Dying Victims Attack Vol. 2

Essen, Turock, 12.04.2024-13.04.2024


Am gestrigen Donnerstag feierten wir auf der Warm-up Party nebenan im Don’t Panic, ab heute geht’s es weiter im Turock. Weil ausgerechnet die Finnen Emissary, auf die wir uns ziemlich gefreut haben, ad hoc wegen Krankheit absagen mussten, wurde der Beginn mangels Ersatzband eine Stunde nach hinten geschoben. Als wir um kurz nach 16:00 Uhr die Bude entern, knallen uns bereits die Polen von Fukking Vengeance ihren Speed Thrash vor den Latz. Inzwischen wurde der Posten am Bass neu besetzt, hier zupft jetzt Frau Lücifera die tiefen Saiten. Und Shouter Witchburner, Gitarrist bei Armagh, raunzt seine unmelodischen Vocals roh und schäbig in den Saal. Übrigens spielt hier noch der Armagh Sänger Klampfe, von der Band, die morgen im Programm steht. Hier wird ungestümer zu Werke gegangen, nicht jeder Ton sitzt exakt, soll auch gar nicht. Der Underground Hooligan „U.G.H.“ wird als letzter Song angekündigt, danach ist die Menge ziemlich zufrieden, also gehen die Arme hoch bis hinten. Nach diesen wohltuenden fünfunddreißig Minuten sind wir der Meinung, der Namen des Vierers sollte immer mit dem F-Wort beginnen! (Joxe Schaefer)


Auch nicht gerade langsam sind die nächsten Thrasher. Der Bandname Insane spukt so ziemlich durch jede Plattensammlung, allerdings mit verschiedenen Logos. Eben weil es so viele Combos mit diesem Namen gibt, soll gleich verraten werden, diese hier kommen aus Schweden und sind außerdem natürlich unter dem Dach von Dying Victims. Wir alle erinnern uns an das feurige Cover ihrer letzten Scheibe „Victims“. Und die Frise von Flying-V-Gitarrist und Shouter Gustaf sitzt. Der Vierer spielt zwar schneller, agiert aber etwas statischer. Das ist aber alles okay mit der Performance und sie machen musikalisch alles genau richtig, aber im Gegensatz zur Band zuvor wirkt das jetzt wie einen Schritt zurück. Das ist auch nicht einfach bei einem Festival wie diesem, bei vielen ähnlich ‚großen‘ Bands das Billing zum Headliner kontinuierlich steigern zu lassen. Derweil erfahren Tabletteneinnehmer an der Theke vom Personal, dass Wasser aus der Leitung nicht rausgegeben werden darf, auch nicht zum bezahlten Bier. Aber der Blick für das ‚Trink‘geld war unbezahlbar … (Britta Hollmann)


Cherokee aus Köln kenne ich dann wiederum nicht. Das Quintett hat 2021 mit „Blood & Gold“ ihr einziges Album veröffentlicht, von dem auch die meisten Songs des heutigen Sets stammen. Der teils an die frühen Scorpions erinnernde Hardrock ist soundmäßig nicht 100% mein Ding, wird aber sauber und mit viel Hingabe seitens der Band gespielt und vom Publikum auch gut aufgenommen. Unglücklicherweise reißt während des ersten Songs, dem bluesig-countrymäßigen „Song For RG“ gleich eine Gitarrensaite. Um nicht die Saite auf der Bühne wechseln zu müssen, wird eine Ersatzgitarre einer anderen Band aus dem Backstage gereicht. Sorry, aber welcher Gitarrist reist ohne Ersatzklampfe zu einem Gig? Angetrieben von einem in Unterhosen performenden Drummer knallt „Bill Pullman“ gut durch die Boxen des Turocks. Die Stimmung im Publikum ist ausgezeichnet, einzig die Duftkerzen auf der Bühne sorgen in meiner Nase für reichlich Verwirrung. Die musikalische Darbietung der Band gefällt mir gut, vor allem der Gesang von Frontfrau Laura ist stark. Mir gefällt speziell die Variabilität der Musik, von Blues, Country und mittelalterlichen Soundelementen, und bis zum lupenreinen Hardrock decken Cherokee einiges ab. Es wird auch ein brandneuer Song zum Besten gegeben, welcher auf der Setlist schlicht mit „Chains“ betitelt ist und jedoch auch leicht anders heißen könnte. Aufgrund des Saitenrisses zu Beginn kommt die Band gegen Ende beim abschließenden „Warriors Of The Rainbow“ arg unter Zeitdruck und überzieht dabei die Bühnenzeit um ein paar wenige Minuten. Ein starker Gig einer interessanten Band, die man auf dem Schirm behalten sollte.

Setlist; Song For R.G.; Bill Pullman; Just One Summer Long; Ethelred, Hero Of Trist; Sigourney; Chains; The Yellow King; Snake Woman; Following My Blues; Warriors Of The Rainbow. (Steph Bachmann)


Als vierte Band des Tages betreten Warlust die Bühne und legen mit „Wolvewhore“ vom letzten Album los. Die vier Musiker knüppeln direkt voll drauf los und schaffen direkt eine düstere Atmosphäre. Weiter geht es mit „Blasphemic Terror Command“ vom Debütalbum. Das Zusammenspiel aus der brachialen Musik, dem Nebel und der entsprechenden Beleuchtung sorgt für eine immer intensivere Aura, die von der Bühne ausgeht. Als nächstes werden zwei Songs des kommenden Albums gespielt. „Cult Of Chronos” und “Elements”. Beide Songs fügen sich nahtlos in das bisher Dargebotene ein und wecken definitiv das Interesse an der neuen Platte. Als nächstes folgen mit „The Burning Eyes Of Satan“ und „My Final Sacrifize“ wieder zwei Stücke der aktuellen Platte „Unearthing Shattered Philosophies“, bevor es dann mit „Wings Of Blasphemy“ und der Bandhymne „Speed Metal Tyrants“ zum Ende kommt. Warlust sind supergut eingespielt und hängen die Messlatte für alle folgenden Bands unglaublich hoch. (Matze Fittkau)


Mit Sandstorm folgt dann tatsächlich mal eine Band, von der ich mit der „Time To Strike“ EP (2020) einen Tonträger in der Sammlung stehen habe, auch wenn mir das nicht mehr bewusst war, bis ich das Bandlogo hinter dem Drumkit gesehen habe. Na ja, bei über 4000 Platten in der Sammlung kann das durchaus mal passieren. Ich weiß aber, weshalb ich mir damals diese EP gekauft habe, denn der Sound des kanadischen Trios gefällt mir super. Mit zwei EPs und einer Single im Gepäck hat man gerade genügend Material, um einen 50-Minuten-Slot auf einem Festival zu füllen. Melodisch und doch mit amtlich Power fräsen sich die Songs der Band aus Vancouver gnadenlos durch die Gehörgange. Angetrieben vom druckvollen Drumming von Penny Bruckner (auch bekannt als P. J. „The Butcher“ La Griffe), veredelt die Saitenfraktion durch abwechselnde Leadvocals die Songs. Der angenehme Gesang ist dann auch das Herausstechende am Sound des Trios. Der Auftritt gefällt nicht nur mir, sondern auch dem Essener Publikum, welches die Band nach allen Regeln der Kunst abfeiert. Der sauber gespielte, melodische Metal trifft genau den Nerv der Fans. Die Band überzeugt durch musikalische Qualität und Kompaktheit, so dass ich beschlossen habe, die Lücken in meiner Sammlung zu schließen und mir die fehlenden Tonträger noch zuzulegen. (Steph Bachmann)


Witching Hour starten mit “About A Course Of A Morbid Century” und zeigen direkt wo der Hammer hängt! Die vier Black Thrasher haben total Bock auf den Gig und zeigen sichtliche Spielfreude. Weiter geht’s mit „As I Walk Among Sepulchral Ruins“ vom mittlerweile auch schon sechs Jahre alten, letzten Album der Jungs. „From The Black Crypts Of Fullmoon“ ist der nächste Song, der dem Publikum vor die Birne geballert wird. Mit dem Slayer Cover „Hell Awaits“ gibt’s dann kein Halten mehr im Publikum. Von vorne bis hinten wird gebangt, gemosht und der Gehörnte gefeiert. Mit „Profane Resurrektion“ gibt es wohl einen neuen Song, der auf gleichbleibendem Niveau des bisher Gehörten ist und sich ohne Weiteres gut in die Setlist einfügt. Darauf folgt „Under Evil Spells“ vom großartigen Zweitwerk. Mit From Beyond They Came, The Fading Chime Of A Graveyard Bell” und “Sorrow Blinds His Ghastly Eyes” geht’s wieder zum letzten Album. Mit „Black Horned Doom“ beenden Witching Hour ihren Gig. Ein paar Nieten und Ketten würden den Jungs ganz gut stehen, aber musikalisch gibt es absolut nichts zu meckern! (Matze Fittkau)


Das Licht am Ende des Tunnels kommt näher. Zu fortgeschrittener Stunde und mit inzwischen einem gesunden Pegel, geht es für mich direkt vor die Bühne, um den Headliner mal aus der Nähe anzusehen. Das letzte Mal, als ich Flight gesehen habe, ist schon einige Jahre her und war… natürlich auf dem Muskelrock. Fronter Christoffer entspricht ja nicht so wirklich dem, was man sich unter einem Rocker bzw. Metaller vorstellt, aber da zeigt sich mal wieder, dass man ein Buch nicht nach seinem Einband bewerten sollte. Denn was die Jungs hier abliefern, ist mal oberste Liga und sie nehmen uns mit auf eine rund siebzigminütige spacige Retro Rock Reise, die man einfach nur erleben will. Schnell steht fest, dass Flight ein mehr als würdiger Headliner des ersten Tages sind und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Eine bunte Reise durch alle drei ihrer bisherigen Alben, mit denen sie es schaffen, das Turock in eine ganz besondere Stimmung zu bringen – Daumen hoch und ich freue mich mega, dass ich diese Band in wenigen Wochen wiedersehe… natürlich wieder auf dem besten Festival Schwedens!!! (Tino Sternagel-Petersen)


Midnight Prey aus Hamburg turnen auch bereits seit 2012 auf den Bühnen dieser Welt herum. Trotz über zehn Jahren Bandbestehens resultiert aus dieser Zeit jedoch neben einigen Demos und EPs lediglich ein Album („Uncertain Times“, 2019). Daher erstaunt die späte Position der Band doch etwas, erklärt allerdings die mit 45 Minuten doch relativ kurze Spielzeit des hanseatischen Trios. Der punkig angehauchte Heavy Rock hat seine melodischen Teile, erinnert jedoch in den rotzigeren Parts der Songs phasenweise sehr stark an Motörhead, was ja beileibe keine schlechte Referenz ist. Der Schwachpunkt im Sound der Band liegt meines Erachtens im weinerlichen Gesang von Frontmann Winston Ziller, der sicherlich gewöhnungsbedürftig ist. Vor der Bühne geht aber amtlich die Post ab und das Publikum befeiert die Band sehr gut. Crowdsurfer und Stagediver sind zahlreich unterwegs und in jeder Songpause wird der Bandname skandiert. Der Sound ist definitiv nicht meine Baustelle, die Songs werden aber sauber gespielt und die gute Stimmung vor der Bühne spricht für die Qualität der Band. Kurz vor 01:00 Uhr morgens ist dann Schicht im Schacht was Livemusik betrifft.

Im Anschluss werden Metal Klassiker von DJ Daniel auf die Meute losgelassen. Dabei geht im Turock nochmals richtig die Post ab, auch wenn die nervigen Pausen zwischen den Songs nicht gerade für die Qualität des DJs sprechen. Wie man es besser macht, zeigen uns in der Nacht von Samstag auf Sonntag Janosch und Lukas vom „Der Detze Rockt“. (Steph Bachmann)


Samstag, 13.04.2024:

Am heutigen Tag erfahren wir einen pünktlichen Beginn. Zwischen Feuersäulen, viel Nebel und blutverschmierten Schädeln auf umgedrehten Kreuzen steht die Band aus Italien, die den Tag eröffnen dürfen. Der Leder und Nieten-Dreier von Hellcrash, natürlich stilecht mit Sonnenbrille, rockt und drischt uns ihr angeschwärztes Zeug mit Tempo auf die Omme, dass der letzte Fan spätestens jetzt wach sein sollte. Das ist mal ein Opener. Sie knallen und ballern ihr Speedgeprügel im Dauerfeuermodus und rennen dermaßen rum, dass klar ist, dass es gleich zum Circle Pit kommt. Es wird alles abgerissen, ohne lange Pause zwischen den Songs. Einmal spielt Bassist Skullcrusher „Princess Of The Dawn“ von Accept an, doch bevor das bejubelt werden kann, geht es auch schon weiter im Programm. Der Finaltrack „Mephistopheles“ ihres Debütalbums schließt auch ihren Auftritt ab. Das waren fünfunddreißig Minuten auffe Fresse vom Feinsten. So kann es heute gerne weitergehen! (Joxe Schaefer)


Toxikull aus Lissabon kenne ich natürlich wieder mal nicht, auch wenn die Band seit 2016 aktiv ist und im Februar mit „Under The Southern Light“, dessen Albumcover groß hinter dem Drumkit prangt, gerade ihr drittes Album veröffentlicht hat. Dieses Album wurde von Tino dann auch zu recht sehr gut bewertet. Das agile Quartett startet mit „Cursed & Perished“, dem Titeltrack des zweiten Albums von 2019 in ihren Set. Mit „Around The World“ und „Battle Dogs“ folgen dann die ersten neuen Songs, die sich gut für den Stadionrock der späten 1980er Jahre geeignet hätte (Skid Row lassen grüßen). Eingängig, aber trotzdem heavy und mit druckvollen Backing Vocals. Coole Nummern, die mir echt gut gefallen. Das etwas langsamere, sich zu einem groovenden Headbanger entwickelnde „Under The Southern Light“ erinnert mich stark an Accept / U.D.O. und ist eines der Highlights des heutigen Sets. Eine echt tolle Nummer. Nach dem speedigen Headbanger namens „Night Shadows“ legen die fünf Portugiesen eine ultimativ geile Version von Motörheads „Iron Fist“ ins Turock. Im Ruhrpott kann man mit Klassikern von Lemmy und Co nie etwas falsch machen, so dass hier die beste Stimmung während dem Set von Toxikull aufkommt. Mit dem Uptempo Rocker „Metal Defender“, der im 2021 als Single veröffentlicht wurde, beendet die Band einen viel umjubelten Gig, der sowohl musikalisch als auch optisch sehr gut rüber kam. Die Band hat viel Potential und man sollte die vier Portugiesen auf dem Radar behalten. Das neue Album lässt bereits erahnen, zu was die Band noch fähig sein könnte.

Setlist: Cursed And Perished; Around The World; Battle Dogs; Under The Southern Light; I Will Rock Again; Night Shadows; Iron Fist; Metal Defender. (Steph Bachmann)


Bei Speedwhore ist der Name Programm! Es gibt mit Vollgas was zwischen die Zähne. Und zwar angeschwärzten Speed Metal der besonders schnellen Sorte. Die Band legt den Fokus stark auf das aktuelle Album „Visions Of A Parallel World“, hat aber auch ein paar Highlights von älteren Veröffentlichungen am Start, die teilweise gefühlt doppelt so schnell waren als das aktuelle Album, welches aber immer noch mit Volldampf nach vorne geht.

Setlist: Intro, Matriach, Ruby’s Throne, Lion’s Gate, Clutch Of The Sea, Hologram, The Call, Decrypted, Bulwrack, Golgotha, Visions. (Matze Fittkau)


Die Polen von Armagh hauen mich dann ziemlich um. So kann Metal heutzutage klingen! Sind die Herren aus Warschau außer schnell noch was anderes? Ja, melodisch! Und diese Kombination tut es mir wirklich an. Das Quartett ist seit 2012 aktiv und hat mittlerweile drei Alben veröffentlicht, wobei das aktuelle Album „Exclamation Point“ erst Mitte März dieses Jahres erschienen ist. Mit dem Opener dieses aktuellen Albums legt das Quintett dann auch gleich fulminant los. Die Hälfte der heute gespielten Songs stammen vom neuen Album, wobei mir vor allem das verspielte und abwechslungsreiche, über sieben Minuten lange „Masters Of Time“ sehr gut gefällt. Der leicht doomig-melancholische / schleppende und an die klassische NWoBHM angelehnte Sound kann mich recht schnell packen und die Band ist eine der zahlreichen positiven Überraschungen für mich auf diesem Festival. Mit dem geradlinigen „Into The Fumes Of Deutero-Steel“ (was zum Teufel ist Deutero-Steel?) vom „Serpent Storm“ Album (2022) beschließt die Band einen vielbeachteten Set, der bei mir musikalisch einen bleibenden Eindruck einer tollen Band hinterlassen hat. Die Blastbeat Elemente bereichern diesen Track ungemein. Toll gemacht!

Setlist: Rough Edges; Industrial District Fever; Beyond The Night; Masters Of Time; Aftermath; Krew Nocy; The Portal; Into The Fumes Of Deutero-Steel. (Steph Bachmann)


Auch die nächste Band ist pünktlich, das ist doch schön! Nach vier Alben, das jüngste „For Dread Shall Reign“ hat auch schon wieder sechs Jahre auf dem Buckel, erinnern wir uns vornehmlich an ihre grandiose 2015er „The Gallows“ EP, mit der die Österreicher auf sich aufmerksam machten! Deathstorm kommen genauer aus Graz und haben ihren Shouter auf der Bühne ganz hinten positioniert. Ihr Drummer hat nämlich nun den Posten am Mikro, und der brüllt gut was weg, macht dafür aber seine sympathischen Ansagen sehr leise. Für eine halbe Stunde lässt der Dreier rhythmisch und riffig die Sau raus, ohne Schnörkel und auch ohne Backdrop. Riffs braten fett, dazu werden Flitzesoli eingestreut. Unter den Gästen befindet sich auch der Norweger Sargeant Salsten von den urcoolen Deathhammer, der heute in einem weißen Shirt von Formel 1 in den ersten Reihen seine Faust streckt. Zwar ist das Turock grad nur gut halb voll, aber dennoch kriegen wir Deathstorm-Sprechchöre zu hören. Die Anwesenden holen sich für bloß eine halbe Stunde die Kelle ab und machen danach völlig zufriedene bis begeisterte Gesichter. Schade, das Gebrate hätte sehr gerne noch länger andauern dürfen. (Joxe Schaefer)


Witchunter aus Italien habe ich vor ein paar Wochen auf dem „Up The Hammers“ Festival in Athen gesehen. Interessanterweise variiert die Band ihre Setlist stark, so dass ich im Gegensatz zu Athen einen ganz anderen Eindruck vom Quintett bekomme. Eröffnet wird der Set mit dem Demoklassiker „Hell For Leather“, bei dem Sänger Steve Kunstblut aus dem Schädel à la Blackie Lawless einsetzt und so schon zu Beginn des Sets rot eingesaut daher kommt. Leider wurde der Band am Tag zuvor ihre Teufelsmaske geklaut, so dass diese heute nicht zum Einsatz kommen kann. Nichtsdestotrotz mit dem personifizierten Dämonen (ähnlich wie bei Night Demon, aber nicht ganz so stylisch), der ein Schwert auf die Bühne bringt und mit dem Einsatz von anderen Kostümierungen repräsentieren Witchunter eine Band, die ein hochwertiges Produkt auf die Bühne bringen will. Heute stimmt bei diesem Produkt einfach alles. Top Songauswahl, eine spielfreudige, motivierte Band und ein hungriges Publikum. Dies ergibt eine tolle Stimmung, welche die 45 Minuten im Fluge vergehen lassen. Das rockige „Hold Back The Flame“ sorgt für die richtige Grundlage, um dem Essener Publikum mit dem ausgezeichnet gespielten Kiss-Cover „Detroit Rock City“ den Rest zu geben. Wow, da haben die fünf Italiener mal kräftig Gas gegeben und beim Publikum voll den richtigen Nerve getroffen. Von der Energie und der Publikumsresonanz her der klare Sieger des heutigen Tages!

Setlist: Hell For Leather; Lucifer’s Blade; Nothing To Lose; Twisted By Fire; Witchunter; The Devil’s Coming; Hold Back The Flame; Rock City. (Steph Bachmann)


Jetzt wollen wir mal sehen, was Aggressive Perfector noch draufsetzen können. Wir erinnern uns noch an das Erscheinen ihres Albums „Havoc At The Midnight Hour“, was im Jahr 2019 das Licht der Welt erblickte und bisher ihr einziges blieb. Da darf wieder mal was kommen, möchten wir an dieser Stelle anmerken. Das Trio tritt Arsch und hat ordentlich Punch. Ein paar grelle Screams stechen aus dem schön holzigen Gekloppe heraus. Der Innenraum ist zwar grad nicht zu dicht gefüllt, aber ein Moshpit lässt dennoch nicht lange auf sich warten. Gitarrist und Shouter Dan Holocausto spricht uns alle an, wir wären „Denied By The Reaper“ und mit dem Oberprügler „Certain Death“ sind auch bald vierzig Minuten Spielzeit voll. Für Drummer Tim ist allerdings noch nicht Schluss, da er später noch bei Heavy Sentence in die Saiten greifen wird. (Joxe Schaefer)


Ganz ohne Diskussion gehören Pagan Altar zu den größten Namen auf diesem Festival. Schon zur NWoBHM Zeit hatten sie einen ganz eigenen, doomigen Sound, weswegen Die-Hardler der Bewegung sie meist nicht ihr zugehörig wähnten. Nun hat sich in der Bandchronik einiges geändert, am schwerwiegendsten fällt dabei der Tod des Originalsängers Terry Jones in Gewicht. Der inzwischen multinationale Fünfer spielt bei vollem Licht und wir achten mal auf Frontmann Brendan Radigan. Der hat echt lange Arme und weiß sie in seiner zurückhaltenden Performance einzusetzen. Sie reichen auch zum Anstoßen mit Leuten in der Audienz, die nicht in den ersten drei Reihen stehen. Was ein geiler Sänger, der auch absolut sympathische Ansagen drauf hat. Der Mann ist noch bei Stone Dagger, Savage Oath, Sumerlands und auch den grandiosen Magic Circle. Mit Letzteren hab wir ihn schon einmal überzeugend live gesehen, das war 2019 auf dem Hell Over Hammaburg. Der Fünfer zieht seine Performance zu vollem Licht durch und erntet vollen Publikumszuspruch. Musikalisch sind sie nun etwas offener und gar nicht so mystisch und eingefahren groovig wie früher. Und sie haben spürbar richtig Bock zu zocken. Fluch oder Segen? Also uns gefällt die Darbietung heute im Turock ziemlich gut, „Daemoni Na Hoiche (Demons Of The Night)“ und „Cry Of The Banshee“ können was. Zwar wird die Bandhymne „Lords Of Hypocrisy“ mit dem Original-Sample gestartet, kommt aber dann immer noch sehr intensiv, und wir können nun die alte Mystik heraushören. Auch die Menge zeigt sich dankbar, ‚One More Song‘ wurde gefordert und „The Black Mass“ wurde geliefert. Insgesamt haben wir dann doch einen groovigeren Schluss bekommen. Ein Klasse Gig von kurzweiligen 95 Minuten! (Joxe Schaefer)


Jetzt ist es endlich so weit. Zum ersten und bislang zum letzten Mal haben wir Heavy Sentence auf dem Bro-Fest in Newcastle 2019 live gesehen. Sie waren damals die dunkelste Band auf dem Festival und wir hatten mächtig Spaß. Daran merken wir auch wieder einmal, wie Schade es ist, dass es das Brofest (im Moment) nicht mehr gibt. Dieser Band gelingt es mit ihrem geschwindigen finster Metalrock, mehrere Fraktionen der alten Schule auf sich zu vereinigen, die klassischen und die deftigeren. Damals stand Shouter Gareth mit Sonnenbrille fast statisch am Mikroständer, heute rockt er mit Mütze und Kapuze all the time quer über die Bretter. Die Band zockt jetzt zu fünft, aber es rummelt. Spätestens als das grandiose „Warriors Of Madness“ in die noch feierwütige Menge geworfen wird, moscht alles mit. Genau das richtige Geradeausgestiefel, um so ein Festival zu beenden. Nur war um fünf nach eins nach fünfzig Minuten überraschend schon Ende, aber es steht ja noch eine Aftershowparty mit zwei stilsicheren DJ’s aus dem Der Detze Rockt Team an. Also wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, was sicher zur Folge hat, auf ein Vol. 3 hoffen zu können. (Joxe Schaefer)

Autoren: Tino Sternagel-Petersen, Britta Hollmann, Matze Fittkau, Steph Bachmann, Joxe Schaefer
Pics: Britta Hollmann