NIGHTFYRE, SKYCONQUEROR, SEWER LADS
Münster, Cafe Sputnik, 11.02.2023
Schon einige Tage, bevor wir unseren Obulus von 14 Kröten an der Kasse löhnten, gab es einen Bandausfall. Eigentlich wollten wir Bolle und seine Jungs von Tortured Spirit mal wieder live sehen, und der Anlass des Jubiläums von Skyconqueror, weswegen wir heute alle hier sind, wäre dazu ziemlich passend gewesen. Leider kamen die Jungs gesundheitstechnisch dann doch nicht und wurden kurzerhand von Sewer Lads ersetzt. Schon bemerkenswert, denn selbst das Publikum aus der Heimatstadt der Band hat die Band noch nicht live gesehen, obwohl es sie schon ein paar Tage gibt. Das ändert sich heute Abend, und Münster wird langsam wach, gemessen daran, wie sich letztendlich auch der Raum vor der Bühne füllt. Der Dreier tritt mit einem zügigen Start zum Heimspiel an und es klingt gleich irgendwie, wie etwas aus einem Mittelpart eines Maiden-Songs. Also keine schlechte Idee, doch der Bandstil lässt sich mehr in rockigeren Bereichen einordnen. Mit ihrem Anthem an Position drei dürfte ein Punkelement in ihrem Stil nicht mehr wegzudiskutieren sein. Gegen alle Diktaturen der Welt richtet sich „Follow To Hell“ und wir stellen vermehrt fest, der Drummer hat mächtig Drive. Den Track „Lizard People“ singt Basser Thorsten. Fehltöne sind eben so beabsichtigt wie wenn auch verziehen …. und wehe wenn nicht, oder so, ist eben halt auch Punk. Danach bekommt die abrockende Audienz mal ein ruhigeres Stück, während der Laden sich noch weiter füllt. Alle Anwesenden haben echt Spaß, doch nach siebenunddreißig Minuten ist das Programm echt schon durch, aber das war schon mal geiler Scheiß zur Einstimmung! (Joxe Schaefer).
Kommen wir zum Mittelpunkt des heutigen Abends. Skyconqueror blicken inzwischen auf fünfundzwanzig mehr oder weniger aktive Jahre zurück, und das soll heute angemessen gefeiert werden. Und deswegen, wohl tatsächlich nur deswegen, überließen sie Nightfyre den Headlinerslot. Während am Merch schon die neuen Shirts und die brandaktuellen CD’s die Besitzer wechseln, legt der Vierer nebenan auf der Cafe-Bühne mit „Streak Of Lightning“ los. Wir werden Zeuge eines melodischen Altschulmetalkonzerts mit groovendem Linksbass. Shouter Daniel mit der angenehm angerauten Stimme verzichtet nicht auf Hall und im neuen Stampfer „Death’s Call“ hätten die Backings lauter eingestellt sein dürfen. Daniel nennt die neue Scheibe aufwertend ‚EP-Album‘, die auch komplett gespielt wurde. Zum 2006er Song „Raise The Pentagram“ steigen Rauchsäulen auf und der Speedster „Running High“ wird bejubelt mit mächtigen Hey-Rufen. Kaum zu glauben, dass uns dieser Knaller mit Eröffnungscharakter bis in Mitten des Sets vorenthalten wurde. Dass der Slower „Chainbreaker“ danach zweimal angespielt wird, und auch geschickt überspielt, hat keiner bemerkt, haha. Wesentlich deutlicher wird dagegen der Maiden-Touch des Quartetts, hier durch Basslauf und Leads im derzeit ziemlich angesagten „The Black Raven“. Gitarrist Mirko gibt das Riff von „Horsemen Of The Grail“ vor und ist ganz offensichtlich nicht nur wegen seines gestreiften Shirts und der Explorer Gitarre so der Adrian Smith der Band. Das beurteilt auch unser Chefpowermetaller Micha so. Nach ihrem ersten Song ever „Through Rain And Thunder“ werden Niko-Rufe angestimmt und immer wieder Hey-Shouts, die nach jedem Song lauter werden. Nach „Payback In Spikes“ und der Zugabe „Demon“ macht die Audienz noch immer gut was los, aber trotz Gegröle nach Zugabe musste nach einer Stunde Ende sein. Wir finden uns alle durchatmend in einer Art Vorerschöpfungszustand wieder und besonders das Mädel mit der hellen Stimme hinter mir schrie sich heiser. Auf jeden Fall benötigen wir in Zukunft noch mehr solche energiegeladenen Skyconqueror-Gigs. Jetzt wollen wir mal sehen, was der Headliner noch kann … (Joxe Schaefer).
Wer den Auftritt von den 2013 gegründeten Nightfyre beim diesjährigen „Hammer And Iron“ Festival verpasst hat, kann das hier und jetzt nachholen. Schließlich gilt es laut bandeigener Aussage heuer den letzten Gig vom besagten Minifestival zu toppen. Das nenne ich mal einen kometenhaften Aufstieg. Fungierte man zuletzt als Opener, befindet man sich jetzt auf der Position des Headliners. Nun gut, ist nach dem fulminanten Gig von den ebenfalls ortsansässigen Skyconqueror noch eine Steigerung möglich? Ich würde sagen, ein entschiedenes „Jein“. Aber der Reihe nach. Tatsächlich erfreut sich der heutige Konzertabend regen Zuspruchs und das Cafe Sputnik füllt sich zunehmend, als Nightfyre ihren Set beginnen. Ein kurzes Intro, in dem wohlbekannte Metalklassiker kurz “zitiert“ werden, verrät, wohin die musikalische Reise geht. Auf der einen Seite werden die Altmeister gehuldigt, Stichwort NWoBHM, auf der anderen sind auch Tendenzen zu jüngeren Bands wie etwa Cauldron oder Night Demon auszumachen. Zu dem erinnert die Stimme von Sänger und Gitarrist David einmal mehr an den jungen James Hetfield. Leider ist der Verfasser dieser Zeilen nicht allzu sehr mit dem Liedgut von Nighfyre vertraut, was aber den positiven Gesamteindruck nicht schmälern soll. Die dargebotenen Songs sind allesamt gut strukturiert und es wird zu keiner Sekunde langweilig. Da darf man sich schon erlauben, den Set mit einem „Stampfer“ zu beginnen, wo andere vielleicht eine Uptemponummer wählen würden. Diese folgen dann aber auf dem Fuße und man merkt der Band die Spielfreude zu jeder Zeit an. Es ist eine Augenweide, wenn sich David, der seiner Doppelrolle Gesang/Gitarre vollauf gerecht wird, und Gitarrist Christoph sich gegenseitig die Licks und Leads zuwerfen, oder gemeinsam zu den allseits beliebten Twinguitars ausholen. Unbedingt erwähnen muss man auch Drummer „Fridi“, dem das Dauergrinsen ins Gesicht gemeißelt zu sein scheint. Den mir nicht bekannten Neubasser setzt sich ebenfalls gut in Szene und bildet zusammen mit „Fridi“ einen soliden Rhythmus Background. Da verwundert es nicht, dass Nightfyre auf die gesamte Länge des Gigs vom absolut tollen Münsteraner Publikum abgefeiert werden, und mehr als einmal „Nightfyre“-Rufe zu vernehmen sind. Mit den letzten Tönen eines ausuferndes Gitarrensolos des letzten Songs endet der musikalische Reigen unter tosendem Applaus. Mission geglückt! Die Headlinerposition gewechselt zu haben erwies sich als cleverer Schachzug, so werden beim ausdauernden Publikum die letzten Kräfte mobilisiert und bei den „dienstälteren“ Musiker wie dem Niko besteht die wunderbare Gelegenheit, sich frühzeitig Wein, Weib und Gesang zu widmen. Der in puncto Nightfyre noch „jungfräuliche“ Verfasser dieser Zeilen begibt sich allerdings umgehend zum Merch und verhaftet noch die aktuelle EP „Shattered Lands“ auf Vinyl, um etwaige Wissenslücken zu schließen. Vielen Dank an alle Beteiligten für diesen wunderschönen Abend! (Michael Staude).
Autor: Michael Staude, Joxe Schaefer
Pix: Stahli (baalphemor.de)