CIRITH UNGOL – forever black

Als für das Keep It Tue Festival 2016 die beiden in Würde gealterten Originalmitglieder Tim Baker und Robert Garven für ein Meet & Great eingeladen wurden, war noch nicht mit einem neuen Album der kauzigen US Metaller zu rechnen und auch der erste Liveauftritt auf europäischem Boden war damals noch nicht wirklich in trockenen Tüchern. Überwältigt vom Zuspruch der Fans folgten in den letzten Jahren diverse und immer überzeugende Festivalauftritte von der Band aus Ventura.

Im Oktober 2018 erschien dann die erste Single „Witch‘s Game“, die alles konnte und kann. Auch in Albumlänge überzeugen Cirith Ungol nun auf ganzer Linie. Ich würde sogar behaupten, dass „Forever Black“ genau das Album ist, welches nach „One Foot In Hell“(1987) hätte folgen sollen.

„Paradise Lost“(1991) gehört ohne Zweifel zum Vermächtnis der Band und eröffnete mir seinerzeit den Zugang zum musikalischen Kosmos von Cirith Ungol, aber „Forever Black“ ist näher an den ersten drei Veröffentlichungen dran. Dies merkt man schon beim Opener (das kurze Intro „The Call“ überspringen wir mal) mit dem irreführenden Titel „Legions Arise“, welcher mehr an die Uptempo Nummer „Blood And Iron“ als an „Join The Legion“ vom bereits erwähnten „Paradise Lost“ Album erinnert. Das vielschichtige „The Frost Monstreme“ geht sogar noch weiter zurück in die Anfangszeit der Band und hätte auch auf dem Debüt „Frost And Fire“ (1981) stehen können. Auf diese ein wenig verschachtelte Nummer folgt das eingängige „The Fire Divine“ mit einem geradezu acceptmäßigen Refrain, der einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Der nächste Volltreffer ist das epische „Stormbringer“ und erinnert jetzt doch an das letzte Studioalbum aus dem Jahre 1991. Auffallend hier ist einmal mehr Tim Bakers variabler und einzigartiger Gesangstil. Der Song beginnt mit cleanen Vocals und im weiteren Verlauf sind auch seine markanten Schreie zu hören. Generell scheint seine Stimme in all den Jahren nichts an Kraft und Ausdruck eingebüßt zu haben. Dieses hat man bereits bei den ersten Liveauftritten sofort bemerkt.

Natürlich hat die Instrumentalfraktion ebenfalls sehr zum Gelingen des Comeback Albums beigetragen. Allen voran die Gitarrenfraktion, bestehend aus Greg Lindstrom (Gründungsmitglied, hat nach dem Debüt 1981 die Band verlassen) und Jim Barazza (hat „Paradise Lost“ eingespielt) muss man an dieser Stelle lobend erwähnen. Besonders in den epischen Momenten atmet die melodische und vielseitige Gitarrenarbeit zu jeder Zeit den Geist des leider 1998 verstorbenen Jerry Fogle…und genau DAS schlägt die Brücke zum „King Of The Dead“ Album, welches ich, oh Frevel, hier noch gar nicht erwähnt habe. 1984 erschienen, stellt es den ultimativen Bandklassiker dar. Nicht einzelne Songs, sondern eher einzelne Instrumentalpassagen wähnen mich von Zeit zu Zeit im Reich des König des Todes…dem Pfad der Spinne folgt man aber immer.

Nicht unerwähnt bleiben soll natürlich auch das unkonventionelle Schlagzeugspiel vom Urmitglied Robert Garven und die pumpenden Basslinien von Jarvis Leatherby (auch bei Night Demon, Jaguar). Gerade Letzterem (und natürlich Oliver Weinsheimer/Keep It True Festival) haben wir zu verdanken, dass die Band überhaupt wieder live auftritt und wir Ende April sogar ein neues Cirith Ungol Album in unseren Händen halten können. Und was für eins! Das Ergebnis hätte kaum besser ausfallen können. Natürlich stimmt hier das Gesamtpaket. Angefangen bei der erdigen, authentischen Produktion und dem wieder einmal gelungenen, eigens für dieses Album angefertigte Cover von Michael Whelan. Von mir gibt es  9,5/10 Punkte.

Wertung: 9,5/10
Autor: Michael Staude