Spirit Of Metal VIII

Lünen , Lükaz, 18.10.2025


Sein eigenes Festival abzufeiern und zu loben ist ja irgendwie schon etwas merkwürdig. Mit einer Woche Abstand denke ich, dass ich trotzdem etwas zu diesem denkwürdigen Abend schreiben muss und so habe ich beschlossen, euch einfach etwas mit hinter die Kulissen zu nehmen und beginne mein Review bereits am Freitag. Wen das nicht interessiert, scrollt einfach weiter bis zu dem Absatz „Der Tag der Wahrheit“. Der Freitag beginnt für meine Frau und mich recht normal, natürlich dennoch hektisch und mit einem ordentlich hohen Puls. Haben wir alles eingepackt, ist alles vorbereitet, weiß jeder, wann er wo sein muss und was wäre wenn… ??? Monatelang haben wir als fünfköpfiges HMFC Metalheads Booking Team an der Vorbereitung für die achte Auflage unseres Clubeigenen Festivals, welches wir seit dem vergangenen Jahr in Kooperation mit dem Lükaz in Lünen veranstalten, gearbeitet. Wir haben gebastelt, telefoniert, Mails geschrieben und hatten dabei einige schlaflose Nächte zu beklagen. Klar will man, dass ein solcher Abend gut wird, im besten Falle sehr gut und das für alle Beteiligten. Aber zurück zum Anfang. Unsere Anreise aus dem stauverseuchten Hamburg war wieder erwarten recht entspannt für einen Freitag. Schnell ins Hotel eingecheckt und eine kurze Verschnaufpause, bevor auch schon das erste Tageshighlight auf dem Zettel steht: Freunde haben in Lünen ein Haus gekauft und sind seit Monaten am Renovieren. Das erste, was im Haus fertig wurde, ist der Partykeller. Also beginnt unser Abend hier mit vier Freunden und einigen leckeren Getränken aus der neuen Bar. Ein echt toller Einstand für die Bar und das bevorstehende Wochenende. Mein Blick geht dennoch ständig zur Uhr. Spät am Abend soll unser Headliner, die britische NWoBHM Legende Demon, in Düsseldorf landen. Ein clubeigenes Empfangskomitee ist vorbereitet, ein Shuttleservice gebucht und den Empfang am Hotel werden wir übernehmen. Mit großer Erleichterung reagiere ich, als das erlösende Beweisfoto auf unseren Whatsapp Kanal auftaucht. Geil, Demon sind schon mal in Deutschland und bislang hat alles geklappt. Darauf haben wir uns erst mal wieder ein Bier gegönnt und rund eine Stunde später ist es dann soweit. Das Shuttle steht vor uns und die Tür geht auf. Sechs gut gelaunte Briten klettern aus dem Bus und nach einer herzlichen Begrüßung beziehen die Jungs ihre Zimmer und drei melden tatsächlich noch einen leichten Bierdurst an. Kurz darauf befinden wir uns bereits in einer Eckkneipe gegenüber des Hotels und ein erster unvergesslicher Abend nimmt seinen Lauf. Lustig auch, dass die ersten Leute, die Demon hier kennenlernen, Briten sind. Fuck, die Welt ist manchmal echt ein Dorf, haha… Nachdem die Kneipe dann doch irgendwann schließen will, machen wir uns auf den kurzen Heimweg ins Hotelbett und lassen diesen Tag beim Wegschlummern nochmal selig grinsend Revue passieren.

Acht Uhr. Der Wecker klingelt! Oh, was? Jetzt schon? Mist, dann mal Augen auf und rein in den Tag. Am Frühstückstisch setze ich mich neben Dave Hill. Dave Hill!!! Der Mann ist eine Legende! Neben mir am Frühstückstisch. Kneif mich mal jemand… Nach einem ausgiebigen Frühstück gibt es einen letzten Kaffee vor der Tür mit einer Frühstückszigarette, zusammen mit Keyboarder Rick und so läuft der Tag an. Schnell noch spontan einen Transport für später zur Venue aus den eigenen Reihen organisiert, und schon geht es für uns los zum Lükaz. Highnoon ist treffen der ersten Metalheads, um die Backline aufzubauen, unsere Banner aufzuhängen, unser Clubmerch vorzubereiten und und und… Wir haben alle stramm zu tun und fast hätte ich vergessen Rick vom Hotel abzuholen, der im Bachstage sein Keyboard programmieren will, aber eben nur fast. Nach und nach trudeln die Bands und weitere helfende Metalheads ein. Es ist wirklich eine Freude, dass hier so viele mit anpacken und aufbauen. Einige unserer Mitglieder habe ich selber schon sehr lange nicht mehr gesehen, entsprechend groß ist meine Freude. Metalheads sind einfach eine Familie, wo jeder mit anfasst, wenn es drauf ankommt. Mein Puls steigt und steigt. Auf der Bühne ist bereits der erste Soundcheck vom Opener Smorrah durch und lässt meine Vorfreude langsam steigen. Dann der Soundcheck von Demon und ich bekomme beim Anspielen von „Sign Of A Madman“ Gänsehaut und feuchte Augen. Das wird ziemlich geil, soviel steht fest. Mittlerweile haben alle Bands ihr Merchandise aufgebaut und bereiten sich im Backstage auf ihre Shows vor. Nach einem letzten Rundgang mit Janka, eine der Lükazchefs, ist es dann endlich soweit und die Türen gehen fast pünktlich um halb fünf auf. Der Tag der Wahrheit ist gekommen und nun wird sich zeigen, ob sich all die Zeit und Mühen der letzten Monate gelohnt haben. Viele bekannte Gesichter strömen herein und ein kaum abreißen wollendes Begrüßungsszenario nimmt seinen Lauf. Ein unbeschreiblich tolles Gefühl, vorab schon so viel Zuspruch für eine Veranstaltung zu bekommen. Die Biere gehen im Sekundentakt über den Tresen, es wird gefachsimpelt, am Merchstand wechseln Geld, Shirts, Platten, CDs und sonstige Artikel den Besitzer und überall sind freudige Gesichter zu sehen.

Dann ist es soweit und die Gelsenkirchener Smorrah betreten nach einer kurzen Begrüßung durch zwei unserer Vereinsmitglieder die Bühne. Nicht nur, dass die Jungs gleich mal richtig amtlich ihren groovigen Thash Metal in die Menge ballern, steht heute zur Feier des Tages niemand geringerer als Speesy am Bass, den viele wohl noch aus Kreatorzeiten kennen. Smorrah sind voller Energie und zeigen, warum gerade Ruhrpott Thrash Metal so etwas Besonderes ist. Die Setlist besteht mit „Hope Dies Last“, „Buried Underneath“, „Age Of Decay“, „Dead Snake Eyes“, „Death Awaits“, „Evil Betrayal“ und dem krachendem Titeltrack „Welcome To Your Nightmare“ schwerpunktmäßig aus Songs ihres diesjährigen Debüts, welches zu Recht durchweg euphorische Resonanzen erhalten hat. Fronter Marius punktet mit seiner Stimmgewalt und auch seinen Grimassen. Das ist schon mal ein mehr als würdiger Einstieg des Spirit Of Metals. Für mich war es das erste Mal, dass ich Smorrah live gesehen habe, aber schon nach wenigen Takten, wusste ich, warum Jens diese Jungs unbedingt buchen wollte. Super Band und eine ungeheure Durchschlagskraft, Danke dafür!


Nach der ersten Umbaupause ist es dann Zeit für die erste Premiere des Abends: Alatar. Vor gerade einmal gut zwei Jahren haben Gordon Overkill (u.a. Messerschmitt) und unser Tobi Stork (u.a. Space Chaser) diese epische Heavy / Speed Metal Band, die ursprünglich nur als Projekt gedacht war, aus der Taufe gehoben. Es gesellte sich Kristian Tamm (u.a. Messerschmitt) zum Line-up hinzu. Schon als der ersten Song „Spellbound“ veröffentlicht wurde, wollte ich diese Band bei uns auf dem Festival haben. Nach viel Zureden, haben die Jungs tatsächlich Anfang diesen Jahres beschlossen, dass sie ihr Livedebüt bei uns geben wollen. Ein Traum wurde wahr! Für alle Beteiligten übrigens… Um das Line-up für den heutigen Tag zu komplettieren, holten sich Alatar keine geringeren als Leo und Tim von Space Chaser mit ins Boot. Damit stehen am heutigen Tag nur eingefleischte Musiker auf der Bühne und schon zum Opener „Dawn Of A New Day“ haben Alatar auch den letzten Zweifler überzeugt und auf ihre Seite gezogen. Fronter Flo, der sich während des Sets gar umjubelt obenrum frei macht, post in bester Manowar-Manier und hat gleich von Beginn an die Meute vor der Bühne im Griff. Dort fliegen die Haare, geballte Fäuste werden in die Luft gereckt und erstaunlich viele sind sogar textsicher. Ein grandioser Siegeszug, dem wir hier bei ihrem ersten Liveauftritt beiwohnen dürfen. Das bisherige Songmaterial reicht genau für ein gut dreiviertelstündiges Set, auch wenn viele gerne noch mehr sehen und hören wollen. Es war uns eine Ehre und absolute Freude, Alatar mit ihrer Show bei uns zu haben – Danke von Herzen!


Jetzt werde ich noch aufgeregter, als ich eh schon bin. Die nächste Band, die mir sehr am Herzen liegt ist mindestens genauso nervös wie ich, wie ich vom Bühnenrand aus sehe. Anfang 2023 war ihr selbstbetiteltes Debütalbum eher ein Zufallskauf bei Chris, dem CD-Dealer meines Vertrauens. Schon nach dem ersten Titel „Tiden Sjunger“ war ich Feuer und Flamme und Ström avancierten zu einem Langzeit Dauergast in meinem CD-Wechsler. Im März diesen Jahres sahen meine Frau und ich die Jungs schon zum zweiten Mal, diesmal auf einer Schwedentour mit den mächtigen Bullet und spätestens an diesem Abend reifte mein Entschluss final, Ström das erste Mal nach Deutschland zu holen. Nun ist es also soweit und die sympathischen Schweden, deren Songtexte übrigens alle in ihrer Muttersprache sind, entfachen schon beim ersten Song und Titeltrack ihres zweiten Albums „En Orkan På Vår Sida“ eben diesen auf der Bühne, was sich wohl keiner von uns im Vorwege auch nur ansatzweise so ausgemalt hatte. In Windeseile füllt sich die Halle des Lükaz und die Reaktionen des Publikums waren einfach nur großartig, von Anfang bis Ende des Auftritts. Mit so starken Songs wie „Småland“, „Katapult“ oder besagtem „Tiden Sjunger“ auch kein Wunder und bei der gesamten Band kann man bereits nach wenigen Takten sehen, wie die Nervosität wich und Fronter Zdravko und seine Mannen einfach nur ihre High Energy Rock ’n‘ Roll Show und das mitgehende Publikum genießen. Anfangs hatte ich wirklich Bedenken, gerade wegen der schwedischen Texte, aber Ström haben alle Bedenken aus dem Weg geräumt und wohl an diesem Abend etliche neue Fans dazu gewonnen. Was für ein fantastischer Auftritt und entsprechend werden die Jungs nach ihrem Auftritt an ihrem Merchstand für eine lange Zeit belagert, machen geduldig Fotos, geben Autogramme und unzählige Hände werden geschüttelt. Besser hätte ihr Deutschland Debüt wohl nicht laufen können.


Kaum sind die Freudentränen weggewischt und zur Belohnung ein kühles Bier verhaftet, steht auch schon eine weitere Herzensband auf der Bühne. Die Ludwigsburger Sacred Steel sind für uns als HMFC Metalheads eine der wichtigsten und prägendsten Bands über die letzten knapp dreißig Jahre. Eine ebenso lange Freundschaft verbindet uns, waren doch Gerrit, Matze und Jonas selber früher Mitglieder bei den Metalheads. Als sich nach dem Intro „Metal Is War“ aus den Boxen in mein Gesicht drückt, bleibt nicht viel mehr, als wieder die Matte kreisen zu lassen. Weitere feuchte Augen gibt es dann bei mir und unserem extra angereisten Clubgründer Markus, als wir Arm in Arm „Wargods Of Metal“ aus voller Kehle mitgrölen. Eine wahre Zeitreise für uns beide, ebenso wie bei dem folgenden „Battle Angel“. Sacred Steel überzeugen mit einer grandiosen Setlist durch ihre Schaffensphasen, wobei natürlich auch Tracks ihres neuesten Werkes „Ritual Supremacy“ nicht fehlen dürfen, wie etwa „The Watcher Infernal“, „Leather, Spikes & Chains“, das doomige „Bedlam Eternal“ oder besagter Titeltrack. Den Zugabenblock eröffnen Gerrit und Co mit dem unerwarteten Track „Army Of Metalheads“, der auch als Vereinshymne für uns gilt. Dabei werden alle anwesenden Metalheads auf die Bühne gebeten und so wird, wie in Wacken 1999, die Band von einer Horde bangender Metaller unterstützt – was für ein unvergessliches Erlebnis. Da hab ich schon wieder feuchte Augen… wahrscheinlich ist da ein Haar reingekommen. Wie sonst als mit dem furiosen „Heavy Metal To The End“ geht diese gefühlt viel zu kurze Show zu Ende. Auch hier wieder eine tiefe Verneigung vor dieser Heavy Metal Institution. Unbeschreiblich, dass wir es nach all den Jahren geschafft haben, endlich wieder die Bühne zu teilen!!!


Langsam neigt sich der Abend dem Ende entgegen. Der Burger- und Pommeswagen vor der Tür des Lükaz ist mittlerweile ausverkauft, somit muss der hungrige Besucher auf gewohntes Flüssigbrot zurückgreifen. Denn jetzt ist es an der Zeit, eine wirkliche Legende im Lükaz willkommen zu heißen. Legende sagt, bzw. schreibt sich immer leicht, aber Demon haben sich diesen Status über fast fünf Jahrzehnte hart erarbeitet und in meinen Augen mehr als verdient. Direkt zu Beginn hauen die Briten mit „Night Of The Demon“ einen Alltime Klassiker raus und die Menge vor der Bühne aktiviert ihre letzten Kraftreserven, um Demon einen unvergesslichen Abend zu bescheren. Schon wieder habe ich wohl ein Haar im Auge… Die Insulaner spielen heute übrigens den letzten von drei exklusiven Deutschland Shows des Jahres hier bei uns. Der Abend nimmt mit „Sign Of A Madman“ und „The Plague“ seinen Lauf. Selbst das neue „Face The Master“, vom aktuellen Album „Invincible“ fügt sich harmonisch in die Setlist. Wie schon auf dem Headbangers Open Air folgt das gefühlvolle „Remembrance Day“, was Fronter Dave absolut authentisch und kraftvoll rüberbringt. Jeder in der Band hat sichtlich Spaß an diesem Auftritt und so entsteht diese Bühnenmagie, die das Publikum direkt mit aufnimmt. Nach „Deliver Us From Evil“, „Liar“ und natürlich „Don’t Break The Circle“ befinden wir uns leider schon kurz vor der Ziellinie, was wohl so gut wie niemand hier will und so gibt es von der Saitenfraktion um David Cotterill und Paul Hume noch das ein oder andere Gitarrensolo, bevor Demon nach einem umjubelten Auftritt mit der Zugabe „One Helluva Night“ über die Ziellinie einlaufen und damit unser Spirit Of Metal Festival die Krone aufsetzen. Was für eine großartige, bodenständige, nette und entspannte Band. Hier reicht eine Verbeugung nicht aus und ich mache einen Kniefall vor Demon!

Aus organisatorischen Gründen wird es dann leider etwas hektisch, aber dennoch muss Zeit sein, um unserem Dirk noch zu seinem runden Geburtstag zu gratulieren. Inklusive Torte, Kuchen und Geschenken, sowie der Tatsache, dass sein Dienst als Stagehand jetzt natürlich endet, damit er all die Gratulationen auch entgegennehmen und genießen kann. Wer kann schon von sich behaupten, dass ihm Dave Hill zum Geburtstag gratuliert hat…? Noch lange sind wir mit aufräumen, abbauen und packen beschäftigt, bis auch wir nach einem rund vierzehnstündigen Arbeitstag ein mehr als wohlverdientes Feierabendbier auf der offiziellen inoffiziellen Aftershowparty im kultigen „Cheers“ genießen können. Hier läuft heute für uns Metal und eine angenehme Menge an Unkaputtbaren hat sich hier noch eingefunden, den tollen Tag bei einigen Kaltgetränk würdig ausklingen zu lassen, wobei auch der ein oder andere, wie wir am nächsten Tag merken, etwas übertrieben hat. Aber hey, es ist Wochenende! Gemeinsam mit einer sechsköpfigen Gruppe an britischen Musikern werden wir weit nach vier Uhr morgens von der Wirtin nett, aber bestimmt zum Feierabend überredet und treten den kurzen Rückweg zum Hotel an, wobei unsere Köpfe wohl nicht mal das Kissen erreichen, bevor wir schlafen. Nach all den positiven Resonanzen und Loben in den Folgetagen, merkt man, dass man wohl alles richtig gemacht hat. Wir sind immer noch absolut überwältigt. Dafür möchte ich hier mal ein Riesen Dankeschön sagen! Danke an meine Frau, die mich die letzten Tage vor dem Festival mit all meinen Höhen und Tiefen ertragen musste, an alle Metalheads (ihr seid die Besten!), an die gesamte Lükaz-Crew, an Demon, Sacred Steel, Ström, Alatar, Smorrah für eure erstklassigen Shows und natürlich an jeden Metaller, der diesen Abend zu etwas Unvergesslichem gemacht hat – Danke! Und wir sehen uns zur neunten Auflage unseres Spirit Of Metal Festivals am 17.10.2026 wieder im Lükaz! Last but not least: Danke an Christian Will, den ich an diesem Tag kennenlernen durfte, der extra für Demon aus der Schweiz angereist ist und mir diese tollen Fotos zur Verfügung stellt, da ich selber kaum zum Fotografieren gekommen bin und er es einfach besser kann.

Autor: Tino Sternagel-Petersen
Pics: Christian Will (Stagesound Photography)