WITCHTOWER, MORTAL PERIL, 4 KINGS, DEATHALATION

Wuppertal, Underground, 20.08.2023


Die undankbare Aufgabe des Openers kommt auf diesem Bergisch Metal Wuppertal Deathalation aus Bochum zu. Für fünfzig Minuten haben sie hier die Gelegenheit, uns ihr thrashiges Material vorzuspielen, denn einen Tonträger von ihnen gibt es noch nicht. Aber von der ersten Minute an sind immerhin schon ab „Demon Kings“ zwei Banger vor der Stage. Zu beobachten gibt es einige Seitenwechsel und  Synchrongebange. In den bestimmt nicht zu knapp ausgefallenen Ansagen können wir locker Songtitel wie „Blood Red Sky“ oder „Crown Of Creation“ mitschreiben. Letzteres rattert rhythmisch los und der Fünfer gewinnt noch ein paar gereckte Hände dazu. Ein paar zarte Klänge lockern auf, obwohl das Riffwerk eh schon ziemlich abwechslungsreich gestaltet wird und man die Songs auseinanderhalten kann. Ein höherer Melodieanteil, nicht zuletzt durch messerscharfe Leadgitarre von Marc, trägt dazu bei. Nicht lange, nachdem „Fake News“ als letzter Song angekündigt wurde, hören wir Rufe nach mehr, und die ergeben die zerbombte Zugabe „Caught In A Mosh“ von Anthrax, wozu ihr Shouter Ausflüge durch das nicht zu dichte Publikum unternimmt.


Irgendwie war zunächst gar nicht so ganz sicher, welche Band nun als nächstes dran sein soll. Nicht übersetzt wurde, ob der Zufallsgenerator zugeschlagen hat, eine Flasche gedreht wurde oder sich die 4 Kings freiwillig bereit erklärt haben. Zwar heißen sie so, sind aber zu fünft. Da sie eine Bassistin im Line-up haben, mag das wohl wieder hinkommen. Königlich selbstbewusst schon mal die Ansage mit dem Mikrofon in der Faust: „Wir sind aus Köln, die Stadt, dieses Mal Meister wird!“ Jo, kann tatsächlich sein, in irgendeiner Disziplin bestimmt. Den Pokal für den klarsten Sound bekommen sie aber leider nicht, denn der dröhnt allerorts durchgehend brummbreiig ins Gehirn, lässt aber einen thrashigen Corefaktor erkannbar. Cool dagegen das keinesfalls zu kurze Drumsolo, aber die heiße Luft hier im Laden drückt und bis „Under My Skin“ haben wir es geschafft, dem Treiben beizuwohnen, dann sind wir raus vor die Tür zum Luftschnappen.


Nun ist die nächste Band der Hauptgrund unserer heutigen Anreise, denn die sympathischen Jungs haben wir vor Jahren mal eingeladen, unsere kleine Stammkneipe in Dortmund schön mit Geholze zu beschallen. Nun wollen Mortal Peril hier nicht zum Schluss spielen, weil wohl wer aus der Band morgen arbeiten müsse. Na gut, der Vierer punktet eh zu jeder Uhrzeit und amtlicher Oldschool Thrash geht sowieso immer. Die Dreiviertelstunde ihres ersten Mals in Wuppertal versetzt uns gleich wieder in gewohnte Schwingungen und Shouter Jan kommt vorneweg mit freiem Oberkörper. Das „Warchild“ rüpelt und der Sound knallt und scheppert wesentlich klarer als bei der Band zuvor. Also wird in der ersten Reihe derbe gebangt und wir würden lügen, wenn wir behaupteten, keinen Bewegungsdrang zu haben. Auch auf der Bühne passiert was, besonders Jan verausgabt sich, hat offensichtlich mächtig Spaß und bringt fundierte Ansagen. Dabei ist gerade er es, der in Kürze geht und sich musikalisch zur Ruhe setzen wird. Trotz vereinzelter Zugaberufe muss Schluss sein, doch wir werden mal die Dinge im MP Personalkarussel beobachten, denn irgendwie muss es einfach weitergehen. Zumal wir einen zünftigen Albumnachfolger von „Digital Idol“ benötigen!


So, jetzt wird es ernst. Was ein Glück, dass gerade Witchtower aus Kalkar den Headliner stellen, denn bei dem Fünfer passiert im Publikum am meisten. Auch hier im Tal scheint sich die Meute auf die Band zu freuen, deswegen gibt schon Hey-Rufe im Soundcheck, während Gitarrist Benny schon für Fotos im Zuschauerraum zur Verfügung steht. Die Death Thrasher spielen in dieser Besetzung fast zwanzig Jahre zusammen und gehen gleich ab. Das alles kommt wesentlich zackiger als noch 2019 in Bergkamen oder wie 2018 in Dortmund. Die Jungs haben nämlich auch schon mal in unserer Stammkneipe gespielt, jaja. Gerade losgelegt, wechselt Benny häufig die Bühnenseiten und besucht seine Bandkollegen zum fröhlichen Doppelbangen. Kurz vor Schluss bringen sie den neueren Song „The Dead And The Scythe“, ihr Beitrag vom NRW Death Metal Sampler. Das Publikum macht gediegen Rabatz und der Fünfer gibt mit Songs wie „Gasoline Demons“ und „Absolute Diabolic Dynamite“ nochmal gut Gas, dass wir mit Fug und Recht behaupten können, hier passiert heute am meisten Action vor und auf der Stage. Shouter Ralf meint, es würde sich heute anfühlen wie ein Heimspiel und bedankt sich zigmal bei den Fans, und sie kommen mit der Zugabe „The Evil Rocks Like Hell“ auf fünfzig Minuten Spielzeit. Was für ein cooler Konzertabend in dieser coolen Location, die aber angeblich sehr bald für immer schließen wird.

Autor & Pics: Joxe Schaefer