WARREL DANE – shadow work

„Life is torture, maybe we‘re not immortal” – Die Zeile aus dem Opener „Madame Satan” klingt schon fast wie eine self-fulfilling prophecy. Es haben wohl viele damit gerechnet, dass Warrel Dane wohl nicht mehr viel Zeit bleibt, hatte er doch in den letzten Jahren körperlich sichtlich abgebaut. So hatte er wohl auch selbst die Ahnung, so seine brasilianischen Bandkollegen, dass „Shadow Work“ sein letztes Album werden könnte. Dieses posthum aus verschiedenen Aufnahmesessions und Pre-Recordings fertiggestellte Album ist vor allem eins: düster. In den Texten sowie der Musik spiegelt sich die zerrissene sowie von Krankheiten und Süchten belastete Persönlichkeit Danes wider.

Was er daraus künstlerisch macht, ist große Klasse. Auch wenn er gesangstechnisch nicht mehr perfekt klingt, so hat seine Stimme doch nichts von ihrer einzigartigen Magie verloren. Warrel versteht es wie kein anderer, Emotionen zu transportieren und singt, schreit und flüstert sich durch die acht Stücke. Der vorhin schon erwähnte Opener, nach dem schönen Intro „Ethereal Blessing“, ist ein toller Einstieg und man fühlt sich hin und wieder in selige Nevermore Zeiten versetzt. Natürlich ist Thiago Oliviera kein Jeff Loomis, aber die Band ist auf diesem Werk durchgehend solide und liefert doch einige Highlights ab. Natürlich immer im Vordergrund steht Warrel Danes Gesang, der auch für dieses Album wieder großartige eingängige und melodische Refrains geschrieben hat, wie in „As Fast As The Others“, welcher der einzige Song des Albums ist, der auch auf Danes erstem Soloalbum „Praises To The War Machine“ hätte stehen können. Die Lyrics über einen alten Schulfreund von Warrel spiegeln die helle Seite seiner Persönlichkeit wider und sorgen zusammen mit den nachher hinzugefügten Chören, eingesungen von einigen Freunden Danes, für Anflüge von Gänsehaut. Die zweite Hälfte des Albums enthält mit dem Titeltrack und dem The Cure Cover „The Hanging Garden“ zwei Highlights von „Shadow Work“. Einzig mit „Rain“ werde ich auch nach etlichen Durchläufen nicht so richtig warm.

Die Produktion ist doch etwas zu modern geraten, der Sound knallt jedoch gewaltig. Das Album ist insgesamt schwer verdaulich, weil die Musik doch teilweise recht sperrig ist und die Stimmung insgesamt depressiv anmutet. Man merkt dem Album an, dass Warrel in den letzten Jahren auf „Dead Heart“ – Tour war und Nevermore Bezüge scheinen immer wieder durch, weshalb wohl Warrel Dane Fans es nicht allzu schwer mit der Komplexität des Materials haben dürften, wohl aber mit der düsteren Stimmung, da man hoffnungsvolle Momente vergeblich sucht.

Streicher kündigen den womöglich (Thiago Oliviera deutete auf Facebook an, dass es noch mehr Material geben könnte) letzten Song Warrel Danes außergewöhnlicher musikalischer Karriere an. „Mother Is The Word For God“ entwickelt sich nach einem ruhigen Beginn zu einem knallharten Brecher, der den Übersong von „Shadow Work“ darstellt. Eingerahmt von dem ruhigen Ein- und Ausklang gibt es von rasend schnell bis brutal stampfend alles. Rasende Soli und Warrels wohl beste Gesangsleistung dieses Albums setzen den Schlusspunkt für das letzte Werk eines der außergewöhnlichsten Künstler unserer Zeit. We are not immortal, but you and your music are, Wally!

Wertung: 8/10
Autor: Dominik Herr