MARTYR
Utrecht, De Helling, 12.03.2022
Eines unserer letzten Konzerte im vergangenen Jahr war das Heavy Metal Maniacs Festival im holländischen Amstelveen. Ein geiles Indoor Festival, welches von dem holländischen Heavy Metal Maniacs Club veranstaltet wird. Einer der Organisatoren ist das Heavy Metal Urgestein Rick Bouwman, seines Zeichens Gitarrist und zusammen mit Fronter Robert van Haren Gründungsmitglieder der Heavy Metal Legende Martyr. Auch eine Band, die ihre Hochzeiten in den glorreichen Achtzigern hatte und nach einer längeren Pause von fast zwanzig Jahren im Jahre 2009 zusammen mit unzähligen anderen Heavy Metal Bands aus vergangenen Zeiten seit gut einem Jahrzehnt einen zweiten Frühling erleben. Auf erwähntem Heavy Metal Maniacs Festival erzählte uns Rick von der bevorstehenden Release Party des neuesten und inzwischen fünften Martyr Albums „Planet Metalhead“ in seiner Heimatstadt Utrecht und wir sagten in unserem Brausebrand sofort zu.
Nachdem nun also viele der pandemiebedingten Einschränkungen gelockert wurden, war für uns klar, wir fahren auf jeden Fall nach Holland! Gesagt, getan und so machen wir uns auf, über einen kleinen Zwischenstopp in der Grenzstadt Emmerich bei Schwiegereltern, mit Bus und Bahn in die idyllische Metropole Utrecht. Das Wetter ist auf unserer Seite und wir schlagen bei strahlendem Sonnenschein an unserem Hotel auf. Dieses liegt Tür an Tür mit dem Veranstaltungssaal De Helling und dazu noch hollandtypisch an einem kleinen Kanal. Nach einer Stärkung und den ersten Hopfenschalen machen wir uns kurz nach sieben auf den kurzen Weg ins De Helling. Viele Bekannte und Freunde fallen sich hier in die Arme und es scheint fast wie früher zu sein. Es tut so gut, ohne Maske und Impfnachweise auf ein Konzert zu gehen. Mitglieder des Fanclubs Martyr Militia können vorab in die Halle und in Ruhe shoppen. Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen und habe im Handumdrehen eine prall gefüllte Tüte in der Hand. Nun kann der Abend beginnen. Das Bier schmeckt gut und nach vielen Gesprächen im Vorraum geht es dann pünktlich um halb neun los in der gut gefüllten Halle.
Als Intro läuft im Star Wars Stil eine erzählte Einleitung über das große Banner hinter dem Schlagzeug. Sehr cool und ein klasse Einstimmung auf die Show. Zwei Mönche mit Laternen in den Händen flankieren auf den äußeren Boxen die Bühne, während diese von den Martyr Jungs betreten wird. Das geschieht natürlich unter massivem Applaus und sofort geht es mit der vorab veröffentlichten Single „Fire Of Rebellions“ los. Der Soundmann hat wohl auch eine längere Liveabstinenz hinter sich und einiges an den Reglern zu tun. Die Menge vor der Bühne ist bester Stimmung und so kocht im nu der Saal bei Songs vom Neuwerk „Planet Metalhead“ wie „Raise Your Horns Unite!“, „Demon Hammer“ und “Children Of The Night“ und langsam aber sicher hat auch der Reglerbediener alles im Griff. Alles im Griff hat auch Fronter Rob, der mit seinem Charme und seiner Energie die Menge immer wieder mit einbezieht. Saitenmagier Rick steigt für seine Soloparts immer wieder auf die Boxen und hat sichtlich Spaß. Auch die restlichen Bandmitglieder sind augenscheinlich froh und glücklich, endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Die Setlist besteht natürlich überwiegend aus neuen Songs, klar bei einer Release Show. Aber der aktuelle Stoff ballert wie Sau aus den Boxen und macht auch live echt richtig Laune. Trotzdem dürfen auch ein paar ältere Sachen nicht fehlen, allen voran die Martyr Hymne schlechthin „Speed Of Samurai“, bei dem in bekannter Holland-Manie viele Fans auf die Bühne geholt werden, um den Song mit der Band zusammen zu zelebrieren. Echt stark und schön solche Bilder wieder zu sehen. Auch Drumtier Rick darf bei einem Drumsolo sein Talent unter Beweis stellen und wird natürlich dafür gebührend gefeiert. Eine kleine Verschnaufpause gibt es danach dann für alle Anwesenden, als Martyr von der inzwischen erwachsen gewordenen Johanna und Manager Coenraedt Bacquer ein riesiges Martyr Logo überreicht bekommen. Tolle Aktion und das Logo wird von Sänger Rob immer wieder bei den restlichen Songs wie „Into The Darkest Of All Realms“ in die Höhe gehoben. Auch das seichte „Wings In A Darkend Soul“ kommt live erstaunlich druckvoll rüber und bei den Fan gut an. Zum finalen Rausschmeißer „Church Of Steel“ kreisen dann wieder etliche Matten in der Halle und besonders vor der Bühne wird nochmal richtig Gas gegeben. Nach rund eineinhalb Stunden ist dann leider auch schon alles vorbei. Gitarrero Rick gibt seine Flying V in die Menge für ein abschließendes Erinnerungsfoto auf der Bühne.
Im Vorraum der Halle tummeln sich Band und Fans und wo man auch hinschaut, sieht man fröhliche und zufrieden Gesichter. Klar fließt auch im Anschluss an den grandiosen Siegeszug der Holländer das Bier in Strömen. Wenn Rick am Start ist, darf auch der ein oder andere Hörnerwhiskey nicht fehlen und so geht der Abend viel zu schnell vorbei. Die Nacht gehört nun langsam den einheimischen Musikamateuren, die wohl zu Nicht-Metallischen Klängen mit Armen und Beinen zappeln wollen. Unser erstes Konzert des aktuellen Jahres war ein wirkliches Erlebnis – so kann es jetzt gerne weitergehen mit Konzerten. Viele Freunde, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben, eine mehr als starke Band Martyr, die abgeliefert hat und mit ihren neuen Werken gepunktet haben und ein glücklicher Schreiber, der sich mit einer Tasche voller Merch ein letztes Absackerbier auf dem Hotelzimmer mit seiner Frau gönnt.
Autor & Pics: Tino Sternagel-Petersen