IMMORTAL – northern chaos gods

Lange Zeit war es still um die norwegische Black Metal-Institution Immortal. Nach bandinternen Querelen kam es zum Split zwischen Sänger Abbath und Haupt-Songwriter Demonaz. Beide wandelten im Anschluss auf Solo-Pfaden und haben die Welt mit mehr oder weniger gelungenen Outputs beglückt. Neun Jahre nach der letzten Scheibe „All Shall Fall“ liegt nun mit „Northern Chaos Gods“ das neunte Immortal-Album vor. Ich hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt, und als es erste Ankündigungen gab, die tatsächlich eine Rückkehr Immortals ohne Abbath in Aussicht stellten, war die Skepsis doch recht groß. Immortal ohne Abbath? Funktioniert das? Die einfache Antwort vorweg: Ja!! Schon optisch punktet die mir vorliegende Version (CD-Digipack) mit einem coolen Cover, das zwar im Grunde nur eine Abwandlung des Vorgänger-Motivs ist, dafür aber sofort ins Auge sticht. Klappt man die Hülle auf erblickt man sogar das alte Bandlogo, was durchaus nostalgische Gefühle auslöst. Ein Blick auf die Songtitel macht zudem überdeutlich klar, wer hier sein Unwesen treibt. Mehr Klischee geht eigentlich kaum. Textlich könnte man die Norweger glatt als die Manowar des Black Metal durchgehen lassen. Schlagwörter wie „Battle“, „Mountains“, „Ice“, „Grim“ und sogar „Blashyrkh“ und „Mighty Ravendark“ bestimmen die Szene! Ob man das jetzt albern oder kultig findet, ist jedem selbst überlassen. Ich bevorzuge Zweiteres. Über alle Zweifel erhaben ist jedoch die Musik, die einmal mehr von Peter Tägtgren, der übrigens auch als Studio-Bassist eingesprungen ist, produziert wurde. Der Sound schafft den Spagat zwischen Druck und Räudigkeit und passt sehr gut zur den Songs.

Eröffnet wird das Album vom Titelsong, der bereits im Vorfeld im Internet zu hören war und meine eingangs erwähnte Skepsis schlagartig durch gespannte Erwartung ersetzt hat. „Northern Chaos Gods“ explodiert wie eine permagefrostete Splitterbombe! Derart brachial sind Immortal seit Ewigkeiten nicht gewesen. Hier fühlt man sich tatsächlich an „Battles In The North“ erinnert. Das Fehlen Abbaths schlägt sowohl hier, als auch im weiteren Verlauf des Albums, kam zu Buche. Demonz’ Vocals sind denen seines Vorgängers ziemlich ähnlich und lassen diesen kaum vermissen. Auch Track zwei „Into Battle Ride“ bricht wie ein Hagelsturm über den Zuhörer herein. Danach geht mit „Gates To Blashyrkh“ die Marschrichtung in die epischere Phase der Band zurück, und es gibt sogar ein paar stimmungsvolle Akustik-Parts, wie man sie aus dem Jahrhundert-Album „At The Heart Of Winter“ kennt. Sowieso stellt im weiteren Verlauf entgegen dem ersten Eindruck dieser Klassiker den besten Vergleich zum aktuellen Werk dar, und auch „Damned In Black“ steht des Öfteren Pate. Von nordischer Raserei bis zu pathetischer Bathory-Epik wird auf „Northern Chaos Gods“ also alles geboten, was man von Immortal kennen und lieben gelernt hat. Und das auf höchstem Niveau! Mit dem achten Song „Mighty Ravendark“, einer gut neunminütigen, epischen Schlachthymne, schließt ein Album, mit dem ich so unter dem Namen Immortal eigentlich nicht mehr gerechnet habe! Die Konkurrenz kann sich warm anziehen!!

Wertung: 8,5/10
Autor: Felix Schallenkamp