SAINT VITUS, DOPELORD
Dortmund, Junkyard, 14.04.2019
Bevor wir darauf eingehen, dass Saint Vitus mal wieder in der Stadt sind, möchten wir noch ein paar Worte über die Supportband Dopelord verlieren, die schon vor Beginn am Merchandise mit reichlich Shirts und Vinyl fett auffahren. Genau das tun die vier Polen pünktlich zu Konzertbeginn nämlich auch auf der Bühne, nach einem sphärischem Beginn durch leise Töne aus Pawels Gitarre. Dann wird in der unbeheizten Halle des Junkyard höllisch gegroovt, zu sehr hellem Gesang von Gitarrist Piotr. Später folgen durch Pawel Leadvocals, die ebenfalls clean sind, aber durch seine etwas tiefere Stimme gebracht werden. Sprachsamples zwischen den Songs überbrücken zumindest akustisch das sehr häufige Stimmen aller Bretter, welches schon einiges an Spielzeit einnimmt. Die vier Doombärte lassen Uptempophasen mit einfließen und die bereits gut gefüllte Halle nickt und stampft besonders zu Midtempoparts mit. Man muss schon sagen, die Vier kommen so gut an, dass sie mehr als bloß ein Aufwärmakt sind, und das, obwohl sie nicht tätowiert sind. Dopelord werden nach fünfzig Minuten unter Applaus verabschiedet.
Endlich wieder Saint Vitus in Dortmund. Dabei war ihr letzter Besuch erst im Oktober 2017, als Gitarrist Dave Chandler trotz dick verbundenem Fuß den Gig absolvierte. Inzwischen wurde ein neues Album fertiggestellt und es schallt aus Hamburg, wo sie vorgestern zu Gast waren, dass das noch unbekannte Material der in Kürze erscheinenden, selbstbetitelten, neuen Scheibe ordentlich Pfund auf die Bretter bringen soll. Und wieder grüßt das Murmeltier, könnte man sagen, denn Ur-Shouter Scott kommt wie vor eineinhalb Jahren wieder mit Kaffeetasse auf die Bühne, außerdem trägt er ein cooles Shirt von Down. Es geht gleich ab wie die Feuerwehr und über zu wenig Vibration und Phon dürfte sich niemand beschwert haben. Wer seine Ohrenstöpsel im Auto gelassen hat, kann sie nicht mal eben holen gehen, ohne dass die Eintrittskarte ihre Gültigkeit verliert. Doch an der Theke gibbet cool auf Anfrage Pluggies gratis. Die meisten Ansagen bringt Dave auf den Punkt, aber seine Bitte an den Lichtmann, das permanent sehr helle Bühnenlicht zu dezimieren, bleibt wohl ungehört, denn es bleibt ziemlich doomuntypisch hell.
Drummer Henry, sehr auf Zack, bekommt mit einem Arm die am weitesten auseinander stehenden Becken nacheinander in Sekundenbruchteilen angeschlagen. Eine Augenweide, ihm besonders in den schnellsten Parts zuzusehen, denn es wirkt besonders im neuen „12 Years In The Tomb“ wegen des Speedkontrastes im Doom so, als drehte er mehr ab als das Tier in der Muppet Show. Zügig auch „War Is Our Destiny“, gefolgt vom obercoolriffigen „One Mind“ im Anschluss. Ihr erstes Album wird von “Burial At Sea” vertreten, wo Scott stilecht leere Bierflaschen klimpern lässt. Nachdem er den Chorus ihres Anthems besonders nah am vorderen Bühnenrand in die Menge shoutet, folgt verdient Riesenapplaus und der Cut. Aber sie kommen zurück für die drei Zugaben “Born Too Late“, „Hallows Victim“ und dem pfeilschnell und markant griffigen Useless“, die größte Überraschung auf dem neuen Album. Diese Geschwindigkeitsgranate können sie meinetwegen immer zum Schluss spielen. Nach etwas über siebzig Minuten ist schon wieder Ende, aber die Band mischt sich sofort im Anschluss unter die Fans. Wer noch nicht genug hat, kann morgen nach Köln fahren, wo ihr nächster Auftritt ansteht. Ansonsten Saint Vitus in Dortmund immer wieder gerne, denn besonders in ihrer jetzigen Verfassung sind sie der Killer! Die Members sind zwar wesentlich älter als andere Doomer, dafür aber alle langhaarig, weiß die Kuttenträgerin neben mir zu schätzen. Nun denn … ’nuff said!
Autor & Pics: Joxe Schaefer