JAMESON RAID – raiderstronomy (Compilation)

Jameson Raid aus dem beschaulichen Birmingham ist eine dieser NWoBHM Bands, die es leider nie zum Durchbruch geschafft haben. Sonst hätten die Jungs wohl keine vierzig Jahre für ihr Debütalbum gebraucht. Aber von vorne: 1975 gegründet, anfangs noch unter dem Namen Notre Dame, veröffentlichte das Quartett mit “Seven Days Of Splendour” und “End Of Part One” zwei bis heute legendäre EPs. Nach einem Demo namens “Electric Sun” war dann auch Schluss mit Jameson Raid, zumindest für viele Jahre, bis zum großen Reunion Boom in den späten 2000er Jahren. Die Trennung war der Müdigkeit der Band geschuldet, die laut Terry Dark von allen Seiten behindert, sabotiert, kritisiert und betrogen worden. Klar, irgendwann ist man am Ende seiner Kräfte. Umso erfreulicher, dass die Briten dann in der großen Welle einen neuen Anlauf nahmen und sich mit einigen Veröffentlichungen wieder ins Gespräch brachten. Im Jahre 2010 durfte ich mich auf dem Headbangers Open Air und zwei Jahre später auf dem Heavy Metal Maniacs Festival in Holland dann von der Livequalität dieser Band überzeugen.

High Roller Records hat sich nun den ersten beiden eingangs erwähnten EPs angenommen, deren Mastertapes Fronter Terry bis heute wie seinen Augapfel hütet, und diese auf einer schicken Compilation namens “Raiderstronomy” der geneigten Hörerschaft anpreist. Bis heute bin ich froh und dankbar, dass es Labels wie HRR gibt, die mit viel Liebe alten Schätzen neues Leben einhauchen. Ein gezeichnetes Comic der Band ziert das schwarz-weiße Cover dieser elf Songs umfassenden Zusammenstellung der Frühwerke.

Den Anfang machen die drei Dynamitstangen “Seven Days Of Splendour”, “It’s A Crime” und “Catcher In The Rye”. Auch nach zweiundvierzig Jahren haben die Songs nichts von ihrer Magie verloren. Besonders der Opener ist bis heute einer der besten Jameson Songs überhaupt. Dank moderner Technik klingen die Tracks dynamisch und lebendig. Hier wurde wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Jedes Instrument und jede Gesangslinie ist glasklar zu hören und sprüht vor Spielfreude. Als nächstes steht der “Metal Muthas II” Samplerbeitrag “Hard Lines” auf der Trackliste. Auch ein geiler Song mit Power, der leider an die Qualität der ersten drei Songs nicht ganz herankommt, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Mit der kompletten zweiten EP “End Of Part One” geht es weiter. Alleine ein so geiler Midtempotrack wie “The Hypnotist”, bei dem man einfach mitgehen muss, treiben jedem New Wave Fan die Tränen in die Augen. Von dem rockigen “The Raid” oder dem abwechslungsreichen “Straight From The Butchers” mal ganz abgesehen. Hier wird schnell die Entwicklung zur ersten EP hörbar, einfach stark. Den Abschluss dieser gut siebenundvierzigminütigen Zeitreise bildet die 2020 remixte EP “Seven Days Of Splendour”, die sowas von Arsch tritt und laut Terry das Sahnehäubchen dieser Veröffentlichung ist – recht hat er!

High Roller Records haben sich hier einmal mehr selbst übertroffen, mit “Raiderstronomy” ein musikalisches Highlight auf den Markt gebracht und diese unglaublich geilen EPs vor dem Vergessen gerettet. Hoffentlich bekommen Jameson Raid mit dieser Veröffentlichung endlich die Anerkennung, die ihnen schon seit vielen Jahrzehnten zusteht.

Wertung: -/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen