UADA – djinn

Manche wittern im dritten Album der US-Band Uada (lat.: spuken) bereits die wichtigste Black-Metal-Platte des Jahres. Und der vorab ausgekoppelte Titelsong ‘Djinn’ klang bereits äußerst vielversprechend: teils rasender Black Metal gepaart mit reichlich Melodien, einem übersinnlichen Grundthema und dem ein oder anderen Überraschungsmoment. Klingt gut, oder?

Schon, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn wer seinen Black Metal am liebsten klirrend kalt und ekelerregend mag, der wird an den insgesamt sechs neuen Stücken der Band vermutlich nur bedingt seine Freude haben. Wer hingegen noch ein wenig Seele in sich trägt, der findet auf dem Drittwerk des Portland-Vierers einiges an Harmonie. Denn Uada, die gerne verhüllt auftreten, nehmen das „melodisch“ in Melodic Black Metal ziemlich ernst. So startet der überzeugende Titelsong verhalten, gerät aber mit fiesen und leicht verhallten Growls immer garstiger. Und gerade wenn man denkt, das Stück wäre vorbei, öffnen Uada es nochmal – mit einer Melodie, die so nur ganz große Künstler schreiben können. Was für eine irre Wendung! Das gelingt in dieser Qualität bei ‘No Place Here’, einem von drei überlangen Stücken, dann schon nicht mehr so galant – und leider auf nahezu dem gesamten Rest des Album ebenfalls nicht mehr. Doch das bedeutet keineswegs, dass es hier wenig zu hören gibt. Am Schluss von ‘Between Two Worlds’ lässt ein echtes Heavy-Metal-Solo aufhorchen. Der Zehnminüter ‘In The Absence Of Matter’ hat zwischendurch eine geilen Schweden-Groove und ist mit der abwechslungsreichste Song der Scheibe.

Insgesamt hätten die langen Stücke aber gerne etwas kürzer ausfallen dürfen. Doch das klingt jetzt schlimmer als es ist: Beim Hören von „Djinn“ findet man in der Verzweiflung, die aus den Stücken spricht, immer auch ein Fünkchen Hoffnung. In den Texten geht es mal um Chaos-Theorie, dann um das anprangern von Umweltsünden vermengt mit etwas Kabbala. Black Metal für (Natur-)Philosophen, wenn man so will. Die Themen finden sich auch allesamt auf dem gelungenen Cover wieder. Musikalisch wird das alles meist zackig gespielt, Uada verfallen immer wieder in echte Raserei („Forestless“). Und weil man es so häufig liest: Aus dem Fahrwasser der Vorbilder Mgla haben sich die Jungs aus Portland mittlerweile so deutlich emanzipiert, dass ich den Vergleich eher unpassend finde. Stattdessen tönen Uada eher wie frühe Dissection nach einem wärmenden Saunagang.

Sind die Amis also dem hohem Anspruch und den Erwartungen gerecht geworden? Das kommt ganz darauf an, wie man seinen Black Metal mag. Nicht zuletzt die ziemlich glatte Produktion von „Djinn“ dürfte manchen Puristen abschrecken. Wer mit dem Genre bislang aber nicht viel anfangen konnte, düsteren Metal mit Melodien und etwas Raserei aber sowieso schon ganz knorke findet, der sollte mit diesem Album wirklich glücklich werden. Das Album des Jahres ist „Djinn“ zwar nicht geworden, eine der wichtigsten Bands im Black Metal bleiben Uada aber so oder so.

Wertung: 7/10
Autor: Florian Forth