CRIMSON DIMENSION – same

Ein Kollege von mir singt im Kammerchor, ist ausgebildeter Tenor und spielt mehrere Instrumente. Sicherlich jemand, der weiß, wovon er spricht, wenn man sich mit ihm über Musik unterhält. Und außerdem ein Mensch, der musikalisch nach allen Seiten offen ist. Er erzählte mir neulich von Sepultura. Dass er sehr auf sie steht und sie je nach Stimmung gerne mal zu Hause auflegt. Dass ungeübte Ohren bei Thrash Metal erstmal nur einen wahren Krachbrei hören würden und wenn man sich aber damit beschäftigen würde, man sehr schnell feststelle, dass es hervorragende Musik mit sehr viel Melodie und Harmonie sei. Warum ich das erzähle? Weil ich selbst in der Vergangenheit auch oft so meine Probleme mit bestimmten  Sparten des Metal hatte. Black- und Death Metal sind die Richtungen, denen ich mich lange Zeit ziemlich verschlossen habe. Erst in der jüngeren Zeit beschäftige ich mich als großer Fan des Thrash- und klassischen Metals auch öfter mal mit den extremeren Spielarten des Metal. Und habe dabei eine ganz ähnliche Erfahrung gemacht wie mein eigentlich in der Klassik beheimateter Kollege.

Crimson Dimension aus Finnland sind eine Band, die es Leuten wie mir einfacher machen können, den Zugang zu den erwähnten Musikrichtungen zu finden. Die Finnen kommen auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum mit einer Mischung daher, die ich als „Blackened Progressive Metal“ bezeichnen würde. Nicht umgekehrt, „Progressive Black Metal“ würde meiner Meinung nach in eine falsche Richtung führen. Für mich ist das Progressive Metal, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Black Metal. Aber okay, das mag jetzt Haarspalterei sein und vielleicht auch das leidige Schubladendenken ein bisschen auf die Spitze treiben.

Die Band bedient sich bei verschiedensten Genres. Sei es Death Metal oder auch Gothic. Auffällig: auf dem knapp eine Stunde langen Album sind insgesamt nur vier Songs. Das bedeutet, alle Songs haben eine Spieldauer zwischen knapp zwölf und über 18 Minuten. Und das hat seinen Grund. Alle Songs sind wahre Gitarrenepen. Was die beiden Leute an den Sechssaitern hier vom Stapel lassen, das hat schon wahrlich Hand und Fuß und ist mehr als ein Ohr wert. Klasse, wie sie sich von langsameren Parts, die fast was von Pink Floyd haben und wie Jamming klingen, im Tempo immer wieder bis hin zu gnadenlosen Riffgewittern bewegen. Dafür braucht man wohl auch einige Minuten Spielzeit pro Song mehr. Eigentlich gilt das Gesagte für die komplette Band und das ist auch der Grund, warum Crimson Dimension viele Anhänger sicherlich unter den Fans des Progressive Metal finden könnten. Das sind alles exzellente Musiker, die ihre Instrumente sehr gut beherrschen und wer hier ausschließlich Blastbeats oder gnadenlose Knüppelei erwartet, wird größtenteils enttäuscht. Diese Stilelemente sind zwar auch vorhanden, werden aber alles andere als durchgängig eingesetzt. Und wer der Meinung ist, dass Keyboards im Metalbereich nichts zu suchen haben, wird wohl mit Crimson Dimension auch nicht gerade glücklich. Die werden in den vielschichtigen Klangwelten nämlich ebenso eingesetzt wie akustische Gitarren. Aber gerade das unterstreicht für meinen Geschmack den Abwechslungsreichtum der Songs. Bei mir war zwischendurch die Assoziation zu Wintersun vorhanden. Crimson Dimension können brutal, wenn sich ein Stück wie „Age Of Awakening“ langsam immer mehr steigert, bleiben insgesamt aber auch für Leute zugänglich, die keine ausgesprochenen Black- oder Death Metal-Fans sind. Und eben für die Freunde progressiver Klänge.

„Black Mass“, das für mich zusammen mit „Age Of Awakening“ den Höhepunkt der Scheibe darstellt, beginnt sehr viel rifflastiger und ballert sehr schnell ordentlich los. Insgesamt wird das Stück aber auch sehr von den Keyboards getragen. Hier werden die Synthesizer im Vergleich zu den anderen Stücken des Albums sicher am stärksten eingesetzt. Ohne aber komplett zu dominieren. Oder im Gegensatz dazu einfach nur als simple Untermalung der Gitarren zu dienen. Man hat hier eine gute Mischung hinbekommen, die mir persönlich gut gefallen hat.

Fazit: ein Album, das man nicht so nebenbei hören sollte. Diese Musik ist dafür gemacht, sich mit ihr zu beschäftigen. Sich auf sie einzulassen und in sie einzutauchen. Und wer das tut, wird mit sehr abwechslungsreichen Klangerlebnissen belohnt. Ein für mich sehr erstaunliches Debüt von Musikern, die genau wissen, was sie da mit ihren Instrumenten machen. Gut gemacht!

Line-up:
Janne Ahonen – Drums
Timo Karjalainen – Guitars
J-M Koppelomäki – Guitars
Eero Hokkanen – Keyboards
Ari Inkinen – Vocals, Bass

Titel:
01 Crimson Dimension
02 Black Mass
03 Age Of Awakening
04 Valon Hylkäämä

Wertung: 7,5/10
Autor: Wolfgang Haupt