WOLF – shadowland

Siebenundzwanzig Jahre nach ihrer Gründung legt Nik Stalvind mit seinen Wolf das neunte Album vor. Weil das im Schnitt alle drei Jahre bedeutet, muss man schon von einer gewissen Kontinuität sprechen, zumal die Schweden in der ganzen Zeit nie lange fort waren. Das Schattenland beinhaltet viel Gewohntes, aber auch ein paar Neuerungen. Erwartet haben wir ein typisches Thomas Holm Artwork, das diesmal noch farbiger ausgefallen ist. Warum nicht, zumal bislang noch keines der neun Wolf-Alben in dominierendem Gelb/Rot verpackt wurde. Das Line-up blieb konstant und ist dasselbe wie auf den genau zwei Jahre alten, und bislang live unpromoteten Vorgänger „Feeding The Machine“. Wieder einmal hat sich Gitarrist Simon Johansson um die komplette Produktion gekümmert, die modern, druckvoll und mit Biss ausgefallen ist. Damit dürfte Mister Jens Bogren sich als abgelöst betrachten dürfen. Und nun gehen wir mal die einzelnen Songs durch:

Gleich der treibende Uptemporocker „Dust“, erste Singleauskopplung, stellt den Opener und das wahrscheinlich geilste weil eingängigste Stück der Scheibe. Allerdings haben die zehn weiteren Stücke inklusive Bonustrack ebenfalls was zu bieten, und die nehmen wir uns auch noch einzeln vor.

Es treibt danach das zügige „Visions For The Blind“ straight voran, besitzt
dezente Chöre und eine unaufgeregte Chorusline. Das Schlagzeug lässt es im Karton rappeln und an dieser Stelle dürfen wir den nicht mehr ganz neuen Drummer Johan Koleberg vorstellen, der bereits bei Lion’s Share und Therion trommelte.

Das rhythmische „The Time Machine“ ist mit über sechs Minuten Länge der epischste Track, fährt im Tempo ein Zahn runter, verfügt über einen sehr catchy Refrain und die tiefere Stimme von Nik macht abermals, wie sehr häufig auf diesem Album verwendet, immer eine gute Figur. Der Mittelteil lässt dem Bass freien Lauf und auch hier können wir gleich noch einen relativ neuen Zugang erwähnen, nämlich King Diamond Tieftöner Pontus Egberg, der auch auf den Soloalben von Mister Ronnie Atkins zu hören ist.

Die mit dreieinhalb Minuten kürzeste Nummer „Evil Lies“ kracht maidenmäßig rein, hat frickelige Gitarren und viele Leadarbeiten. Auch hier glänzt Nik wieder mit seiner tieferen Stimme und wenn der Track selbst etwas griffiger wäre, könnten wir uns schneller dran gewöhnen.

Analog zum Titel fährt “Seek The Silence” mal etwas runter, besitzt aber Facetten wie ein plötzliches Off-Break und ein Luftholen von Nik. Also der Song wird noch öfter gehört werden, allein schon deswegen, weil der Refrain einfach kleben bleibt. Einer der Stärksten des Albums.

So auch die Riffs und Vocallines im Titeltrack und zweiter Auskopplung „Shadowland“, der an Position sechs stationiert wurde. Hier kommen noch Taktverschiebungen dazu und ein markanter Solopart für Niks roughe Stimme. Die neue Rhythmusabteilung bringt sich ein und hinterlässt merklich Spuren.

Dagegen wirken die Ripp-Offs von „The Ill-Fated Mr. Mordrake“ unheimlich straight, fast schon eine Erlösung … war anfangs etwas skeptisch, aber dieser Song wirkt durch seine geile Straightness, trotz ein paar Synths im Back. Untypisch für Wolf, aber die zackig rhythmische Gitarre reißt alles raus und man darf sagen, wir hören hier eines der Albumhighlights.

Ausgerechnet jetzt kommt ein Song mit dem Titel “Rasputin” raus, worin der Name des dortigen Staatsoberhauptes steckt, aber mehr auch nicht. Auf jeden Fall wird man diesen Chorus und das screaming Guitarsolo wiedererkennen, so viel steht fest.

Selbstbewusst knallt tempoforciert „Exit Sign“ rein, ein Uptempokracher mit Mitwippgarantie, wirkt auch wieder mit tieferer Stimme im relaxten Chorus nicht minder catchy und regt zum wiederholten Auflegen an. Durch solche Uptempogranaten sind Wolf bekannt geworden und ganz offensichtlich haben sie das noch drauf, ebenso wie raffinierte Soli mit Aussage.

Gegen Ende zieht der eigentliche Abschließer “Into The Black Hole” noch einmal zügig voran und noch einmal driftet der Chorus mehr zur tieferen Stimme. Das Finale eines Wolf-Albums ist immer ein kleines Highlight, und deswegen dürfen wir gespannt sein, was die sechs Minuten vom Bonus “Trial By Fire” für uns bereit halten. Zügig gestartet, geht es mit Midtempo in den Vers, wird wieder zügig zum Schluss und endet plötzlich … Warum das granatenstarke Teil ‚nur‘ als Bonustrack auserkoren wurde, ist mir ein Rätsel. Ein sehr auffälliges Teil, das Zweitlängste auf dem Album. Wahrscheinlich genau deswegen, weil es aus dem Kontext hervorsticht. Jedenfalls haben wir festgestellt, dass wir alle dieses „Trial By Fire“ gleich noch einmal hören wollten.

„Shadowland“ wurde mehr als nur das nächste Wolf Album. Trickreiche Ideen und kleine versierte Einschübe haben das Songwriting verfeinert. Man darf gespannt sein wie das alles live klingen wird. Und das erleben wir hoffentlich bald. Bleibt abschließend nicht mehr viel anzumerken. Vielleicht, dass die Platte zum Glück wieder keine Ballade enthält, eine Tradition bei den Schweden, mit jedem Durchlauf wächst und eine Steigerung zum Vorgänger darstellt. Das Vinyl (übrigens serienmäßig schön mit CD-Version ab Werk anbei, was sich eigentlich für jede Vinylveröffentlichung gehört) ist selbstredend bestellt!

Wertung: 8,5/10
Autor: Joxe Schaefer