IMMORTAL – war against all

Es ist Ende Mai, es wird immer wärmer draußen, die Sonne scheint und alles grünt und blüht. Zeit für ein neues Immortal-Album! Fünf Jahre nach „Northern Chaos Gods“, dem ersten Album ohne Abbath, meldet sich Demonaz nun mehr oder weniger im Alleingang zurück, denn auch Drummer Horgh gehört nicht mehr zum Line-up. Den Bass spielt Ice Dale, und an den Drums hören wir Kevin Kvåle, beide sind jedoch keine offiziellen Bandmitglieder. Glücklicherweise tut das der Qualität und dem Wiedererkennungswert von Immortal keinen Abbruch. Bereits ohne in das Album reingehört zu haben, sieht man sofort, mit wem man es zu tun hat. Das coole Coverartwork (ein echter Eyecatcher) zeigt das gleiche dämonische Gesicht, das schon auf den beiden vorangegangenen Alben in anderer Form zu sehen war. Hier scheint sich eine Tradition wie bei Iron Maiden mit Eddie oder auch Motörheads Warpig zu manifestieren. Auch ein kurzer Blick auf die Songtitel und Texte zeigt überdeutlich, dass nach Manowar keine andere Band so zuverlässig ihre immer gleichen Klischee-Textbausteine verwendet. Während bei den selbsternannten Kings of Metal jedoch „Blood“, „Metal“, „Steel“, „Sword“ etc. die Lyrik dominieren, sind es bei den Norwegern immer wieder gerne „Frost“, „North“, „Winter“, „Grimness“ und natürlich „Blashyrkh“. Musikalisch gibt es gegenüber dem Vorgänger eigentlich keine großartigen Änderungen, das heißt, Immortal bleiben ihrem Stil treu, wobei die schnellen Songs auch anno 2023 wieder um einiges brachialer ausgefallen sind als auf den späteren Alben mit Abbath.

Los geht es im Hagelsturm-Tempo mit dem bereits im Vorfeld veröffentlichten Titelsong und dem darauf folgenden „Thunders Of Darkness“. Das stampfende „Wargod“ könnte vom Riffing her auch „Tyrants 2“ heißen, und im weiteren Verlauf des Albums zieht Demonaz alle Register seines Könnens und zelebriert seinen unverwechselbaren Stil. Mal wird in Blizzardgeschwindigkeit geprügelt, Bombast und Epik kommen aber auch keineswegs zu kurz. Die ultimative Bandhymne „Blashyrkh (mighty Ravendark)“ stand hier mehrfach Pate, wie man am besten bei „Return To Cold“ und „Blashyrkh My Throne“ vernehmen kann. Und es gibt sogar eine kleine Überraschung, denn mit „Nordlandihr“ enthält die neue Scheibe erstmalig ein reines Instrumental-Stück, das mit knapp über sieben Minuten Spielzeit der längste Song des Albums und auch mein persönliches Highlight ist. Der Track ist von vorne bis hinten gelungen und glänzt durch geile Melodien und tolle Spannungsbögen. Hut ab! Leider muss ich abschließend einen Kritikpunkt erwähnen, der dem ganzen Album ein wenig die Atmosphäre raubt, die es eigentlich haben könnte, und das ist der Sound. Dieser ist zwar kein Totalausfall, aber der größte Schwachpunkt. Die Drums klingen sehr wuchtig, aber die Gitarre ist zu leise und zu matschig, so dass das Gesamt-Klangbild ein wenig dumpf wirkt, was besonders schade beim Instrumental-Stück ist. Hätte die Produktion der Gitarre mehr Spielraum und Dominanz gegönnt, hätte sich der akustische Schneesturm noch deutlich intensiver entfalten können.

Unterm Strich ist „War Against All“ aber wieder ein geiles Immortal-Album geworden, dass keinen Fan enttäuschen wird, nur die leicht verkorkste Produktion ist schon ein wenig ärgerlich.

Wertung: 8/10
Autor: Felix Schallenkamp