COMANIAC – holodox

Die aufstrebenden schweizer Thrasher von Comaniac liefern mit “Holodox” ihr drittes Album ab, und was für eines! Ein richtiges Highlight des noch jungen Metaljahres 2020 hätte es werden sollen! Dann kam jedoch ein Virus namens COVID-19 und machte der Band mit dem geplanten Release im April einen fetten Strich durch die Rechnung. Da alle Liveaktivitäten vorerst auf Eis gelegt werden mussten, wurde sowohl das Releasedatum wie auch die Plattentaufe in den frühen September verlegt. Ein guter Schachzug, der natürlich der ausgezeichneten Qualität der Scheibe keinen Abbruch tut. Nach einem vielbeachteten Debüt im Jahre 2015 (“Return To The Wasteland”) welches auch bei mir bleibenden Eindruck hinterließ, und immer noch in meiner Playlist fungiert, und einem guten Nachfolger 2017 (“Instruction For Destruction”), darf man das aktuelle Album sicher als das Meisterstück der Truppe aus Aarau bezeichnen. Druckvoll produziert, und teilweise (Drums) in den heiligen Hallen von Thommy Vetterli aufgenommen und abgemischt, bleibt die Produktion nicht der einzige Querverweis an Vetterlis Band Coroner. Comaniac liefern ein (Techno) Thrash Album in bester 80er Manier ab, wobei man sich an die glorreichen Zeiten von Hades, Accu§er, Annihilator oder eben Coroner zurück versetzt fühlt. Mit diesem Album braucht man sich hinter keiner der etablierten (Thrash) Bands zu verstecken. Die Songs strotzen nur so von Energie, und der Tatendrang des Quartetts ist buchstäblich spürbar. Dabei ist das Songwriting sehr variabel und mit den etwas unkonventionelleren Songs (“Art Is Dead” oder “Love And Pride”) bei denen eher der Groove im Vordergrund steht, oder dem sehr eingängigen “Bittersweet” kann man ganz groß punkten. Die druckvolle und trotzdem transparente Produktion, bei der man auch den Bass heraushören kann, macht richtiggehend Spaß. Im Vergleich zu den vorangehenden Scheiben der Band hat Shouter Jonas stark an der Variabilität seiner Stimme gearbeitet, so dass die auf dem Debütalbum noch sehr ausgeprägte Nähe zu Kreator deutlich reduziert wurde. Im Song “Bitterness” kommt dieser Aspekt wohl am deutlichsten zur Geltung. Das abschließende “Alma Martyr” (Bonus Track) erinnert mich derart an die Kalifornier von Rapid Fire, dass ich zuerst an eine Coverversion dachte. Aber nein, auch dieser brillante Track ist eine Eigenkomposition. Für mich der stärkste Song auf einer sackstarken Scheibe. Comaniac haben es geschafft, sich im etablierten Genre des Thrash Metals eine Songwritingstruktur anzueignen, die sofort wieder zu erkennen ist. Kombiniert mit der erfrischenden Energie, welche die Band mit diesem Album versprüht, darf man “Holodox” durchaus als echte Granate bezeichnen. Zusammen mit den etablierten älteren Bands wie Coroner, Messiah oder Poltergeist formiert sich mit Bands wie Total Annihilation, Klaw oder Comaniac eine erfrischende, qualitativ hochstehende schweizer Thrashszene, wobei man Comanic durchaus zur Speerspitze eben dieser zählen darf. Ich freue mich jedenfalls auf die anstehenden, energiegeladenen Liveshows des sympathischen Vierers um und mit Frontsau Jonas Schmid. Catch them if you can!

Wertung: 9,5/10
Autor: Steph Bachmann