Hell Over Hammaburg
Hamburg, Markthalle, 01. & 02.03.2019
Tag 1: Freitag, 01.03.2019: Tyranex, Faustcoven, Witch Hazel, Essenz, Professor Black, Mgla
Also wenn Tyranex heute so reinkloppen wie auf der Warm-up Party zum 2017er ‘Spirit Of Metal’ hier in Hamburg, dann wird das mehr als bloß ein gelungener Festivalauftakt. Frontfrau Linnea Landstedt stammt nur familiär aus dem Hause Nifelheim, musikalisch geht’s bei ihr thrashiger zu, auch wenn man in der Audienz Vergleiche zu The Great Kat zieht. Was hier ungewohnt noch recht verhalten beginnt, entwickelt sich nach drei oder vier Songs und lässt die gerade angekommenen Besucher locker werden. Das gemischte Doppel aus Stockholm bekommt mit Leichtigkeit etwas Bewegung in die sich noch füllende Markthalle und setzt markant ein erstes Ausrufezeichen, auch wenn man sonst in kleineren Clubs intensiver abreißt. Durch Geschosse wie “The Curse” und “Tormentor” geht das auch gar nicht anders und Linneas naturgegebene, fragil wirkende Stimme bringt die Höhen auch in „Death Roll“ sicher sitzend. So wird nach jedem der Tracks mehr Applaus geerntet, als Gebange während… (Joxe Schaefer).
Für die nächste Dreiviertelstunde geht es weiter mit Faustcoven, bei denen das Logo mehr Black als Doom plakatiert und die Jungs mit hellen Jeans eher klassisch metallisch gekleidet sind. Wer für sich selbst unbedingt mit Stilschubladen arbeiten will, das dargebrachte der Trondheimer mit seinen Ohren einzuordnen, der darf sich den Begriff Doom mit neonschwarz markern. Nicht ganz unpassend dazu das Coverartwork ihres jüngsten Albums “In The Shadow Of Doom”, welches trotz Sonnenlicht bedrohlich wirkt. Der Markthalle, schon oft zur besten Location gewählt, merkt man den Ticket Sold-Out nun an. In der knallvollen Location wird intensiv dem Sound der Norweger gefrönt und teilweise mitgewippt. Die Norweger erlauben sich Speedparts wie in „Sign Of Satanic Victory“ und bauen sogar in einem Solo den Todesmarsch mit ein, während sich im Stampfer „Curse Of The Voodoo Priest“ der satte Bass angenehm bemerkbar macht. Große Teile der Audienz quittiert mit synchronem Kopfnicken, wenn Kegel der Scheinwerfer mal über das Publikum schwenken. (Joxe Schaefer).
Bei Wytch Hazel habe ich das Gefühl, dass es vorher nur um die christliche Gesinnung der Band ging. Pommes … die Band predigt nicht, sondern hat live so einige Schüppen drauf gelegt. Mehr Stageacting, mehr Ausstrahlung und mehr Spielfreude. Wytch Hazel sind mitreißend, was bei den coolen Melodien, die sich die Jungs aus Lancaster bei Bands wie Uriah Heep oder Wishbone Ash geborgt haben, kein Wunder ist. Sicherlich wird sich der eine oder andere Elite-Schwarzwurst-Metaller über weiße mittelalterliche Klamotten und folkige Melodien lustig gemacht haben, dabei aber die musikalische Qualität und den Wiedererkennungswert missachtet haben. Chapeau. Übrigens verschlampen Billigflieger auch schon mal den Koffer mit dem Merch. Zitat auf einem Zettel an ihrem leeren Merchandisestand: Fuck Eurowings! (Bert Meierjürgen).
Das Berliner Krawallkommando Essenz hat mit “Manes Impetus” einen bärenstarken und dabei einen derbe brutalen Longplayer vorgelegt, den es live zu präsentieren gilt. Das Vorhaben glückt jedoch nur bedingt, der Sound ist zwar beinhart, aber viel zu unsauber. In dem soundtechnischen Inferno lassen sich leider wenig Riffs oder Melodien erkennen, es klingt wie ein einziger Ton, der da gespielt wird. Nichtsdestotrotz sind Essenz mit dem sitzenden Basser am Mikro durchaus gut anzuschauen und danach ist der Kopf mehr als freigepustet. (Bert Meierjürgen).
Die Zielgerade ist in Sicht, der Co-Headliner für den ersten Tag des Hell Over Hammaburgs steht auf der Bühne. Dieses Jahr mal wieder ein alter Bekannter und zusammen mit Jarvis von Night Demon gefühlt wohl der umtriebigste Musiker auf dem amerikanischen Kontinent. Die Rede ist von Chris Black, der mit Bands wie u.a. High Spirits, Dawnbringer, Pharaoh, Nachtmystium, Superchrist oder auch Aktor einer der aktiven und zugleich auch kreativsten Köpfe in der Szene ist. Dieses Jahr kommt er mit Professor Black, einer weiteren seiner Bands, als Gast in Hamburg. Musikalisch hat er hier selbst alle Grenzen eingerissen und so gibt es drei völlig verschiedene Alben, von einem klassischen Hard Rock Album in Motörhead Manie, über ein Doomalbum, bis zu einem psychedelischen Soundtrack Style Album. Am Vortag zelebrierte Chris mit seiner Band im legendären Bambi Galore zu Billstedt zusammen mit den schwedischen Haudegen Screamer die offizielle Hell Over Hammaburg Warm-up Party, rockte sich durch sein “I Am The Rock” Album und brachte was von seinen Superchrist sowie Motörhead Coversongs. Da waren am heutigen Freitag natürlich die Erwartungen hoch und bereits bei den ersten Songs ist klar, dass es heute keine Wiederholung gibt. Mit unter anderem Scott Hoffmann, seinem High Spirits Gitarristen an der Seite, zelebrieren Professor Black hier doomigen, abwechslungsreichen und vor allem stimmungsvollen Heavy Metal der Extraklasse. Auch der ein oder andere Dawnbringer Song wie etwa “North By North”, was Bathory gewidmet wird, steht heute auf der Playlist. Der glasklare Sound und eine passende Lichtshow machen diesen Auftritt für mich zum Höhepunkt des heutigen Tages. Nach dem letzten Song geht das Licht aus und es wird nach Zugabe gerufen. Als Chris, Scott und zwei weitere Musiker, wovon der zweite Gitarrist bereits am Vortag Midnight zugeordnet werden konnte, in schwarzen Shirts und weißen Hosen die Bühne betreten, ist der Jubel und das Erstaunen groß. Als dann die magischen zwei Worte „High Spirits“ skaliert werden, gibt es kein Halten mehr und der Saal brüllt aus vollen Kehlen mit. Als Rausschmeißer hat Chris sich für “You Make Love Impossible” vom Debüt entschieden und trifft auch damit voll ins Schwarze. Hammerauftritt, den Chris und Co hier abgeliefert haben, der auch einer Headlinerposition würdig gewesen wäre. (Tino Sternagel-Petersen).
Doch es kommt komplett anders. Der Freitags Headliner mit dem für nicht-Polen unaussprechlichen Namen Mgla gestaltet sein Programm dunkler und alles andere als fröhlich. Zwar wird ihr Name ähnlich wie ‘Mugua’ oder ‘Mgwa’ ausgesprochen und bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie Nebel, doch statt auf diesen Effekt setzt das Quartett bei seinem Auftritt lieber vornehmlich auf blaues Licht. Komplett mit verdeckten Gesichtern unter Kapuzen und einem Geringstmaß an Bewegung bringen die Mannen ihre Kriegsmaschine ins Rollen, wie sie früher mal hießen. Überschwängliche Kritiken reichen bis zu zehn-Punkte-Reviews, über die im Vorfeld mehr gesprochen wurde als über die Musik der Krakauer selbst. Appetit auf Würstchen hat nun keiner mehr, wenn man erst mal Atmosphären aufsaugend vom Sound gefangen worden ist. In dunkler Black Metal Stimmung grummeln sich breite Ebenen ihres Sounds unaufhaltsam und kontinuierlich in die Gehirne gefühlt aller Anwesenden, so voll die Halle grad ist. Fast schon wie Stilbruch wirkt danach Annihilator in der anschließenden Metal Disco im Foyer mit Herrn Fleetenkieker als DJ, und ein schmissiges “Hit The Lights” wie ein Karnevalslied. Dafür schreiben die jüngst gegründeten ‘The Snailrazors’ auf dem Heimweg in der U-Bahn ihren ersten Song, aber das ist eine ganz andere Geschichte, demnächst auf dieser Seite nachzulesen … (Joxe Schaefer).
Tag 2: Samstag, 02.03.2019: Malokarpatan, The Neptune Power Federation, Sanhedrin, Magic Circle, Chapel Of Disease, Dead Congregation, Night Demon.
Marx: Matterhorn, Lord Vigo, Mega Colossus, Truppensturm, Gatekeeper.
Am heutigen zweiten Tag wird zusätzlich das kleine Marx öffnen und eine weitere Bühne bereitstellen. Überschneidungen mit den Acts in der großen Markthalle sind dadurch leider nicht zu ignorieren, dass nicht alle Bands reviewtechnisch komplette Berücksichtigungen erfahren können. Los geht es heute auf der großen Bühne mit Malokarpatan aus Tschechien, die mit Umhängen, Sonnenbrillen und Nietenarmbändern den Groove in die Halle bringen, deutschsprachige Ansagen drauf haben und in den ersten Reihen nickende Köpfe verursachen. Die Macht der Tschechen ist amtliches Riffwerk und das wird durch alle Tempi deutlich. Leider sitzen besonders die zarteren Töne nicht alle exakt und ihr Gitarrist bangt auch dann weiter, wenn sein Instrument auf der Anlage ausfällt. Trotzt technischer Pannen überträgt sich etwas ihrer Energie auf das Publikum. (Joxe Schaefer).
Die erste Band an Tag zwei im kleineren Venue der Markthalle, dem Marx, sind die Schweizer Death / Speed Metal Newcomer Matterhorn. Übrigens nicht zu verwechseln mit der australischen female-fronted Hard Rock / Metal Band. Das Trio aus Zürich hat im vergangenen Jahr mit seinem Debüt “Crass Cleansing” ordentlich Staub aufgewirbelt. Hier ist noch nicht soviel los, sodass die Jungs vor einer überschaubaren Menge spielen müssen. Schade, denn sie zocken sich amtlich durch ihre Songs und überzeugen mit abwechslungsreichem Death Metal. Roh und mit viel Energie wird hier das Gaspedal durchgetreten. Coole Band, die ich mir auf jeden Fall mal auf den Zettel schreibe. Genau für solche Entdeckungen wie Matterhorn ist das Hell Over Hammaburg gut. (Tino Sternagel-Petersen).
Blickfang bei der australischen The Neptune Power Federation ist natürlich die ziemlich schräg im Astronauten-Hochzeitskleid gekleidete Sängerin Screaming Loz Sutch (!), die mit einem Maxi-Becher Rotwein und einer Schale Würfelzucker die Bühne betritt. Dazu ist sie noch beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Doch bevor man sich fragen muss, ob die ganze Sängerin an der Steckdose hängt, stellt man fest, dass die komplette Band einen unglaublich mitreißenden ADHS-Hardrock spielt. Frisch mit ordentlich Energie, etwas Psychedelic und einem herausragendem Gesang. Das sollte man sich auf jeden Fall noch mal in einem kleinen Club angucken. Gerüchte über einen von der Band verursachten Stromausfall in ganz Hamburg konnten jedoch nicht bestätigt werden. (Bert Meierjürgen).
In der großen Halle geht es mit einem Trio weiter. Sanhedrin aus New York spielen vor einer sehr gut gefüllten Halle und beginnen mit dem Opener “Meditation (All My Gods Are Gone)” des aktuellen und erfolgreichen Albums “The Poisoner”. Schnell wird mir klar, dass hier ein Festivalhighlight auf der Bühne steht und dementsprechend ist auch die Reaktion des Publikums. Der klassische Heavy Metal Sound mit seinem 70er Einschlag wird wie ein Schwamm von der Menge aufgesogen. Erica, mit einer im relaxten Sound gut zur Geltung kommenden Singstimme, fühlt sich mit ihren Mitstreitern sichtlich wohl auf der Bühne. Viel Interaktion ist nicht auszumachen, aber das erwartet hier auch keiner. Routiniert zocken Sanhedrin ihren Set, der aus Songs der beiden Alben “A Funeral For The World” und “The Poisoner”, sowie ihrer ersten, selbstbetitelten EP besteht und richtig Laune macht. Energiegeladen geht das Trio zu Werke und klingt noch um Nummern lebendiger und realer als auf Scheibe. Im kleinen Marx spielen zwar grad Lord Vigo, aber wir kriegen unsere Ärsche hier grad unmöglich weg. Eine super Liveband, die sicherlich in Zukunft noch von sich reden machen wird. Dieser Auftritt ist der dritte auf der gerade begonnenen Europa Tour. Wer dieses tolle Trio hier in Hamburg verpasst hat, hat also zumindest noch die Chance, sie in seiner Nähe zu bewundern. (Tino Sternagel-Petersen).
Die nächste Dreiviertelstunde gehört den Göttern aus Massachusetts und ihren nicht wenigen Anhängern. Das dürften inzwischen noch ein Schub mehr geworden sein, nachdem Roughshouter Brendan Radigan auch die Vocals bei den britischen Ur-Doomstern Pagan Altar übernehmen durfte. Keine plausible Idee erklärt grad den Umstand, dass die Hütte nun nicht so voll ist wie zuvor, oder warum das Motiv des einzigen Shirts dieser Band am Merch ihre Genialität nicht ansatzweise repräsentiert. Und dennoch soll der erste Magic Circle Auftritt in Europa positivst im Gedächtnis bleiben, wie sich herausstellt. Nicht müde zu Erwähnen wurde besonders gestern und heute der Verfasser dieser Zeilen, dessen absolutes Jahreshighlight 2015 das “Journey Blind” Album war, dass er nur für diese Band anreiste und ihr zu Gunsten auf das parallel stattfindende Abyss-Festival in Göteborg verzichtet. Brendan kann vom ersten Ton an die Anwesenden erreichen, beackert seine Bühnenteile, performt mit ausladender Gestik, geht in die Hocke und sucht die Nähe zu seinen Bandmates. Neben ihm spielt Chris Corry mit einer Plexiglasgitarre unbedingte Riffs, mit denen er spätestens zu “The Damned Man” vom bereits gelobten “Journey Blind” jeden packt. Das nagelneue “I’ve Found My Way To Die” verstehen wir wie das vorzüglich dynamische “Scream Evil“ vom selbstbetitelten ersten Album zusammen mit dem Nackenstrapazierer “Ghosts Of The Southern Front” hintereinander weggeschossen als eindeutiges Zeichen dafür, dass der Bandsound mehr als ‘nur’ Doom transportiert. Nach dem Titelstück ihres bald erscheinenden Drittwerks “Departed Souls”, bereits hier am Merch erhältlich, wechselt der durch eine sympathische Präsenz auffallende und sich mit agilem Acting verausgabende Drummer Q seine Snare, um für das finale “Antedeluvian” noch einmal alles zu geben. Was für eine Energie und was für ein geil roher Sound. Da steht nun ein riesig fettes Ausrufezeichen, obwohl sie ihr bestes Stück “Journey Blind” gar nicht gespielt haben. Für mich das Statement des Festivals. Lustig danach unser Gespräch im Foyer, in dem wir über die grad erlebten Bands schwärmen. Bis wir bemerken, dass einer von uns aber bei Mega Colossus im Marx war … Bleibt zu unterstreichen, dass alle Superlative in diesem Abschnitt beabsichtigt sind. Es kam dem Verfasser gerade darauf an, sie zu zementieren. (Joxe Schaefer).
Was kann jetzt noch kommen? Gemäß des strengen Zeitplans, von dem kaum abgewichen wird, dürfen nun die aus der Karnevalshochburg Geflüchteten, womit sie definitiv schon mal alles richtig gemacht haben, pünktlich für die ihnen zugedachten fünfzig Minuten auf die Bretter. Antworten auf die Frage, ob sie mit ihrer neuen Scheibe mit dem bedeutungsschwangeren Titel “…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye” alles richtig gemacht haben, fallen geteilt aus. In wie weit das auch live gilt, schauen wir uns mal ganz in Ruhe an. Ihre Melange aus inzwischen modernisiertem Death und proggigen Phasen gefällt nicht mehr jedem, passt aber auf diesem Festival wunderbar wie die Faust aufs Auge. Dementsprechend werden Chapel Of Disease und ihre Atmosphären hier abgefeiert. Fürs Auge bekommt die Audienz dazu Silhouetten der Musiker, deren Umrisse durch mächtig Rückenbeleuchtung wirken. Doch leider brät bei den Morbid Angel Fans, die tatsächlich aus dem Death kommen und nach Gründung auch entsprechend abgeliefert haben, zu Gunsten Pink Floyd’scher Elemente nichts mehr wirklich, nicht mal die Gitarren. Obwohl wir wissen, oder auch gerade deswegen, dass die soeben genannten Pink Floyd schon 1972 in Pompeji Krach knalliger atmosphärisierten, und die Kölner sowas mal eben gar nicht erreichen wollen, müssen wir jetzt doch mal rüber zu Truppensturm ins kleine Marx, unsere dringend benötigten Schläge auf die Fresse zu abzuholen. Und der kleine Ausflug soll sich lohnen, denn da grummelt es durch den Bauch und kickt bis in den Darm. Watt herrlich. Es steht zwar ein Kapuzenmann am Mikro, der wenigstens zum Schweißabwischen die Haube abnimmt, aber soundmäßig isses das jetzt. Das sonore Brett wirkt knochentrocken als ganzes, zumal Neueinsteiger auf Anhieb eh die eindimensional wirkenden Songs nicht auseinander halten können. (Joxe Schaefer).
Die Schwelle vom Soundcheck zu einführenden Gitarrenquälereien des ersten Songs verläuft mit Gequietsche und Rückkopplungen fließend, aber nicht erkennbar getrennt. Irgendwann werden die Griechen straight und geben auf die Omme. Da kannste dir ja gleich die Baggypants in die Stiefel stecken. Schnell bekommen Dead Congregation mit dem alten “Lucid Curse” von der ersten EP “Purifying Consecrated Ground” aus 2005 die härter Gesottenen auf ihre Seite. Das Ding bestimmt noch immer die Marschrichtung und eröffnet vorne weg unmissverständlich den Plan, hier nur verbrannte Erde hinterlassen zu wollen. Leider ist die Markthalle wieder etwas leerer geworden, dafür bekommt man im und vorm kleinen Marx kein Bein an die Erde, wo gerade Gatekeeper aufspielen. Weil dort schon ein Redakteur von uns vorfühlt, was wir nächstes Wochenende beim German Swordbrothers in Hagen erwarten dürfen, genießen wir also die Hellenen. Diese füttern die Hungrigen in der großen Halle weiter mit Death aus unterster Sohle und nicht zu knappen Rückkopplungen zu hämmernder Doublebass. Zum Schluss bäumen sie sich mit „Teeth Into Red“ noch ein letztes Mal auf, verharren kurz zu Tempelgesängen und Glockenschlägen aus dem Back regungslos und steigen fürs Finalgemetzel noch einmal voll ein. Kernige Angelegenheit ohne Kompromisse! (Joxe Schaefer).
Vor Beginn des Headliners im Marx hat sich eine beachtliche Menschentraube gesammelt, die das epische Heavy Metal Quintett Gatekeeper bestaunen will. Fast pünktlich um kurz nach zehn Uhr betreten die Musiker vielumjubelt die Bühne. Nach den ersten Gitarrenakkorden erscheint dann auch der charismatische Shouter Jean-Pierre Abboud auf den Brettern. Mit Songs wie “Bell Of Tarantia”, “Blade Of Cimmeria” oder “Swan Road Saga” ziehen die Jungs das Publikum in ihren Bann. Die Stimmung ist unglaublich, die der gesamten Show noch die Krone aufsetzt. Beeindruckend auch die druckvolle Version von Omens “Death Rider”, was für ein geiles Cover! Weiter geht es im Reigen mit “Tale Of Twins” und dem unglaublichen “East Of Sun”, bei dem zu Beginn wohl die halbe Halle mitklatscht. Jean-Pierre agiert absolut professionell und animiert die Menge immer wieder zum Mitmachen und Mitsingen. Die Kanadier räumen auf ganzer Linie ab und zeigen, dass man als Metaller Nordamerika auf dem Schirm behalten muss. Ein epischer Auftritt eines großartigen Headliners, Gatekeeper sind in diesem Venue am heutigen Tag definitiv die Gewinner. (Tino Sternagel-Petersen).
Aus den vergangenen Jahren hat man gelernt und die Running Order so geändert, dass sich heute jeder entspannt ohne eines Parallelgigs im Marx auf die letzte Band in der Markthalle freuen kann. Das Hell Over Hammaburg hat getan, was ich mir seit langem gewünscht habe: Night Demon stehen auf einem großen Festival endlich mal als Headliner auf der Bühne. Für mich sind Night Demon eine der besten Bands der vergangenen Jahre, die immer sowohl auf Scheibe, wie auch live zu 100% überzeugt haben. Jarvis, Armand und Dusty spielen so routiniert zusammen wie keine Zweite. Nach einem vertrauten Intro vom Band legt das Trio den Hebel um und explodiert förmlich bei “Welcome To The Night”, gefolgt von “Full Speed Ahead”. Ein kurzes Motörhead “Overkill” Intermezzo leitet dann das starke “Dawn Rider” ein. Die Menge kommt langsam in Wallung und so zocken sich Night Demon viel umjubelt durch ein großartiges Set aus “Maiden Hell”, “Heavy Metal Heat”, “Curse Of The Damned” und dem Stampfer “Hollow Ground”. Nach “Ritual” folgt dann “Black Widow”, zu dem an gleichem Ort zu Halloween vergangenen Jahres der dazu gehörige Videoclip seine Premiere feierte. Auch das obligatorische “The Chalice”, zu dem wie gewohnt der mit Kapuze vermummte Tod mit einem Kelch auf die Bühne kommt, darf natürlich nicht fehlen und ist fester Bestandteil eines Night Demon Konzerts. Die Menge ist begeistert und feiert die Kalifornier zu Recht ab. Nach “Screams In The Night” und dem schleppenden “Darkness Remains” ist dann Schluss. Aber Night Demon wären nicht Night Demon, wenn sie nicht noch ein Ass im Ärmel hätten. Auf der unbeleuchteten Bühne erscheinen jetzt vier Musiker und als das Licht wieder angeht, bricht frenetischer Jubel aus, denn Jarvis hat keinen geringeren als Uli Jon Roth als Gastmusiker eingeladen, um dann das epische Scorpions Cover “In Trance” zu zocken. Was für ein Wahnsinn und die Gänsehaut ist vorprogrammiert. Im Anschluss gibt es vom gleichen Werk noch “Top Of The Bill”, bevor Uli unter viel Applaus die Bühne wieder verlässt. Wieder zu dritt, tritt man mit “Night Demon” den letzten Song des Abends an und hinterlässt danach nur noch Schutt und Asche.
Einer der besten und intensivsten Auftritte, die ich von dem Trio bis dato gesehen habe und das waren nicht wenige. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Energie dieser Dreier live zu Werke geht, aber heute haben sich Night Demon selber übertroffen. Ein mehr als würdiger Headliner, den das Hell Over Hammaburg hier auf die Bühne gestellt hat. (Tino Sternagel-Petersen).
Autoren: Tino Sternagel-Petersen, Bert Meierjürgen, Joxe Schaefer.
Pics: Joxe Schaefer