CAPILLA ARDIENTE – the siege

Noch sehr gut erinnert sich der Verfasser dieser Zeilen an den Auftritt von Capilla Ardiente auf dem 2015er Muskelrock Festival in Schweden. Sänger und Wahlschwede Felipe, bekannter als Shouter bei Procession und als Gitarrist bei Nifelheim, neuerdings auch als Bassist bei Destroyer 666, stand mit der kleineren Band aus seiner Heimat im Fokus und man legte einen ergreifenden Auftritt hin, der darin gipfelte, dass Felipe dem Gitarristen Julio das Mikrofonkabel um den Hals legte und der jeden Ton höher riss, je mehr Felipe das Kabel enger zog. Man verließ unter enthusiastischen Publikumsreaktionen die Bühne. Nun sind ein paar Jahre ins Land gezogen und die erleuchtete Kapelle hat ein neues Album am Start, das zweite in ihrer zehnjährigen Geschichte. Mit nur vier Tracks treffen die Chilenen ganz sicher wieder den Nerv der Fans des Doom, denn epische Songlängen zwischen neun und dreizehn Minuten sind geblieben, ebenso auch der angenehm knarzende Bass. Man kann sogar sagen, je länger, desto besser, denn die beiden Dreizehnminüter zünden noch mehr. Darin werden melodische Sammlungen großartiger Ideen zu keiner Sekunde langweilig, sondern reißen zu jeder Zeit mit. Eine Glocke beendet den Durchlauf. Na gut, das Jahr 2019 brachte bislang schon so einige Superscheiben ans Licht, aber ganz sicher wird “The Siege” ein heißer Anwärter für die Jahres-Top Ten sein, soviel steht schon nach dem ersten Hören fest.

Wertung: 8,5/10
Autor: Joxe Schaefer