TESTAMENT – para bellum

Die Bay Area Legende Testament lässt sich zwischen ihren Alben gerne ein wenig Zeit, und so sind auch seit dem letzten Output gute fünf Jahre ins Land gezogen. In der Zwischenzeit gab es eine Veränderung im Line-up. Jungspund Chris Dovas übernimmt die Drums und beerbt eine Ahnenreihe äußerst namhafter Vorgänger. Er muss sich keinesfalls verstecken, sondern dreht dermaßen auf, dass er wie ein zusätzlicher Turboantrieb wirkt. Der Opener „For The Love Of Pain“ ballert heftigst und kratzt teilweise fast am Black Metal. Hier gibt es nicht nur Blastbeats – auch am Mikro werden neue Horizonte ausgelotet, denn wir hören hier den Stamm-Gitarristen Eric Peterson growlen und keifen. Krasse Nummer, bei der man Testament fast nur am Sound und teilweise am Riffing erkennen kann. Auch das folgende „Infanticide AI“ legt direkt mit einer Blastbeat-Salve los und klingt unfassbar wütend. Ab jetzt ist Chuck Billy wieder für die Vocals zuständig und zeigt eindrucksvoll, warum er seinen Posten innehat. „Shadow People“ drosselt das Tempo und ist ein fetter Groover, der aber wie seine Vorgänger ordentlich Galle spuckt. Nach dieser heftigen Tracht Prügel gibt es plötzlich das totale Kontrastprogramm: Mit „Meant To Be“ serviert uns die Band eine waschechte Ballade, die sehr gelungen ist! Chuck beweist, dass er ein versierter Sänger mit einer ebenso unverwechselbaren wie kräftigen Stimme ist, und der geneigte Hörer lehnt sich entspannt zurück und genießt. „High Noon“ ist dann wieder deutlich härter, aber für mich zu abgehackt und irgendwie auch belanglos im Vergleich zu dem, was vorher passiert ist. Definitiv der Schwachpunkt der Scheibe. „Witch Hunt“ ist wieder besser, braucht jedoch ne Weile, bis es einigermaßen zündet. Die geilen Soli am Ende hauen es aber raus. Nach dem starken und vor allem überraschenden Anfang hofft man auf Besserung, und die kommt. Jetzt geht es ab in die Zeitmaschine auf eine Reise in die Spät-Achtziger / Früh-Neunziger Phase. „Nature Of The Beast“ transportiert die unzerstörbare Coolness von „Electric Crown“ in die Neuzeit und ist für mich einer der beiden besten Songs auf „Para Bellum“! Auch die Folgenden „Room 177“ und „Havanna Syndrome“ sind klassischer Stoff, der auch auf „Practice What You Preach“ hätte stehen können. Abschließend kommt als Finale der Titelsong, für mich das zweite absolute Highlight von „Para Bellum“. Nach recht melodischem Beginn zieht das Tempo immer mehr an, bis im Refrain noch mal kurz die Raserei der ersten beiden Stücke durchbricht. Der Song fasst im Prinzip (abgesehen von der Ballade) das gesamte Spektrum des Albums zusammen. Chuck Billy dreht hier noch mal richtig auf und klingt dermaßen kraftvoll, wütend und intensiv, dass man ihn in Verbindung mit seiner imposanten Erscheinung nicht zum Feind haben möchte. Sowieso ist seine Performance einfach nur beeindruckend! Fazit: „Para Bellum“ umfasst nicht nur die gesamte Bandbreite des Testament-Sounds, sondern lotet die Grenzen teilweise sogar neu aus. Trotz des kurzen Hängers in der Albummitte sind hier neun Punkte Pflicht!

Wertung: 9/10
Autor: Felix Schallenkamp

Label:NUCLEAR BLAST
VÖ-Datum:10.10.2025
Running Time:50:23
Format:CD, Vinyl, Mp3, Tape

Erhältlich bei:
Idiots Records

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