DIVINER – avaton

Mein erster Kontakt mit Diviner fand auf dem Up The Hammers 2017 statt, wo die Band am Freitag Nachmittag einen überzeugenden Set ablieferte und mich mit ihrer Musik sofort fesseln konnte. Das Debütalbum “Fallen Empires” (2015) habe ich mir dann auch umgehend zugelegt und ich liebe dieses Album auch heute noch. Der 2019 Nachfolger “Realms Of Time” ist dann sogar noch eine Spur besser ausgefallen und das vorliegende dritte Album “Avaton” perfektioniert die eingeschlagene Soundrichtung des Quintetts aus Athen. So muss zeitgemäßer, traditioneller Metal klingen.

Die Songs sind toll aufgebaut, beinhalten viel Melodie und Gefühl, ohne zu viel Bombast oder gar langweilige Füllerelemente zu beinhalten. Die Band versteht es, einen unvergleichlichen Sound zu zelebrieren, so dass man auf Anhieb erkennt, um welche Band es sich handelt. Speziell das Gitarrenriffing ist sehr charakteristisch. Kaum eine aktuelle Band versteht es auf eine derart gelungene Art und Weise, eigenständige Riffs und Melodien in ein traditionelles Soundgerüst zu packen, ohne in das bekannte Trallala-Muster von Helloween oder Hammerfall abzudriften. Der kleine Hit “Dancing In The Fire” ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Bei anderen Bands würde das leicht cheesige Gitarrenlead endlos ausgeschlachtet, bei Diviner ist es lediglich Mittel zum Zweck und das Quintett baut um dieses Lead einen coolen Headbanger auf, der zwar im Ohr haften bleibt, dabei aber keine Langeweile erzeugt. Ähnlich verhält es sich beim Stampfer “Hope Will Rise”, währenddem die anschließenden “Dominator” und “Hall Of The Brave” der Konkurrenz eindrücklich aufzeigen wie man spannende Gitarrenriffs schreibt und zeitgemäßen Metal zelebriert, ohne die Wurzeln derer zu verlassen. Eigenständigkeit und Melodien, die bei einmaligem Hören hängen bleiben, sind in der schnelllebigen Musikbranche ein wichtiges Element.

Eine charakteristische Stimme ist zudem nicht hinderlich. Und genau hier kommt eine weitere Stärke der Band zum Tragen – Sänger Yiannis Papanikolaou. Seine druckvolle, angenehme Stimme veredelt dieses Album. Yiannis ist kein notorischer Schreihals à la Halford oder Dickinson, kann er seine Stimme doch sehr variabel über das Oktavenspektrum hinweg einsetzen. Sein Organ bewegt sich grundsätzlich eher im mittleren Frequenzbereich und passt dadurch perfekt zum Sound von Diviner. Die Band hatte auf ihren Alben immer wieder geschichtliche Themen in ihren Texten behandelt, und was würde zu einer griechischen Band besser passen, als ein Song über eine der monumentalen Schlachten der Antike. Das achtminütige “The Battle Of Marathon” darf man als das Prunkstück dieses tollen Albums bezeichnen. Das Stück beginnt mit Trommeln und Akustikgitarren und erinnert in seiner Grundstruktur stark an das Songwritting des Duos Bruce Dickinson / Roy Z zu „Tyranny Of Souls“ Zeiten. Wenn das mal kein Qualitätsmarkmal ist! Der Song steigert sich dann zu einem melodischen Headbanger, der im Mittelteil durch tolle orientalische Gitarrenelemente zu brillieren weiß. Ein würdiger Abschluss eines ausgezeichneten Albums, welches ein dickes Ausrufezeichen im Metal Jahr 2023 hinterlässt.

Die CD-Version des druckvoll und zeitgemäß produzierten Albums beinhaltet mit dem Midemporocker “Dead New World” einen coolen Bonustrack, der soundtechnisch den Brückenschlag vom Vorgängeralbum “Realms Of Time” zu “Avalon” darstellt. Ich hoffe, dass die Band auch mal die Gelegenheit auf eine Europatour bekommen wird. Dieses tolle Material gehört auf eine Bühne!

Wertung: 9,5/10
Autor: Steph Bachmann