WRETCH – man or machine

Nachdem mein Puls kurz in unmenschliche Höhen geschossen ist, da ich meinen Kaffee auf meinem Laptop verteilt habe, ist nun alles wieder im Lot und ich kann meiner liebsten Beschäftigung am Sonntagmorgen nachgehen, Reviews zu schreiben.

Als nächstes steht eine Band aus den Vereinigten Staaten auf dem Zettel, die bei uns leider nie wirklich große Erfolge verbuchen konnten. Absolut unverständlich, dass Wretch in unseren Breitengraden so wenig Beachtung finden. Das letzte Mal habe ich sie auf ihrer gemeinsamen Tour mit den schwer talentierten Split Heaven bewundern dürfen und das gleich zweimal.

Selten habe ich eine Band gesehen, die live so eine Energie verbreitet, wie das Clevelander Quintett. Dass ihnen Deutschland wichtig ist, zeigt sich unter anderem daran, dass „Man Or Machine“ bereits das dritte Album in Folge ist, was auf Pure Steel Records erscheint. Als Hommage an das Label haben Wretch sogar einen Titel mit dem Namen „Schwarzenberg“ auf den aktuellen Rundling gepackt, der Ort, in dem Pure Steel ansässig sind. Ein echter Ritterschlag.

Auch auf dem vierten Wretch Album wird dem geneigten Metal Fan ein Feuerwerk an Power / Thrash Metal um die Ohren gehauen, dass es nur so kracht. Passend dazu auch, das martialisch, düstere Cover mit einem Roboter, der eine leuchtende Sense schwingt.

Gleich zu Beginn des knapp dreiviertelstündigen Werkes stechen die kernigen Gitarren und der bestens bei Stimme befindliche Juan Ricardo beim Titeltrack ins Ohr. Spätestens jetzt weiß man, dass der Begriff Power Metal hier absolut zu Recht verwendet wird. Abwechslungsreiche Hooks, getragen vom vielschichtigen Gesangstalent Juan, versprühen eine unbändige Energie. Nicht minder kraftvoll geht es bei „Destroyer Of Worlds“ vonstatten. Für meine Empfindung könnte der ansonsten makellose Sound etwas dominantere Gitarren vertragen. Die beiden Saitenhexer Michael Stephenson und Nick Giannakos stechen durch starke Gitarrensoli hervor, kommen aber ansonsten etwas zu kurz. Eines der großen Highlights auf „Man Or Machine“ ist wohl das Judas Priest Cover „Steeler“. Die Jungs verleihen dem Song auf ihre ganz eigene Art ein neues Gesicht, ohne das Original einfach nur zu kopieren. Geile Nummer, die mich sofort zum headbangen animiert.

„Requiem Aeternam“ ist die nächste starke Nummer mit ihren eingeschobenen ruhigen Strecken, die abgelöst werden von einem Gewaltausbruch, bei dem jedes Bandmitglied zeigen kann, was in ihm steckt. Da bleibt bereits beim ersten Durchlauf einiges hängen, besonders der Refrain ist ein Hinhörer. Dann folgt mit „The Inquisitor“ Trilogy, eine zusammenhängende Story, die aus drei Einzeltracks besteht. Zum wieder runterkommen nach so viel Power und Thrash Metal haben Wretch sich entschlossen, den Titeltrack noch ein zweites Mal auf den Silberling zu pressen, dieses Mal aber in einer Akustikversion. Nicht mein Ding, aber dennoch muss ich sagen, dass die Jungs das super umgesetzt haben.

Wow, mit „Man Or Machine“ haben Wretch es geschafft, den eindrucksvollen Vorgänger „The Hunt“ noch zu toppen. Diese Scheibe darf sich kein US Metal Fan entgehen lassen. Hier ist für jeden was dabei, denn die Clevelander haben es geschafft, Power und Thrash Metal auf ihre eigene Art zu einer echt starken Symbiose zu vermischen.

Wertung: 8,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen