HUMILIATION, HATEDOTCOM

Essen, Don’t Panic, 07.09.2025


Dass wir heute im Don‘t Panic auflaufen, wo wir hier gestern schon amtlich zu Sad Iron, Secutor und Justify abgefeiert haben, war angesichts des heutigen Headliners völlig klar, denn bei der hochwertigen Oldschool Qualität von weit her geht man da hin, wenn die schon mal zu uns kommen. Vorweg spielen die corelastigeren HateDotCom, die wir schon so einige Male live gesehen haben. Sicherlich hätten wir uns musikalisch einen etwas passenderen Headliner gewünscht, aber man kann ja nicht immer alles haben. Der Fünfer eröffnet seine Matineeshow vor genau zwölf Gästen. Offenbar hat das Volk heute mehr Bock auf das sonnige Wetter draußen, denn der Lorenz knallt wie fast den ganzen Sommer nicht. Hier drinnen im kleineren Backyard Club sind noch angenehme Temperaturen. Aber in den Schweiß kommt hier noch keiner, auch wenn die Band tight abliefert. Während es hier auf der Bühne zwar durch Death und Thrash härtegradtechnisch passt, aber recht modern wie die Schreibweise ihres Bandnamens klingt, wird aus sicherer Entfernung zur Bühne zugehört. Wer von den Zuschauern selbst in einer Band spielt, klatscht nach den Songs als erstes, auch die Members von Humiliation. Die meiste Action kommt noch von Shouter Mario, der ebenfalls feststellt, dass offensichtlich alle auf den Headliner warten.


Und der kommt. Endlich Humiliation, die auf ihrer kurzen Tour zwischen Crispendorf und Breda hier in Essen Stopp machen, wo die Bühne von gestern noch warm ist, wie bereits oben erwähnt. Einige Besucher haben die Asiaten 2017 auf dem Party.San Festival live gesehen und sind deswegen heute wieder hier. Es werden sogar vereinzelt Humiliation Shirts getragen. Recht übersichtlich hier im Raum bei nicht mal zwanzig Nasen. Die Walze im Bolt Thrower-mäßigen Tiefendruck kommt in Fahrt und scheint, von ein paar Breaks abgesehen, unaufhaltsam durch Essen zu planieren. Zu rhythmischen Parts wird synchron gebangt, was sich bei vier Frontmatten auch lohnt, aber für Fotografen schwierig für bewegungsfreie Bilder wird. Einer der Frontleute bangt immer. Der warme Tiefengroove Sound bohrt sich durch die Schädel, Becken scheppern hindurch. Die eingespielte Truppe beeindruckt ungemein, holt uns alle ab. Shouter Shahrizam tätigt leisere sympathische Ansagen, gerne im Dialog mit den Fans, die auch ganz schön lauten Applaus spenden, dafür, dass nur eine überschaubare Menge anwesend ist. Seine eher zurückhaltende Konversation mit dem Publikum, das sich inzwischen etwas vergrößert hat, macht die Band nur noch sympathischer. Einer unserer Favoriten ist „Impending Death“ vom 2017er „No Escape“ Album, das zum Ende auch noch zu Liveehren kommt. Die Setlist umfasst zwei handvoll Songs, die aus fünfzehn Longplayern ausgewählt werden mussten; die fleißigen Veröffentlicher bringen nämlich jährlich ein neues Studioalbum. Mit „Operation Python“ endet der Auftritt nach fünfzig Minuten doch sehr plötzlich, und Shahrizam geht rum und bedankt sich bei den Gästen per Handschlag, dass sie dabei gewesen sind. So ein grandioses Unterfangen, dass am Merch ein Shirt und alles an Vinyl eingetütet werden musste. Ob wir die positive Stimmung weiter hoch halten können, wenn gleich im TV unsere Fußball Nationalmannschaft antritt, darf im Moment berechtigt angezweifelt werden. Dann lieber einen Trip nach Breda in Holland zum nächsten Humiliation Auftritt. Wenn Humiliation wieder zu uns kommen, sind wir ganz sicher wieder am Start!

Autor & Pics: Joxe Schaefer