HEMISFERIO – anacronia

Gute südamerikanische Bands sind heutzutage nichts Außergewöhnliches mehr, und es gibt mittlerweile qualitativ hochstehende Bands wie Sand am Meer. Hemispherio stechen aus der Masse der aktuellen Veröffentlichung zum Glück positiv heraus. Die fünf Chilenen sind seit 2015 aktiv und legen mit „Anacrinia“ nach mehreren 7“-Singles, einer EP („Hasta Encontrarte“, 2016) und einem Livealbum („Suenos De Un Futuro: En Vivo En El Monte“, 2016), ein cooles Debütalbum vor. Die neun auf spanisch gesungenen Nummern sind musikalisch sehr einheitlich und überzeugen durch Qualität. Das Album ist soundtechnisch sehr retromäßig produziert und das Quintett aus Peñaflor (Vorort von Santiago de Chile) fröhnt deutlich den Helden der NWoBHM, ohne von den Helden zu offensichtlich zu kopieren. Was für mich sehr positiv zu Buche schlägt, ist, dass man den Bass bei allen Nummern deutlich heraushören kann. Trotz der Anleihen an die NWoBHM bleibt dies jedoch die einzige Parallele zu Iron Maiden. Grundsätzlich sind die Songs relativ einfach strukturiert und wissen durch ihren Erkennungswert zu gefallen. Einzig die beiden Instrumentalstücke, das frickelige „Denia Op. 2“ (Malmsteen lässt grüßen) und das treibende „Visicitud“ fallen ein Stück vom Rest des Materials ab, bringen aber etwas Abwechslung in den Sound von Hemisferio. Das Paradestück des Albums stellt nach dem über acht Minuten langen Opener „Tres Sombras“ das anschließende „Las Palabras Ya No Existen“ dar. Tolle Songstrukturen mit einem Leadriff, das besten Wiedererkennungswert aufweist, bis hin zu einem eingängigen Refrain. Ähnliches gilt für „En Ausencia“. Auch wenn ich kein Freund von spanischen Texten im Metallbereich bin, gefällt mir dieses ausgewogene Album recht gut, allerdings dürfte es ein lediglich gutes Album im aktuellen Veröffentlichungswirrwarr der absoluten Knalleralben anderer Bands schwer haben, Beachtung zu finden. Nichtsdestotrotz eine Band, die man im Auge behalten sollte.

Wertung: 7,5/10
Autor: Steph Bachmann