HUNTED – deliver us

„Ups, wieder Prog-Metal? Könnte anstrengend werden…“ So mein erster Gedanke, als ich „Deliver Us“ auf den Tisch bekomme. Ja, Hunted aus Wales sind eine Progressive Metal-Band, daran besteht kein Zweifel. Aber mit dieser Bezeichnung macht man es sich vielleicht ein bisschen zu einfach, würde man sie einfach so im Raum stehen lassen. Die Band, im Jahre 2006 gegründet, hat mich mit einer überaus interessanten Mischung überrascht und wenn ich ehrlich bin, musste ich das nach dem ersten Durchlauf irgendwie erstmal „sacken“ lassen.

Würde man Hunted nicht wohlwollend gegenüberstehen, könnte man behaupten, die Band hat sich einfach mal überall bedient und die verschiedensten Einflüsse „verwurstet“. Aber das würde dem Quartett um Sänger Chris G. nicht gerecht werden. Hunted versuchen aus den zugegeben vorhanden diversen Einflüssen eine ganz eigene Mischung, einen eigenen Sound zu kreieren. Von einfach nur „verwursten“ kann hier nicht die Rede sein. Und dazu haben sie sich nach dem vielbeachteten Debütalbum „Welcome The Dead“ von 2010 immerhin satte elf Jahre Zeit gelassen. Aber ich denke, Hunted und „Deliver Us“ hat diese lange Wartezeit zumindest nicht geschadet. Das Album klingt insgesamt sehr reif und vor allem professionell. Eine in meinen Augen sehr gelungene Mischung aus US-Metal, Prog sowie Power- und Thrashmetal. Genau mein Ding, wenn die Jungs wie bei „Black Shore“ (Anspieltipp!) losballern, was das Zeug hält. Sehr geile Gitarren, die mich zum Teil an METAL CHURCH erinnert haben. Steve Barberini an den sechs Saiten erledigt seinen Job genauso tadellos wie die Rhythmusabteilung um Bassist Jon Letson und Schlagzeuger Matthew „Animal“ Thomas. „Animal“? Doch, doch, der Mann macht einen glänzenden Job und ohne einen richtig guten Schlagzeuger kannst du sicherlich nicht derart losballern wie eben beschrieben.

Hunted bieten auf „Deliver Us“ elf sehr interessante und abwechslungsreiche Songs, die im Vergleich mit manch anderer Prog-Metal-Band wohltuend „unverfrickelt“ klingen. Derart eingängig lasse ich mir diese Art von Metal gerne gefallen. Sänger Chris G. erreicht zwischendurch halfordsche Höhen, wobei ein Vergleich mit Rob natürlich immer hinken muss. Aber auch Chris G. hat mich mit seinem Gesang weder gelangweilt noch genervt. Klar, wenn eine Prog-Metal-Band so amerikanisch klingt wie Hunted, dann ist schnell die Assoziation zu Queensryche oder auch Nevermore da. Und in der Tat musste ich beim Hören zwischendurch an diese beiden Bands denken. (Anspieltipp: „Salvation On A String“). Aber die Südwaliser klingen, wie gesagt, keineswegs nach Abklatsch, sondern schaffen es trotz aller Einflüsse auf „Deliver Us“ eine eigenständige und durchaus hörenswerte Mischung zu präsentieren.

Von mir gibt es für dieses Album ganz klar einen fetten Daumen nach oben. Wer einer der genannten Musikrichtungen etwas abgewinnen kann und keine Angst vor progressiven Klängen hat, der sollte dieses Album durchaus mal antesten. Ich denke, dass „Deliver Us“ zum einen durch seine teilweise Eingängigkeit, zum anderen durch seine Vielseitigkeit auch Liebhaber anderer Sparten ansprechen kann. Mir hat’s gefallen und ich vergebe acht Punkte. Wenn Hunted sich nicht nochmal so viel Zeit bis zum nächsten Album lassen und dadurch vielleicht wieder etwas in Vergessenheit zu geraten drohen, dann könnte es sein, dass man von diesen walisischen „US-Metallern“ noch hört. Steigerungspotential ist noch vorhanden, nicht jeder Song gräbt sich sofort ohrwurmmäßig tief in die Gehörgänge, aber das, was Hunted hier abgeliefert haben, finde ich persönlich schon sehr ordentlich und allen Respekt wert. Gutes Album!

Line-up:
Matthew “Animal” Thomas – Drums
Steve Barberini – Guitars
Jon Letson – Bass
Chris G. – Vocals

Tracklist:
01  Velvet Worm
02  Salvation On A String
03  For The Blind
04  Burning Ones
05  The Black Shore
06  The Lie
07  One More Time
08  Misled
09  Time Will Tell
10  Our Final Embrace
11  Maldito Sea Tu Nombre

Wertung: 8/10
Autor: Wolfgang Haupt