitiv im Programm hat, nur heute leider nicht zum Besten gab.
Autor & Pics: Joxe Schaefer