VENOM – storm the gates

Bei dem Namen Venom muss man ja inzwischen schon genau hingucken, was man da auf die Ohren bekommt. Sind es nun Venom Inc. um Mantas und Abaddon, oder doch die wohl für viele wahren Venom, um Mastermind Cronos… Bei dem vorliegenden Output handelt sich tatsächlich um letztere, also Cronos, Rage und Dante, die in dieser Kombination seit 2009 aktiv sind. Die Querelen der späten 90er und frühen 2000er um die Namensrechte und Besetzungen haben in meinen Augen dem  Namen Venom doch ziemlich geschadet. Egal – Schwamm drüber, denn mittlerweile sind wohl alle Ur-Mitglieder mit ihrer momentanen Situation zufrieden und können sich wieder voll auf das Wesentliche kümmern, nämlich die Musik.

Das Ergebnis ist, wenn ich richtig gezählt habe, das fünfzehnte reguläre Studioalbum der Briten aus dem beschaulichen Newcastle. Auffällig ist die lange Spielzeit von dreiundfünfzig Minuten, verteilt auf 13 Songs. Dennoch überkommt mich gleich von Beginn an ein vertraut, wohliges Hörgefühl. Die Produktion klingt sehr oldschoolig und der Sound drückt schön die Falten aus dem Gesicht. Das Trio hat es zumindest mal wieder geschafft, die Punk-Attitüde gut umzusetzen und rüber zu bringen. Cronos ist erstaunlich gut bei Stimme und auch sonst klingen die ersten Akkorde doch recht rund.

Der Songtitel des Openers “Bring Out Your Dead” erinnert mich spontan an eine Szene aus Monty Pythons “Ritter Der Kokosnuss”. Ein gut rollender Song, eingängig und einladend, unmittelbar mit Kopfwackelbewegungen zu beginnen. Venom waren ja noch nie für besonders ausgefeilte Songstrukturen bekannt, das beweisen sie hier mal wieder aufs Neue, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil, für mich ist “Storm The Gates” ein Album, das “Back To The Roots” geht, aber trotzdem frisch klingt. Weitere Anspieltips sind: Das doomig, rhythmische “100 Miles To Hell“, das experimentelle “Over My Dead Body”, in dem man sich in ruhigen Parts versucht und “Destroyer”, was mich etwas an “Warhead” erinnert.

Venom werden mit “Storm The Gates” keinen Innovationspreis ergattern, haben aber zumindest doch mal wieder einen Achtungserfolg erzielt. Dass die Jungs kein zweites “Welcome To Hell” oder “Black Metal” raushauen ist klar, dennoch haben sie mich mit dem neuesten Rundling echt überzeugt und es geschafft, den alten Spirit einzufangen.

Wertung: 7/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen