GRAVE DIGGER – bone collector

Das Gladbecker Teutonen-Metal-Urgestein Grave Digger kommt zum Jahresbeginn mit dem bereits 21. Studioalbum um die Ecke. Neu an Bord ist Gitarrist Tobias Kersting (ex Orden Ogan), der 2023 als Nachfolger von Axel Ritt zur Band gestoßen ist. Grundlegende Änderungen hat dies natürlich nicht verursacht, aber Chris Boltendahl und seine Truppe klingen wie nach einer Frischzellenkur. So geknallt haben Grave Digger schon lange nicht mehr! Außerdem wurde auf Bombastelemente wie Keyboards oder Chöre komplett verzichtet, was der Scheibe einen herrlich old-schooligen Character verleiht.

Der Opener und Titelsong legt direkt los wie die Feuerwehr und lässt mit seinen Doublebass-Gewittern und dem durchschlagenden Refrain kein Headbangerauge trocken. Das folgende „The Rich, The Poor, The Dying“ legt sogar noch eine Schüppe drauf und ist mit seinem Überschalltempo wohl einer der schnellsten Songs der Band überhaupt. „Kingdom Of Skulls“ macht ebenfalls ordentlich Alarm und besticht wie seine Vorgänger durch einen sehr geilen, mitgrölbaren Refrain. Das rockige „The Devil’s Serenade“ haut zwar nicht mehr so in die Fresse, ist aber nicht weniger cool geworden. Auch im weiteren Verlauf des Albums gibt es eigentlich keine Schwachpunkte. „Bone Collector“ ist ebenso eingängig wie abwechslungsreich, und macht auch nach vielen Durchläufen genau so viel Spaß wie am Anfang. Ein Highlight ist noch das abschließende, schön düstere „Whispers Of The Damned“. Hier beweist die Truppe, dass man auch ohne Keyboards wunderbar atmosphärisch klingen kann. In der Songmitte hat sich sogar ein waschechtes Doom-Riff der Marke Candlemass eingeschlichen. Sehr geil!

Grave Digger klingen anno 2025 so frisch, wild und energiegeladen wie schon lange nicht mehr (da kann man auch mal über das völlig lächerliche KI-Cover-„Artwork“ hinwegsehen)! Die Fanbase kann hier bedenkenlos zugreifen. Und auch wer der Band in den letzten Jahren vielleicht ein wenig überdrüssig geworden ist (so wie ich zum Beispiel), sollte ruhig mal ein Ohr riskieren – es lohnt sich. Chapeau, meine Herren!

Wertung: 8,5/10
Autor: Felix Schallenkamp