COMANIAC – none for all

Comaniac gehören nach über zehn Jahren des aktiven Schaffens und drei klasse Alben mittlerweile zur Speerspitze der eher kleinen, aber feinen Schweizer Metal Szene. Nach dem noch merklich an Metallica und Kreator angelehnten Debütalbum “Return To The Wasteland” (2015) fand man mit “Instruction For Destruction” (2017) den eigenen Stil und lieferte während der Pandemie mit “Holodox” (2020) ihr bisheriges Referenzwerk in Sachen Techno Thrash ab. Mit “None For All” legt das Quartett um Shouter/Gitarrist Jonas Schmid nun ihr viertes Werk vor. Auch dieses Album ist wiederum eine echte Granate geworden, und führt einerseits die eingeschlagene Richtung des Vorgängers fort, überrascht andererseits aber auch mit einigen neuen Elementen. Mir gefällt die Entwicklung der Band aus Aarau sehr gut und ich schätze es, dass die Band nicht nur Songs abliefert, die man von ihr erwarten würde, sondern den Mut hat, neue Elemente in ihren Sound einzubauen. Bei den beiden unkonventionellen, langsamen und melodiösen “Long Life Doll” oder “Self Sacrifice” zeigt Jonas, dass er neben den gewohnten Shouterqualitäten auch ganz anständig singen kann. Bei “Self Sacrifice” kommen elegant eingeflochtene Pianoelemente zum Einsatz. Die ungewohnteren Soundelemente bereichern dieses Album enorm und zeigen, dass Comaniac ihr Potential längst noch nicht ausgeschöpft haben.

Der Opener “Eye To Eye”, welcher mit einem an die Glanzzeiten von Metallica erinnerndes Akustikgitarrenintro startet, entwickelt sich zu einem bandtechnischen Headbanger. Das anschließende “Desolation Manifest” brilliert durch elegante Melodieführung und einen sehr eingängigen Refrain. Der Titeltrack beginnt ebenfalls mit Akustikgitarren, bevor sich der Track zu einem treibenden Headbanger steigert. Nach dem langsamen und melodiösen “Long Life Doll”, folgt mit “Start The Madness” eine echte Speedgranate, welche live die Matten zum Kreisen bringen wird. Bei “Nothing But Lies” beweist das Quartett, dass es ein gutes Händchen für toll gesteigerte Songs hat, wie es früher Bands wie Mortal Sin oder Meliah Rage beherrschten. Mit “Breakdown Rite” und “Between The Stars” (die Leadgitarren erinnern an einen Jeff Waters in Höchstform) liefern Comaniac nochmals zwei bandtypische Abrissbirnen ab, bevor das bereits erwähnte, unkonventionelle “Self Sacrifice” dieses tolle Album abschließt. “Holodox” hat mich musikalisch durch die Pandemie begleitet, und wird daher immer eine Sonderstellung in der Diskographie von Comaniac einnehmen. Daher kommt “None For All” aus sehr persönlichen Gründen nicht ganz an seinen Vorgänger heran, stellt aber trotzdem ein hochstehendes Highlight des Metaljahres 2023 dar. Die Band zeigt ihre gewohnten Songwriting Qualitäten, aber auch die Fähigkeit, sich innerhalb des eigenen Soundgewandes weiterentwickeln zu können und neue Elemente in den Sound einzubauen, ohne dabei die Wurzeln zu verleugnen.

Wertung: 9/10
Autor: Steph Bachmann