Vio-lence, Xentrix, Whiplash, Artillery

Hamburg, Kulturpalast 24.11.2022


Es ist mal wieder so weit: Die Bambi Galore Jungs und Mädels können noch mal die große Bude aufmachen, denn es hat sich ein fettes Thrash Paket angekündigt. Das Besondere dabei sind wohl die US-Thrasher Vio-Lence, die seit Ewigkeiten nicht mehr in Deutschland unterwegs waren. Außerdem hat man Whiplash auch schön länger nicht mehr hier in der Gegend gesehen. Also war schnell klar, dass man das nicht verpassen sollte! Wie gewohnt werden erstmal hunderte bekannte Gesichter vor der Halle begrüßt und sogar Leo von Space Chaser hat sich für die Sause aus Berlin auf den Weg gemacht.

Mit Lecker Bier bewaffnet, geht’s dann also mal vor die Bühne wo Artillery gerade loslegen. Die Dänen sind wohl die einzige Band aus dem Billing, die man in Europa häufiger mal auf Festivals bestaunen kann. So richtig ins Staunen komme ich aber nicht. Das ist alles gut gespielt und man merkt, dass die Songs Sinn machen. Aber irgendwie komm ich nicht so richtig rein. Das liegt sicherlich besonders am schwachen Sound, für den der mitgebrachte Mischer verantwortlich ist. Leider bekommt der das auch bis zum Ende nicht so richtig in den Griff und man kann die Klassiker wie „Terror Squad“ nur mit angezogener Handbremse genießen. Es gibt nen kleinen Moshpit, also son paar Die-Hard-Artillery-Fans sind doch dabei. Sänger Michael Bastholm Dahl macht auch als Showeinlage immer wieder irgendein Fußballstadion-Gebahren, was in meinem Umkreis eher befremdlich aufgenommen wird. Ganz netter Anfang für den Abend, aber da ist noch Luft nach oben.


Irgendwie war ich irritiert, da ich erwartete, dass als nächstes Xentrix spielen und nicht schon Whiplash, daher komme ich überrascht in den ersten Song von Whiplash gestolpert, die direkt mit dem Klassiker „Last Man Alive“ vom `86er „Power and Pain“ Album loslegen, geil. Leider passt der Sound immer noch nicht so richtig. Das ist jetzt aber das letzte Mal, dass ich darauf motze, denn gegen Mitte des Sets bekommt der Soundmann endlich die Kurve. „Walk The Plank“ vom „Ticket To Mayhem“ Album ballert richtig stark und später nehmen es einige Maniacs beim Stagediven dann sofort wörtlich. Bei dem Moshpit, der hier jetzt abgeht, soll man merken, dass es schwer wird, Whiplash heute Abend zu überbieten. Den Abschluss bildet dann „Power Thrashing Death“ und man schiebt sich nach Luft japsend in die Kälte, um den Schweiß einzufrieren.


Als die England-Thrasher Xentrix loslegen, merkt man schnell, dass das alles von sehr hoher Qualität ist. Xentrix ist aber nunmal auch eine Art Musik, auf die man stehen muss, Stumpf-Thrash-Fans wie ich haben es hier eher schwer. „Black Embrace“ vom „For Whose Advantage“ Album und auch „Questions“ als dritter Song, holen mich persönlich noch nicht so ab. Allerdings sehe ich sehr viele begeisterte Gesichter. Das bleibt bei mir auch so, bis dann zum Abschluss „No Compromise“ aus den Boxen schallert, da muss selbst ich mal die Rübe schütteln. Man kann Xentrix wirklich nichts schlechtes nachsagen, das war eins a gespielt und für zwei Drittel des anwesenden Publikums auch augenscheinlich ein ordentlicher Abriss. Prima!


Endspurt: Jetzt wissen alle, dass es um die Wurst geht: Endlich treten Vio-Lence auf die Bretter. Und wie! Es geht direkt mal mit „Eternal Nightmare“, dem Titeltrack vom gleichnamigen `88er Album los, gefolgt von „Serial Killer“ vom selben Album. Oh leck, überleben wir das? Es macht allen Anwesenden sichtlich Spaß und der Moshpit wird immer größer und größer. Sean Killian ist richtig gut drauf und hat sichtlich Bock auf das Hamburger Publikum. Auch der nächste Song soll vom „Eternal Nightmare“ Album sein und „Coroner“ heißen, bevor mit „Officer Nice“ und „I Profit“ mal was von „Opressing The Masses“ kommt und man weiß gar nicht was jetzt geiler ist. Die Gitarre geht richtig steil nach vorne, der Bass ist gut zu hören und die Drums ballern ultra, besser geht fast nicht. Zum Schluss dann noch „Phobophobia“ und „World In A World“ und wir alle gehen mit nem breiten Grinsen aus der Halle. Wat ne Wucht. Ein wunderbarer Thrash-Abend mit einem wirklich nicht alltäglichen Paket. Das haben wir uns aber auch verdient wie ich finde! Bitte mehr davon und auch immer bitte im Kulturpalast (bzw. Bambi) in Hamburg anhalten, ist und bleibt einfach einer der besten Läden mit den besten Leuten in Hamburg, Deutschland, Europa…ja der Welt! Prost! (Janosch Besen).

Autor: Janosch Besen
Pics: Jan Bünning ( https://www.instagram.com/janbuenning/ )