The First Ordinance

Basel (Schweiz), Hirscheneck, 17.05.2019


Unter dem Titel “The First Ordinance” organisierte die SZDM Helvetic Death Militia (eine lokale Untergruppierung der New York Death Militia (NYDM)) in Zusammenarbeit mit Lex Lvcis und ‘Hole In The Sky’ ein Konzert, welches im Zeichen des Underground Black Metals stand. Da ich als Stage Hand und genereller Helfer eingeteilt war, musste ich bereits am frühen Nachmittag am Hirscheneck aufschlagen, um Schlagzeug und Backline auszuladen, in den Keller zu schleppen und auf der Bühne aufzubauen. Da wir recht zügig damit fertig waren, blieb noch genug Zeit, um sich in den “Backstage Bereich”, nota bene eine tolle Dachterrasse einer nahegelegenen Wohnung, zurück zu ziehen, um den ersten Gerstensaft zu sich zu nehmen und mit den bereits anwesenden Bands und Crewmitgliedern zu diskutieren und abzuhängen. Da lediglich Kosmokrator einen Soundcheck benötigten, wurde dieser auf 18:00 Uhr festgelegt. Während des Soundchecks kam dann nochmals kurz Hektik auf, da aufgrund eines Missverständnisses kurzerhand zusätzliche Instrumente und zusätzliches Equipment aufgetrieben werden mussten. Zur Türöffnung um 19:00 Uhr war dann aber alles ready, und die technischen Probleme soweit behoben.


Aufgrund des etwas bescheidenen Zuschauerzuspruchs der Veranstaltung, wurde der Konzertbeginn spontan um dreißig Minuten nach hinten geschoben, und daher betraten Kosmokrator (KSMKRTR) erst um 20:30 Uhr die kleine Bühne im Hirscheneck. Das belgische Quintett war aufgrund der in blaues Licht gehüllten, und in Kunstnebel verschleierten Bühne nur schemenhaft zu erkennen, was allerdings durchaus beabsichtigt war, den Fotografen allerdings das Leben deutlich erschwerte. Nichtsdestotrotz wusste die Band durch ihren atmosphärischen, teils sehr doomigen Black Metal zu überzeugen. Mir war die Band im Vorfeld gänzlich unbekannt, die Performance hat mich aber vollumfänglich überzeugt und es war cool, diese Band mal live erleben zu können. Aufgrund der kurzen Spieldauer von gerade mal vierzig Minuten konnten lediglich fünf Stücke zum Besten gegeben werden. Das Stage Acting war sehr stoisch, was aber genau zum Sound gepasst hat. Da die Bühne im “Hirschi” sehr klein ist, und da die Reihen vor der Bühne sehr dünn besetzt waren, wich der Sänger in die ersten Reihen aus, so dass die restlichen Musiker etwas mehr Platz auf der Bühne bekamen. Neben zwei Songs des Demos “To The Svmmit” (2014) und einem Track der “First Step Towards Supremacy” EP (2016) wurde mit “Ruins” auch ein Track vom  soeben erschienenen Livealbum (“Live At Hamburg Untertage”) dargeboten. Mit “Irreversible Pathways” wurde dann sogar ein unveröffentlichter Song gespielt. Mir hat der Set sehr gut gefallen, und die Band werde ich sicherlich mal auf Tonträger anchecken. Auch beim leider nur spärlich erschienen Publikum haben Kosmokrator einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Ein toller Start in den Abend!

Setlist: Adoration Of He Who Is Upon The Blackest Of Thrones; Initiate Decimation; Irreversible Pathways; Ruins; Sermon Of The Seven Svns.


Während der ca. zwanzigminütiger Umbaupause begannen LVTHN (Leviathan) bereits mit ihrem Bühnenritual. Kerzen wurden angezündet und eine spezielle “Gewürzmischung” wurde verbrannt, so dass im kleinen Publikumsraum vor der Bühne ein eigenartiger Geruch verbreitet wurde. Der Geruch ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber der optische Effekt des kleinen, mittels Kerzen und Totenschädel verzierten Altars ergab ein tolles Bühnenbild. Das belgische Quintett betrat dann blutverschmiert (Anmerkung des Verfassers: echtes Blut!) die Bühne des Hirscheneck, um dem Publikum eine gute Prise Black Metal durch die Gehörgänge zu pusten. Musikalisch sind LVTHN deutlich schneller und aggressiver unterwegs als Kosmokrator zuvor, und so wurden immer wieder Blastspeed Elemente zum Besten gegeben. Ähnlich wie Kosmokrator nutzten auch LVTHN den verfügbaren Raum vor der Bühne, da die Position des Sängers auf der Bühne vom Altar belegt wurde. LVTHN wurden 2014 gegründet und haben neben einigen Demos und Splitveröffentlichungen lediglich ein reguläres Album (“Eradiction Of Nescience”, 2016) veröffentlicht. Die Mehrheit der Songs stammte vom aktuellen Longplayer und lediglich “Opposed By The Nameless” und das Katharsis Cover “666” stammen von den 2014er Demos bzw. Compilation. Da wir bereits am Nachmittag zusammen mit der Band im “Backstage Bereich” herumhingen, ergaben sich dabei teils interessante Gespräche. Aufgrund der limitierten Gepäcksituation der Band stellte der Organisator der Band eine Gitarre und den Bass zur Verfügung. Als ich mich für die suboptimale Situation entschuldigte, meinten die entsprechenden Musiker nur: “Wir haben in der Vergangenheit auf 100 € Instrumenten unsere Gigs bestritten, kein Problem. Zudem, ist es Black Metal und muss irgendwie Scheiße klingen.” Coole, unkomplizierte und bodenständige Musiker. Trotz allem klang das Ergebnis wirklich toll, was auch der guten und eingespielten Soundcrew im Hirscheneck zu verdanken war. Sorry Jungs, Scheiße klingt irgendwie anders! Rein optisch/konzeptionell war der Auftritt von LVTHN der mit Abstand Professionellste.

Setlist: Into Death Reborn; Uncreation’s Dance; Ascension Into The Palace Of The Dark Gods; Eradication Of Nescience; Opposed By The Nameless; 666.


Nach der wiederum kurzen Umbaupause war dann auch langsam der rituelle Geruch der Darbietung von LVTHN verflogen, und es war Zeit für Firtan aus Lörrach. Trotz der räumlichen Nähe von nur wenigen Kilometern zum Veranstaltungsort, sind Firtan tatsächlich in neun Jahren Bandgeschichte, zwar in der Schweiz, jedoch noch nie in Basel aufgetreten. So durften wir heute Abend einer echten Premiere beiwohnen. Bei leicht weniger dunklen Lichtverhältnissen, heller konnte man das kaum nennen, spielten die Südbadener einen tollen Gig. Obwohl ich kein Freund deutscher Texte im Metalbereich bin, muss ich eingestehen, dass dies gut zu Firtan passt. Die Mischung aus Pagan und Black Metal kam ab und an sehr melodiös aus den Boxen, was die teils sehr langen Songs bereicherte. Der Fokus der Setlist lag klar auf dem aktuellen Album “Okeanus” (2018), wenn auch mit “Im Licht Meiner Sonne” von der “Innenwelt” EP (2016) und “Wogen Der Trauer” vom “Niedergang” Album (2014) zwei Songs älteren Datums Einzug in den Set fanden. Der Höhepunkt des Auftritt stellte für mich das abschließende “Siebente, Letzte Einsamkeit” dar, welches aufgrund seiner Vielfalt trotz der Länge von weit über neun Minuten Spielzeit nie langweilig wurde. Ein Black Metal Song, der alle Elemente dieses Musikstils beinhaltet, und der Song, welcher mir am nachhaltigsten in Erinnerung blieb. Die Band nutzt die fünfzig Minuten Spielzeit sehr gut aus, um amtlich Eigenwerbung zu betreiben. Aufgrund der guten Publikumsresonanz nehme ich mal an, dass einige heute Abend wegen den “Lokalmatadoren” erschienen sind. Der Auftritt hat mächtig Spaß gemacht.

Setlist: Seegang; Im Licht Meiner Sonne; Tag Verweil; Nacht Verweil; Wogen Der Trauer; Siebente, Letzte Einsamkeit.


Gegen Mitternacht war es dann an Unlight zu beweisen, dass sie heute Abend zurecht den Headlinerslot ausfüllen durften. Um es kurz zu machen: sie taten es eindrucksvoll. Das in Corpse Painting gehüllte, deutsch/schweizerische Trio prügelte ein eindrucksvolles Brett auf die Bühne. Der teils recht thrashige Sound kam dabei sehr druckvoll und sauber aus den Boxen. Auffällig war dabei, dass Unlight ohne Bassisten auskamen, die zwei Gitarristen jedoch ein derartiges Brett hinlegten, dass man den Vierseiter gar nicht vermisst hat. Die Band ist seit über zwanzig Jahren aktiv und damit die deutlich erfahrenste Formation des Abends. Die lange Liveerfahrung konnte man unschwer erkennen, agierte das Trio doch eingespielt und routiniert. Auch das Missverständnis mit der Lichtcrew, und der Bitte von Sänger/Gitarrist Blaspherion nach mehr Licht auf seiner Seite, brachte die Band nicht aus dem Konzept. Selbst ist der Black Metaller und so wurde der Scheinwerfer halt eigenhändig so gedreht, dass der Frontmann etwas deutlicher zu erkennen war. Musikalisch stand der jüngere Teil der Diskographie im Fokus. Die drei Recken starteten nach einem kurzen Intro mit “Create And Annihilate” vom aktuellen Album “Antihelion” (2016). Generell stammte die Mehrheit der Songs von den letzten drei Langrillen, wobei auch jeweils die Titeltracks von “The Katalyst Of Katharsis” (2014) und “Sulphurblooded” (2010) zum Zuge kamen. Einzig mit “Inferno”, “Fukked By The Devil” (beide vom 2005er Album “Inferno”) griff man auf die Klassiker der frühen Bandgeschichte zurück. Aufgrund der Tatsache, dass es im Hirschi keinen Backstagebereich gibt, verzichtete die Band natürlich darauf, vor den Zugaben die Bühne zu verlassen, und hängte den Zugabeteil, der von der Menge lautstark gefordert wurde, mehr oder weniger nahtlos an. Der Höhepunkt stellte dabei das Sodom Cover “Wachturm” dar, welches die Band bereits auf “Eldest Born Of Hell” (2017) verewigt hatte. Ganz zum Schluss wurde auch noch “Ausgebombt” (ebenfalls von Sodom) kurz zitiert, welches einen beeindruckenden Auftritt abschloss. Der gut einstündige Set hat mir gut gefallen, womit ein musikalisch toller Abend würdig abgerundet wurde.

Setlist: Ekpyrosis (Intro); Create And Annihilate; The Katalyst Of Katharsis; Dead All Things Will Be; Antihelion; By The Seventh Spell; Sulphurblooded; The Seven Libations; Inferno; Leveller Of Kingdoms; Invictus; Carnal Baptism; Fukked By The Devil; First Son Of Flame; Antipole Divinity; Intro/Wachturm.


Die Krux als Helfer und Mitorganisator ist nicht nur die Tatsache, dass man bis zum Schluss ausharren muss, sondern sich beim Biertrinken etwas zurück nehmen sollte, da man nach Konzertende noch das ganze Equipment abbauen darf. Daher hieß es gleich nach beendeter Liveperformance so schnell wie möglich die Bühne wieder abzubauen, wobei wir drei Stage Hands auch mit Unlight noch das eine oder andere Wort wechseln konnten. Sehr bodenständige, angenehme und freundliche Zeitgenossen, die sich beim Verabschieden artig für das Stellen der Backline und die guten technischen Voraussetzungen bedankten. Coole Sache! Aufgrund des guten Teamworks beim Abbau waren wir in rekordverdächtiger Zeit mit dem Abbau und dem Verladen des Equipments fertig, so dass man sich doch noch das eine oder andere Bier in unserem nahe gelegenen “Backstage Bereich” gönnen konnte. Trotz des sehr bescheidenen Publikumszuspruchs darf man das Konzert dennoch als tollen Erfolg verbuchen. Einerseits hat aus organisatorischer Sicht alles reibungslos funktioniert. Andererseits konnte den Bands einwandfreie Soundverhältnisse zur Verfügung gestellt werden, so dass alle vier Bands musikalisch saubere Auftritte hinlegen konnten. Die Qualität der Musik ist schlussendlich das Wichtigste bei einem Konzert, und selbst im Black Metal macht es einfach mehr Spaß, wenn ein guter Sound aus den Boxen knallt.

Autor & Pics: Steph Bachmann