Metal And Hell
Essen, Turock, 16.11.2024
Der für Running Maiden eingesprungene Opener eröffnet auf der Turock Bühne pünktlich um 15:00 Uhr nachmittags den Reigen des “Metal And Hell” Festivals mit einem Song ihres Demos. Und was macht die Meute vor der Bühne? Steilgehen natürlich. Der Basssound könnte besser sein, das Turock schon voller und der Pegelstand höher. Alles egal, denn Axetasy aus Stuttgart liefern amtlich ab. Speed Metal vom Feinsten hauen uns die jungen Vier um die Ohren und da darf es auch mal ein ruhiges Gitarrensolo wie bei “Voidcrawler” sein. Nach vierzig Minuten ist Schluss und man freut sich auf das Debüt-Album im frostigsten aller Monate. (Martin Hil).
Na gut, einigen Gesichtern sieht man heute den Vorabend an, aber nach ein paar Bechern gibt sich das. Und wer grad oben im Cafe einen bequemen Sitzplatz auf der Couch gefunden hat, aber auch die nächste Band sehen will, muss sich entscheiden und kommt in die sprichwörtliche Bretagne … Dingens. Jedenfalls kommen die vier Franzosen von dort, die grad so ziemlich obercool und urgroovig schleppende Phasen und bulliger Highspeed urtümlich und wulstig aneinanderreihen. So spielt dem Bandsound inklusive den zünftig tiefen Growls bei Sepulcre die örtliche Basslast der Location in die Karten. Eine absolut grandiose Darbietung sorgt am Nachmittag für die erste große Überraschung des Tages, die automatisch dazu führt, dass am Merch das Vinyl abgegriffen wird. Ein großes Ausrufezeichen und alle Daumen hoch für diese vierzig Minuten von Sepulcre! (Joxe Schaefer).
Eine der ersten Bands, die den Deep Purple Hammond-Sound wieder aufleben ließen und saugeil neu belebten, waren Michael Amott und seine Spiritual Beggars. Das war bereits vor gut dreißig Jahren und heute bekommen wir es mit einem Zweier aus Frankreich zu tun, welcher das ohne Gitarre in ziemlich Abgedreht auf die Spitze treiben. Die Tasteninstrumente und das Schlagzeug werden in der Umbaupause für Moundrag frontal gegeneinander in Bühnenmitte, seitlich zum Publikum aufgestellt, und genau so werfen sich die beiden Protagonisten unter viel Nebel auch die Duelle zu. Der Groove gefällt gut und so fällt der Jubel aus der Audienz laut aus, der zu gefallen scheint. Tatsächlich hat es das Brüder-Duo geschafft, so einige Gäste zu überzeugen, die ihre Daumen deutlich nach oben zeigen! (Joxe Schaefer).
Jetzt wird es richtig schnell. Diabolic Night geben mit viel oldschool Speed Metal Attitüde wie immer Vollgas. Das Publikum geht gut ab und feiert den Mix aus Speed/Black und Heavy Metal. Die Rhythmusfraktion, bestehend aus Drums und Bass, bilden das ideale Grundgerüst, sodass sich die beiden Gitarren die knallharten Riffs und geilen Soli gegenseitig zuspielen können. (Matze Fittkau).
Zu Diabolic Night wird es voll vorne und die Menge geht sofort mit, denn die Mucker kommen durch das hohe Tempo mit den Highspeed Leads auch richtig gut rüber. Zwar werden die Ansagen leiser gesprochen, wogegen der nach den Songs gespendete Applaus bald lauter erscheint, als es hier während der Songs schon ist. Starke Wahl, die Mannen um Kevin Heavy Steeler ins Billing gepackt zu haben, der immerhin noch Leute von The Night Eternal, Vulture und Sintage in seiner Livemannschaft vereint. Und die können mit Material aus den beiden Alben „Beyond The Realm“ und „Beneath The Crimson Prophecy“ auch nicht viel verkehrt machen, dass der Gig im vollen Turock zündet. Wer etwas anderes behauptet, hat wohl draußen geraucht. Sehr cooler Auftritt, gerne wieder! (Joxe Schaefer).
Konquest aus Italien sind die unbeliebteste Band des Festivals, verglichen zur Publikumsanwesenheit an heutigem Abend, aber weit gefehlt. “Time And Tyranny” als Opener passt leider perfekt in die heutige Zeit. Es folgen Songs der bisherigen zwei Alben, bis es einen neuen Song der klassischsten aller Metalbands des heutigen Abends gibt. Insgeheim wartet man schon auf die Hymne “The Night Goes On”, da erfolgt mit “Iron Maiden” ein passendes Tribut an den jüngst leider verstobenen Paul Di’ Anno, womit man nicht unbedingt gerechnet hat. Dafür geht die mittlerweile auch stärker vertretene Meute mindestens genauso ab wie beim bereits erwähnten Schlusstrack, der frenetisch aufgenommen wird. (Martin Hil)
Bevor irgendein sauberer Ton gespielt wird, lassen Nocturnal Witch erstmal kräftig das Rückkopplungsbiest toben. Danach spielen sie ihr Intro selbst, was schon mal sehr lobenswert ist. Denn sein Intro selbst zu zocken, macht auf jeden Fall immer wesentlich mehr Eindruck, als irgendetwas vor dem eigentlichen Opener aus dem Back abspielen zu lassen. Das ist vorab schon mal ein dicker Pluspunkt an die Thüringer Einheit, die sich definitiv auch als eine solche präsentiert. Ihr garstiger Oldschool Black Metal der alten Schule macht mächtig Laune pusht die Menge nicht nur vorn vor der Stage auf. Es gibt tatsächlich auch in der ganzen Halle so viele Fäuste hoch in der Luft wie bislang heute noch nicht. Wir blicken schließlich auf fünfzig kurzweilige Minuten ganz großen Kinos zurück und sind schwer begeistert! (Joxe Schaefer).
Mit Bütcher wird’s nochmal ähnlich schnell wie bei Diabolic Night! Bütcher haben vor Kurzem das neue Album “On Fowl Of Tyrant Wings” veröffentlicht und die neuen Songs harmonieren super mit Altbewährtem. Die Nebelmaschinen arbeiten auf Hochtouren, während die Band sich von einem Vollgassong zum nächsten arbeitet. Sänger R. Hellshrieker setzt dem Ganzen durch seine Bühnenpräsenz die Krone auf und lässt sich vom Publikum feiern. Zwischenzeitlich nimmt er die stählernen Speedmetalwheels, die als Bühnendeko dienen, von ihren Ständern und zelebriert den Metal! (Matze Fittkau)
Nach bislang sieben geilen Bands kommen wir nun zum Headliner (Ranger machen die Aftershow Party ;.)). Attic bringen das Album des Jahres “Return Of The Witchfinder” vollständig auf die Bühne! Diese ist wie gewohnt in einen alten Dachboden verwandelt worden. Das Intro “The Covenant” läuft vom Band, Katte, JP, Chris & Max Povver betreten die Bühne und beginnen den ersten Song “Darkest Rites”. Meister Cagliostro erscheint, platziert den Lattenjupp auf dem Altar vor den Drums und gibt Vollgas. Der Sound vor der Bühne ist sehr laut, aber dennoch differenziert und es lassen sich alle Feinheiten der Saiteninstrumente und der Drums heraushören. Die Band ist höchstmotiviert und perfekt eingespielt! Hier möchte ich besonders das Bassspiel von Chris hervorheben, der gemeinsamen mit JP das optimale Grundgerüst für die beiden Gitarren und den Gesang liefert. “Return Of The Witchfinder” ist mein meistgehörtes Album dieses Jahr, aber live kommt das Ganze nochmal intensiver rüber. Nach gut sechzig Minuten ist das Album durchgespielt und es folgen mit “Funeral In The Woods” und “The Headless Horseman” noch zwei Klassiker der ersten Platte. Das Konzert war ganz sicher eines der besten dieses Jahr. (Matze Fittkau)
Es ist halb eins in der Nacht. Das Programm läuft noch immer genau an der Schnur entlang und liegt exakt im Zeitplan. Daran konnte weder das noch in der Luft liegende, harzige Räucherwerk etwas rütteln, noch die aufwendigere Umbaupause wegen des Wegräumens von Kirchenmobiliar und anderem Gerümpel vom Auftritt von Attic. Was bei Ranger, noch immer einer unserer Favoriten, als erstes auffällt, der Vierer ist inzwischen ganz schön tight geworden. Wir haben die Finnen wohl lange nicht mehr live gesehen, zuletzt wahrscheinlich auf dem Muskelrock Festival in Schweden. Auf jeden Fall gehört das „Shock Skull“-Backdrop in mein Schlafzimmer, hat der Verfasser dieser Zeilen grad mal festgestellt, während davor die hellen Schreie kräftig grellen wie in „Speed And Violence“. In der Performance des Vierers gibt es weniger Rumgerenne, ihre Mucke ist ja auch schon schnell genug. Zwar hat sich das Turock inzwischen etwas geleert, aber es sind noch einige Fans da, die das nahezu pausenlose Oberspeedgeschrote mit „Black Circle“ und „Omen Of Doom“ abfeiern. Es wäre verwunderlich, hätte es da keine Ranger-Sprechchöre gegeben. „Nights Of Darkness“ und auch „Ranger“ werden von den moshenden ersten Reihen mitgegrölt und nach zweiundfünfzig absolut kurzweiligen Minuten kommt uns der Schluss ziemlich abrupt vor, obwohl die Uhr schon fast halb zwei zeigt. Das war ein grandioses Festival, freuen wir uns auf das Dying Victims Attack Vol. 3 im April und das Battle Cry zu Pfingsten. Bis dahin müssen wir es jetzt aushalten … ( Joxe Schaefer).
Autoren: Martin Hil, Matze Fittkau, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer