Masters Of The Underground DVD

Seit langem habe ich mal wieder die ehrenvolle Aufgabe, ein DVD-Review zu verfassen. Das mache ich gerne, denn Masters Of The Underground (MOTU), so der Name des guten Stücks, ist von den Veranstaltern des A Chance For Metal-Festivals. Ein tolles Indoor Festival im JUZ in Andernach von Fans für Fans, bei dem man den Schwerpunkt auf lokale Bands legt und diese so ihre Chance bekommen, vor einem größeren Publikum zu spielen. Daraus ist die Idee vom MOTU entstanden, bei dem drei lokale Bands ein Heavy Metal Feuerwerk abfackeln und eine Pre-Sylvesterparty feiern. Das hat Fans aus der ganzen Republik angezogen, um Secutor, Dragonsfire und Steelpreacher bei ihrem Heimspiel abzufeiern und die Halle auszuverkaufen.

Den Anfang machen die Koblenzer Secutor, die auch über die Landesgrenzen hinaus schon bekannt sind. Seit 2008 aktiv, haben sich die fünf sympathischen Jungs dem klassischen Thrash Metal verschrieben. Beginnen tun sie an diesem 29. Dezember 2018 mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums “Stand Defiant”. Schnell wird klar, dass der Konsument sich hier auf ein paar geile Stunden Metal in professioneller Qualität freuen kann. Kameraszenen mit Blick auf die Bühne, Einzelansichten der Musiker oder ein Schwenk ins begeisterte Publikum, das ganze in beachtlicher Professionalität ohne Wackeln oder sonstige Störfaktoren. Der Sound ist glasklar und lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Secutor bieten einen gewohnt mächtigen Abriss mit Schwerpunkt auf dem aktuellen Album, aber auch ein neuer Track “Executor weiß an diesem Abend zu überzeugen. Zu “Raise The Tankard” werden zwei Mädels auf die Bühne geholt und mit Bierflaschen ins Publikum geschickt. Fronter Bobby, der leider mittlerweile die Band verlassen hat, agiert super mit der Menge und animiert diese immer wieder zum Bangen und Mitmachen, wie etwa beim Gassenhauer “The Use For Booze”. Weiter geht es mit einem weiteren neuen Song “Speedkings”, der seinem Namen alle Ehre macht und den Rausschmeißern “Thrash Or Die” und natürlich dem obligatorischen “Secutor”. Nach knapp einer Stunde ist dann auch schon Feierabend mit dem sympathischen Fünfer.

Im Anschluss entern dann die melodischen Heavy Metal Recken Dragonsfire die Bretter. Im neuen Line-up mit Peter Schäfer am Tieftöner und Dennis Ohler, der in die großen Fußstapfen vom 2015 verstorbenen Torsten Thassilo Herbert getreten ist. Leider sind die Jungs immer irgendwie an mir vorbei gegangen. Aber mit aktuell drei Gitarren klingt der Sechser echt fett und Fronter Dennis macht einen guten Job an der Bühnenfront. Eröffnet wird die Show mit “Young & Wild” und “Blood For Blood. Auch Schießbudenbesetzer und Veranstalter Jan Müller macht als Ansager gut Stimmung und könnte zur Not auch in Hamburg auf dem Fischmarkt als Marktschreier anfangen. Die Halle kocht, ist kurz vor dem Siedepunkt und der Ansage zu “Raging Fire”, die Hütte abzureißen, wird umgehend nachgekommen, dazu fliegen im Refrain unzählige Fäuste in die Höhe. Dass die Jungs ordentlich Spaß in den Backen haben, sieht man etwa bei ihrer Hommage an den Apfelwein “Cider Victims, als ein Fan mit einem Bembel die Bühne entert, um die ersten Reihen mit dem hessischen Nationalgetränk zu versorgen. Mit “Burning For Metal” treffen Dragonsfire voll ins Schwarze und das halbe Publikum steigt mit ein. Mit “Speed Demon” schwenkt man auf die Überholspur, um die letzten Kraftreserven aus der Menge zu wringen, bevor es mit “Dragonsfire Rockxxx” vom Debütalbum zum großen Höhepunkt kommt. Toller Auftritt und ein Grund für mich, diese Band mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nun ist es auch schon an der Zeit für die letzte Band des Abends – Steelpreacher. Gewohnt spielfreudig geht es bereits beim Opener “Hell Bent For Beer” zur Sache. Die Menge scheint den Abend genau wie Basser Mu, der bereits bei Secutor hinter der Schießbude saß, gut zu überstehen und das Bier fließt natürlich in rauen Mengen. Nach “Hammered And Down” lässt es sich Fronter Preacher auch nicht nehmen, die von weit her angereisten Gäste zu begrüßen. Über die Setlist haben die Jungs sich auch einige Gedanken gemacht, so gibt es mit “Locked And Loaded einen selten live gespielten Track des 2011er Albums “Hellraiser”. Gewohnt souverän wird mit dem Publikum interagiert, cool zu sehen, wie die Menge zu Songs wie “I’m Fucking Metal” oder “To Hell And Back” abgeht. Immer wieder begeistert mich der professionelle Schnitt dieser DVD. Das bis in die Haarspitzen motivierte Publikum wird immer wieder gezeigt, ohne dass die Bands dabei zu kurz kommen. Das Intro zu “Atlantean Dawn ist ein weiteres Beispiel dafür, wie gut Steelpreacher die Menge im Griff haben und dass man auch mit einer ruhig beginnenden Nummer punkten kann. Danach lässt die nächste Hymne auch nicht lange auf sich warten und der Stampfer “D:O:A” wird in die Menge gefeuert. Geiler Track, der live immer ziemlich geil funktioniert, natürlich in heimischen Gefilden noch etwas besser. Zu den beiden folgenden Krachern “Start Raising Hell” und “We Don’t Get Drunk” muss man wohl nicht erwähnen, wie es im JUZ abgeht oder? Zu Ersterem gibt es natürlich wieder einiges an Gerstensaft für die vorderen Reihen, dieses Mal von Preacher persönlich, der aber gefühlt das meiste aus dem fünf-Liter-Fass selber trinkt. So muss Eddie von den Hard ‘n’ Heavys zur Verteilung des weiteren Bieres herhalten. Jens „Preacher“ nimmt im Anschluss noch eine Bierdusche, die er scheinbar bei den Temperaturen auch nötig hat. Dann gibt es endlich das lang erwartete “We Want Metal” und die Menge ist nicht mehr zu halten – klar, bei so einem Übersong. Damit hat man ja auch das Ziel des Abends klar auf den Punkt gebracht: The only reason we are here: We want Metal, we want Beer! Klar denken Steelpreacher bei ihrer Setlist auch zu Ende und haben schon ein mal die Hymne für den kommenden Morgen ans Ende ihres Sets gepackt: “Metal Hangover”. Nach der offiziellen Verabschiedung gibt es dann noch “Hellraiser”, um den Abend gebührend abzurunden. Wahnsinnige fünfundsiebzig Minuten kommen so zusammen und wohl jeder geht heute Abend mit einem massiven Grinsen aus der Halle.

Eine sehr liebevoll gemachte DVD, die den Spirit dieses Abends hervorragend einfängt, wie ich finde. Eine top Produktion tut ihr übriges und zeigt deutlich, dass der Metal in Deutschland alles andere als tot ist. Sehr cool auch, dass man noch einige Fans zum Abend interviewt hat und man den ein oder anderen Bekannten zu Gesicht bekommt. Ein weiteres Schmankerl ist der zweite Bonus, nämlich eine alte Aufnahme von Dragonsfire, bei der man Torsten Thassilo Herbert noch ein mal “Raging Fire” performend zu Gesicht bekommt und ihn mit dieser kleinen Hommage ehrt – Gänsehaut pur. Bei “Masters Of The Underground” hat man sich wirklich sehr viel Mühe gegeben und nicht einfach nur ein Konzert aufgezeichnet. Wer dabei war, kauft sich das Teil sowieso und wer nicht dabei war, kauft es sich, um sich in den Allerwertesten zu beißen, dass er nicht dabei war. So einfach ist das.
Wertung: -/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen