PESTILENCE – hadeon

Pestilence – ein Name, der wohl jedem Old School Death Metaller einen Schwung an Erinnerungen in den Kopf treibt. Zusammen mit Sinister und Asphyx die Speerspitze und Vorreiter der holländischen Death Metal Szene. Im Gegensatz zu letzteren Beiden haben Pestilence Anfang der 90er Jahre die ihrer Meinung nach ausgetretenen Death Metal Pfade verlassen und haben bei der Hörerschaft mit einem progressiven und Jazz beeinflussten Werk Namens „Spheres“ vielfach für Kopfschütteln gesorgt. Damals (genau wie heute immer noch…) fand ich diese Scheibe großartig und stand damit ziemlich alleine da. Auf der damaligen Tour 1993 mit Cynic stand ich in Hamburg in der Markthalle alleine da und habe nach kurzem Fragen erfahren, dass sich Pestilence, wohl wegen Erfolglosigkeit des aktuellen Albums, mitten auf der Tour und zwei Tage vor dem Markthallenkonzert aufgelöst hatten.

Ganze 18 Jahre musste ich danach warten, um das Quartett einmal live zu sehen und war reichlich enttäuscht. Auch die ersten beiden Alben nach der Reunion haben mich bei Besinnung gelassen und waren eher mittelmäßig. Somit blieben mir nur meine Erinnerungen an die Hochzeiten dieser Ausnahmeband. Bis heute, denn es sind bereits weitere fünf Jahre seit des dritten Albums nach der Wiedervereinigung ins Land gegangen, bis jetzt „Hadeon“ das Licht der Welt erblickt. Das knapp zweiminütige Intro „Unholy Transcript“ klingt düster und bedrohlich. „Non Physical Existent“ ist dann doch eine positive Überraschung für mich. Es klingt sehr aufgeräumt und druckvoll. Immer noch progressiv und mit diesem leichten Jazz Einfluss. Auch die folgenden Songs machen mir viel Spaß und schlagen in dieselbe Kerbe. Sie sind abweschlungsreich und auch beim zweiten und dritten Durchlauf findet man immer wieder was Neues. Wie etwa bei „Astral Projection“ mit seinen kurzen mechanischen Gesangsparts, die fast schon etwas nach Industrial klingen, aber trotzdem irgendwie passend. Die Produktion ist klar und voll. Spieltechnisch bewegen wir uns hier auf ganz hohem Niveau.

„Hadeon“ ist für mich der würdige „Spheres“-Nachfolger, der uns immer verwehrt blieb. Mit seinem neuen Line Up hat Bandkopf Patrick Mameli einen hervorragenden Griff getan und die Entscheidung, wieder selber in die Saiten zu greifen, war eine Gute.

Obwohl „Hadeon“ sehr modern und klar klingt, hat mich dieser leider nur knapp vierzig minütige Silberling auf ganzer Linie überzeugt. Nach diesem kurzweiligen Hörerlebnis kann ich sagen, dass Pestilence zumindest einen alten Fan zurück gewonnen haben. Denke, damit stehe ich nicht alleine da und hoffe auf weitere großartige Alben in der Zukunft. Wenn dazu noch das ein oder andere erstklassige Konzert käme, wäre ich doch versöhnt nach all den Jahren.

Wertung: 8,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen