IRONFLAME, COMANIAC
CH-Aarau, Kiff, 22.09.2025
Irgendwie geht IronFlame in der Schweiz nicht ohne Comaniac. So jedenfalls mein Eindruck, denn ich habe IronFlame in der Schweiz noch nie ohne Comaniac live gesehen. Das Ganze begann mit einer gemeinsamen Tour durch Zentraleuropa im Spätsommer 2019. Auf dieser Tour entstand auch die Idee einer Split-7″-EP, wobei man übers Kreuz einen Song im Stile der anderen Band schreibt und mit dem Sänger der anderen Band aufnimmt. Heute findet diese Idee ihre Realisation und die 7″-Single „Iron Maniac“ wird am Merchstand zum Kaufe angeboten. Mehr dazu später. Dieser verregnete Dienstagabend stellt den Startschuss einer sechs Konzerte Rundreise durch die Schweiz, Deutschland und Belgien dar. Wie in der Vergangenheit stellen Comaniac das Equipment, so dass IronFlame lediglich ihre Instrumente mitbringen müssen. Die Amis sind erst am heutigen Morgen in Europa eingetroffen, wirken aber alles andere als verschlafen. Man merkt, dass hier eine verschworene Gemeinschaft zusammen unterwegs ist. Die Türöffnung ist bereits auf 19:00 Uhr angesetzt, so dass Comaniac ihren, für mich deutlich zu kurzen Set, um kurz nach 19:30 Uhr eröffnen. Beim Blick auf die Bühne erkennt man schnell, dass da nicht Tom am Bass agiert, sondern Mind Patrol Basser Fäbu, der auch in der Vergangenheit schon am Bass bei Comaniac ausgeholfen hat. Der musikalischen Qualität tut dies keinen Abbruch. Zu routiniert sind die Musiker mittlerweile. Ich habe die heutigen Lokalmatadoren im Januar das letzte Mal live gesehen, als man mit einem speziellen Gig, bei dem das ganze Debütalbum am Stück gespielt wurde, das zehnjährige Jubiläum von „Return To The Wasteland“ gefeiert hat. Heute schafft es leider nur der Rausschmeißer „1, 2, Rage“ von eben diesem Album in den Set.
Das Quartett startet mit „Eye To Eye“ vom aktuellen Album „None For All“ in ihren ca. fünfunddreißigminütigen Set. Das leider nur spärlich erschienene Publikum ist noch etwas reserviert und Jonas und Co. brauchen den einen oder anderen Song, um das Publikum wachzurütteln. Das Schwergewicht der Setlist liegt auf dem aktuellen Album „None For All“, welches mittlerweile auch schon wieder fast zwei Jahre alt ist. Die Zeit fliegt, und wie es Jonas anklingt, es wäre langsam Zeit für ein neues Album aus dem Hause Comaniac. Die Band ist bestens aufeinander abgestimmt und die Riffs werden in einer an Perfektion erinnernden Präzision ins Publikum gefeuert. Tightness ist der zweite Bandname von Comaniac. Irgendwie ist es cool, während der Comaniac Show alle Musiker von IronFlame am Bühnenrand mitgehen zu sehen. Die erste Überraschung des heutigen Abends stellt die Livepremiere von „One Night In Essen“ dar, der Comaniac Song im IronFlame Gewand mit Andrew an den Vocals. Ein cooler Nackenbrecher, der schnell ins Ohr geht. Die IronFlame Jungs singen amtlich mit, man merkt, dass sich die zwei Bands wirklich gut verstehen, auf und neben der Bühne. Vor dem abschließenden „1, 2, Rage“ bedankt sich Jonas bei den heute erschienen Fans, bei IronFlame, aber vor allem beim Kiff. Es ist nicht selbstverständlich, dass es heutzutage noch Locations gibt, die aus Leidenschaft kleinere Konzerte organisieren, bei denen von Anfang an klar ist, dass mit großer Wahrscheinlichkeit ein Defizit resultieren wird. Diesem Dank kann ich mich nur anschließen. Es sind dies kleineren Veranstaltungen, welche die Szene am Leben erhalten, nicht die großen Konzerte im Hallenstadion.
Setlist: Intro; Eye To Eye; Art Is Dead; Start The Madness; Desolation Manifest; Breakdown Rite; One Night In Essen; Head Of The Snake; 1, 2, Rage.
Einer der Vorteile, wenn beide Bands des Abends über dasselbe Equipment spielen, ist, dass die Umbaupause kurz ist. Heute sind es um die zwanzig Minuten, bis IronFlame druckvoll und musikalisch hochstehend loslegen. Bei IronFlame gefallen mir die eingängigen Gesangsmelodien, welche zwar hängen bleiben, aber nicht cheesy daher kommen. Auch wenn man die Einflüsse im Sound der Amis erkennen kann, sind die Songs eigenständig genug, um nicht als Kopie dieser Einflüsse durch zu gehen. Interessanterweise spielt man sich in der umgekehrten Reihenfolge der Diskographie durch den Set. Man startet quasi mit den ältesten Songs und beendet ihn mit den Songs des aktuellen Albums. Mal eine andere Herangehensweise. Nach den Bandhymnen wie „Marching On“ oder dem schnellen Headbanger „Ready To Strike“ folgt mit „Legion Of Fire“ die nächste Überraschung des Abends. Der Song ist nämlich brandneu und feiert heute seine Feuertaufe. Bei „Iron Maniac“ bittet man dann Jonas auf die Bühne, denn hierbei handelt es sich um den Comaniac Song von IronFlame. Coole Nummer! Singende Gitarristen wirken häufig unbeholfen und fühlen sich merklich unwohl, wenn sie auf der Bühne „nur“ singen sollen. Bei Jonas merkt man dies nicht und er agiert als echter Frontmann, auch ohne Klampfe in der Hand.
Im Anschluss folgt die nächste Überraschung, die auf der Setlist nur mit mehreren Fragezeichen markiert ist. Dem geneigten Höhrer wird eine supercoole Version von Ozzy’s Klassiker „I Don’t Know“ um die Ohren gehauen. Quinn lässt dabei seine lange blonde Mähne in bester Zakk Wylde Manier kreisen und Andrew kommt gesangstechnisch nahe an Ozzy heran. Eine sehr coole Hommage an den kürzlich verstorbenen Madman. Der Abschluss des Sets bildet dann eine Quadruplette aus Nummern des aktuellen Albums. Nach gut 75 Minuten beenden IronFlame ihren heutigen Set mit dem tollen „Shadow Of The Reaper“. Wäre der Publikumsaufmarsch proportional zur musikalischen Qualität der beiden heutigen Bands, dann würde das Konzert vor einem Stadionpublikum stattfinden. IronFlame treten aber demütig und dankbar den vielleicht dreißig Fans gegenüber auf, und sind froh, dass die gekommenen Fans diesen Dienstagabend mit ihnen verbracht haben. Bodenständig und sympathisch! Es war eine Freude, dem Set beizuwohnen, mitzurocken und sich nach dem Gig mit den Bands zu unterhalten. Beide Bands haben bereitwillig alles unterschrieben und waren sehr fanfreundlich. Eigentlich selbstverständlich, und trotzdem auch nicht.
Setist: Firestorm; Vengeance Rising; Marching On; Seekers Of The Blade; Ready To Strike; Legion Of Fire; Everlasting Fire; Iron Maniac; I Don’t Know; Standing Tall; Majesty Of Steel; Riding The Dragon; Shadow Of The Reaper
Autor & Pics: Steph Bachmann

