CLOVEN HOOF – the heathen cross

Die altehrwürdigen Briten um den Bassisten und einzig verbliebenem Originalmitglied Lee Payne veröffentlichten dieser Tage das zehnte komplette Album “The Heathen Cross”. Nach den letzten drei Alben mit dem US Amerikaner Georg Call singt dieses Mal ein gewisser Harry Conklin den neuen Zehntracker ein. Wegen kontroverser politischen Äußerungen von Herrn Call in den sozialen Medien war der Sängerwechsel wohl dringend nötig. Aufgrund dessen fanden die letzten zwei Veröffentlichungen der Band im hiesigen Blätterwald keinerlei Anklang und wurden konsequent von den Schreiberlingen ignoriert. Schade eigentlich. Wie dem auch sei, Neuzugang Harry Conklin macht seine Sache ausgesprochen gut. Etwaige Bedenken, dass der Gute musikalisch auf zu vielen Hochzeiten tanzt, sind unbegründet. Der Metal, den Cloven Hoof spielen, ist recht eigenwillig, lässt sich stilistisch nicht immer greifen und ist nicht mit Jag Panzer oder Titan Force zu vergleichen. Dann schon eher mit Satans Host, aber eigentlich nur von der Atmosphäre her und der wieder mehr düsteren Ausrichtung des neuen Liedguts. Lee wollte wieder ein wenig zurück zu den frühen Tagen von der 1979 gegründeten Band. Herausgekommen ist aber kein NWOBHM Hammer oder ein US Metal Album a la “A Sultan’s Ransom”, sondern ein weiteres traditionelles Metal Album, welches sämtliche Pailletten des Cloven Hoof’s Sound abdeckt.

Nach einem stimmungsvollen, leicht unheimlichen Intro “Benediction” geht es mit dem flotten “Reedemer” in die Vollen. Gesanglich klingt Harry hier wie Ripper Owens und erinnert sogar vehement an neueres KK ‘s Priest-Material. Egal, ein starker Einstieg. Beim leicht schrägen und ein wenig verschachtelten “Do What Thou Wilt” wird Schriftsteller und Okkultmeister Aleister Crowley gehuldigt. Der vermehrten Einsatz der guten alten Hammond Orgel unterstreicht die unheimliche, ja okkulte, Atmosphäre. Die erste Single “Last Man Standing” erinnert von den sägenden Gitarrenriffs in Kombination mit der Hammond Orgel gar an den neuen Bruce Dickinson Song “Rain On The Graves”. Ein sehr melodischer Song, der sofort ins Ohr geht. Ähnliches gilt für das folgende “Darkest Before The Down”, welches mit galoppierenden Riffs doch sehr an alte Maiden Klassiker aus der “7th Son…”-Phase erinnert. Geschenkt, der Refrain kann alles. Mr Lee hat mal erwähnt, seit 1982 bewusst kein Album der Eisernen Jungfrauen gehört zu haben, um sich nicht beim Songwriting beeinflussen zu lassen. Seine sehr fähigen Mitstreiter haben dagegen bestimmt des Öfteren Maiden gehört. Welcher normale Mensch denn nicht? Genauso melodisch beschwingt geht es mit “Vendetta” weiter, wenn auch deutlich ruppiger. Der “Don’t Get Even, Get Mad”-Part am Ende bleibt nachhaltig Ohr hängen. Beim vielschichtigen “Curse Of the Gypsy” wird das Tempo stark gedrosselt und beginnt geradezu balladesk. Der “rockige” Refrain lädt zum Mitsingen ein und sollte seine Wirkung bei der Livepräsenz nicht verfehlen. Es scheint, dass gleich bei mehreren Songs auf “Singalongs” wert gelegt wird, wie zum Beispiel auch schon bei “Last Man Standing”. Übrigens wird in der zweiten Hälfte das Tempo angezogen und mit einem rasanten, großartigen Gitarrensolo beendet. Vielschichtig, aber straighter ist das flotte “Frost And Fire”. Hier bestechen abermals die tolle Gitarrenarbeit und Goldkehlchen Harry verzaubert uns einmal mehr mit seiner einschmeichelnden Stimme. Man fühlt sich direkt an den “Fourth Judgement” Titelsong von Jag Panzer aus dem Jahr 1997 erinnert. “Sabbat Stones” versprüht “Stargazer”- Charme inklusive “Trommelwirbel” und erinnert an die gute alte Zeit, wo noch Rainbow und natürlich Black Sabbath, das Maß aller Dinge wahren. Das epische und ziemlich düster gehaltene “The Summoning” stellt für mich das Highlight und einen würdigen Abschluss eines bärenstarken Albums dar.

Noch mehr als zuletzt wird bei “Heathen Cross” Wert auf Abwechslung gelegt. Die Verpflichtung von Harry Conklin hebt das Album aus der Diskografie ein Stück hervor und macht es zum besten Cloven Hoof Longplayer der Neuzeit. In dieser Form möchte ich bitte die bockstarke Kapelle auf einem der hiesigen Underground Festivals live erleben. Neben den Klassikern dürfen sich dann auch bitte der ein oder andere Song von “Heathen Cross” in der Setlist wiederfinden. Bei meinem Review zum vorletzten Cloven Hoof Album “Age Of Steel” (2020) sind mir bei der Bewertung ein wenig die Gäule durchgegangen. Erfreulicherweise sind hier mehr Ecken und Kanten vorhanden als zuletzt und man hat sich vom schnöderen Euro Power Metal wieder ein gutes Stück weg bewegt. Daher vergebe ich hochverdiente 8,5/10 Punkte mit Tendenz nach oben.

Wertung: 8,5/10
Autor: Michael Staude