HORRIFIC – your worst nightmare (2009)

Wie man sich doch von Albumcovern täuschen lassen kann. Das haben schon einige meiner  Kumpels in den 80ern gemerkt, als sie “Shout At The Devil” von Mötley Crüe nur aufgrund des obercoolen Covers gekauft haben, ohne es einmal gehört zu haben. Um dann festzustellen, dass der Inhalt sich dann doch zumindest nicht wie erwartet anhörte. Soviel zu Nutella und was wo drauf steht… Bei “Your Worst Nightmare” ging es mir ganz ähnlich. Sieht man sich die Hülle an,  erwarte ich vielleicht brutalste Gitarrenarbeit in wahnwitzigstem Tempo, Doublebasstornados, Deathmetal halt, Brutalocore, so was in der Richtung.

Skeptisch drücke ich als 80er-Heavy-Metal-Veteran der alten Schule den Startknopf und bin erstmal völlig überrascht: habe ich die falsche Scheibe eingelegt? Der Opener “Death Rock” klingt auf dem ersten Ohr so gar nicht nach Deathmetal. Viel mehr nach Motorjesus, The Bones, Psychopunch, Punk ‘n’ Roll, Kick-Ass Rock. Ich mag es auch nicht, Musik ständig zu kategorisieren und in Schubladen zu stecken, aber man sucht nach Vergleichen, weil man bei Horrific ständig an irgendwas erinnert wird und doch überlegt, an was eigentlich? Motörhead? Judas Priest? Anleihen sind auf jeden Fall drin, aber noch vieles mehr. Horrific ist ein Soloprojekt von Slasher Dave (Acid Witch), der hier sämtliche Instrumente inklusive der Vocals selbst übernommen hat. Apropos Vocals: die waren, als sie dann einsetzten, erstmal ein kleiner Wermutstropfen für einen alten Klassikmetaller wie mich. Denn das sind durchgängig eindeutige Deathmetal-Vocals, die ich persönlich überhaupt nicht bevorzuge. Aber das ist mein persönlicher Geschmack, der hier weniger zur Debatte steht. Und merkwürdigerweise störte das auch immer weniger, je länger ich in “Your Worst Nightmare” reinhörte. Denn es waren die Gitarren, diese fetten, eingängigen Riffs im Stil der 80er, die mich immer mehr in ihren Bann zogen und in der Nackenregion und im Knie für Bewegung sorgten. Wie schon angedeutet, man hat das Gefühl, Slasher Dave ist in seine 80er-Metal-Küche gegangen, hat mal geguckt was da noch so in den Vorratsschränken liegt und alles in einen Topf geworfen. Aber nicht planlos, sondern in einer so gekonnten Sternekoch-Manier, dass man einfach den Hut ziehen muss. Herausgekommen ist eine erstklassige Arbeit, ein toll komponiertes und abgestimmtes Menü, das ganz nach meinem Geschmack ist. Man nehme ein bisschen klassischen Heavy Metal, ein wenig Thrash, ein paar Deathmetal-Vocals, etwas Punkrock und ganz viel Rock ‘n’ Roll. Das ganze wird dann noch mit einer Prise Power- und Speedmetal abgeschmeckt und voilà! Resultat: Klasse! Der Mann weiß, was er tut. Er hat ein Gespür für eingängige Riffs, für musikalische Klänge, die einem Metalfan die Nackenhaare aufstellen lassen und den Luftgitarrenvirtuosen aus der Reserve locken.

Fazit: Ein aufgrund der Kombination mit den Vocals ungewöhnlicher, aber sehr gelungener Versuch, ganz viele Genres unter einen Hut zu bekommen und ein richtig geiles Partyalbum für ganz viele Metalfans unterschiedlichster Couleur. Ich mache auch keinen Abzug bei der Bewertung wegen der Vocals, weil vielleicht gerade die den einen oder anderen Hörer für dieses Album begeistern. Ich persönlich fand sie ja auch von Song zu Song weniger störend. Geschmacksache ist nun mal Geschmacksache. Ich jedenfalls mag dieses Album und gebe satte 8 Punkte.

Tracklist:
01  Death Rock (Anspieltipp!)
02  Brain Drain (Anspieltipp!)
03  Abnormal Imagery
04  Dead At Midnight (Anspieltipp!)
05  The Ultimate Sacrifyx
06  Metal Cemetary (Anspieltipp!
07  Ride On The Lunatic Side
08  Orgy Of The Bloody Parasites
09  Tempress Of The Undead
10  Tales Too Terrible To Tell

Wertung: 8/10
Autor: Wolfgang Haupt