SOLSTAFIR
Düsseldorf, Zakk, 05.07.2025
Keine Ahnung, wieso das so gekommen ist, aber tatsächlich sind wir erst heute zum ersten Mal im Zakk. Damit das endlich passieren konnte, musste schon eine Band wie dieser Vierer laden, wenn auch komplett ohne Vorband. Amerikanische Politik ist hier heute fehl am Platze, aber dennoch möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass unsere Autokorrektur für den Bandnamen den Begriff ‚Zolltarif‘ vorschlägt. Wir sollten eine Setlist mit elf Songs erwarten, wie Solstafir sich zuletzt im Laufe der Tour präsentierte. Das klingt nicht viel, könnte sich bei dargebotener Epik aber auch ziehen, auch wenn die Tracks ihrer aktuellen Scheibe „Hin Helga Kvöl“ eher kompakt ausgefallen sind. Nicht irgendwann, sondern genau pünktlich zur Tagesschauzeit wird das Licht in der Halle bis auf runtergefahren und die Musiker entern im Dunklen die Bühne. In dem Restlicht vom Nebenraum und den Beleuchtungen der Notausgänge hat die Menge das trotzdem spitzgekriegt und spendet schon mal amtlich Applaus. Das Zakk ist zwar gut gefüllt, dass man vorm Mischpult her kaum noch zum Tresen gelangt, aber nicht ausverkauft. Zum letzten Mal haben wir die Isländer vor einem Jahrzehnt auf dem Rock Hard Festival live gesehen, seit dem von ihren Auftritten bloß gehört. Zuletzt noch von ihrer Tour Ende 2024, wo wir leider nicht am Start sein konnten. Nach dem Intro mit Akustikgitarrendominanz schicken sie als Eröffner den schwarzen Hund vorweg, den sie „Blakkrakki“ nennen. Dazu ist es noch immer recht dunkel, der Lichtmann zieht offensichtlich nur wenige Regler hoch. Voll krass gegen das derzeitige Sommerwetter, saß doch eben noch das vornehmlich schwarzgekleidete Fanfolk draußen relaxt im Biergarten. Es entsteht hier sofort Atmosphäre im Laden, hoch bis zu den Fans oben.
Als Shouter und Gitarrist Adalbjörn mit seinen beiden Hüten links und rechts neben ihm ohne viel Action die an der Bühnenfront performt, meint die Dame neben mir, so sei Island, ruhig und kraftvoll! Ein ziemlich imposantes Bild wird dazu erzeugt, als er seine Flying V zu „Salumessa“ mit einem Geigenbogen bearbeitet, denn der bringt nämlich ganz schön Radau durch eine dicke Soundwand, und das in einem entspannterem Stück vom neuen Album. Im Anschluss zu „Köld“ fragt er schon, welchen Song wir hören wollen. „Wenn ihr Depression und Angst bekämpft, ist dieser Song für euch!“ Er meint „Hun Andar“ (sie atmet). Spätestens nach der erneut anschließenden Frage „What do you wanna hear?“ könnte der Eindruck erweckt werden, dass bereits alles Oberrelevante Material gespielt worden wäre. „Svartir Sanda“ fehlt noch. Auch der schwarze Sand fängt leise an und Adalbjörn setzt sich auf die vorderste Monitorbox. In den ersten Klängen kann man die Riffharmonien von „Hells Bells“ erkennen, bis die Doppelschläge der Snare den Song in die eigenen Bahnen lenken. Die Macht des melancholischen Sounds dieser Band, der fragil anmutende Gesang zum Warmen und Hoffnungsvollen im Wechselspiel von sehr leise und sehr laut, macht sich erhaben im kompletten Konzert breit. Sogar in den sehr angenehmen und leisen Begleitungen von Bass und Gitarre in den Ansagen. Dann geht „Otta“ gleich mit Klatschen los und „Goddess Of The Ages“ als letzter Song erstmal ohne Gitarre, als Adalbjörn mit dem Publikum interagiert. Das waren 105 intensive Minuten. Ein hervorragender Abschluss des letzten Gigs der Tour, der jeden mitgenommen hat. Zwar ohne große Überraschung, aber ganz sicher auch ohne Enttäuschung. Sjáumst Næst, Solstafir!
Autor & Pics: Joxe Schaefer