MEGA COLOSSUS – showdown

Während eine Alien-Invasion (ein häufiges Thema in den Texten) weiterhin auf sich warten lässt, erscheint dieser Tage, drei Jahre nach dem letzten Album „Riptime“, eine neues Album von den Jungs aus Raleigh/North Carolina. Nach drei Alben und drei EPs hat man mit den sehr feinen italienischen Label Cruz Del Sur endlich einen sicheren Hafen gefunden. Dieser Schritt war längst überfällig. Die Band selber beschreibt ihre Musik schlicht als „Adventure Metal“, die Umschreibung „kauziger US Metal“ wäre für uns Schubladen-Liebhaber auch eine passende Wahl. Nicht ganz so kauzig wie Slough Feg, nicht ganz so progressiv wie Heart Of Cygnus und nicht ganz so episch wie Manilla Road (RIP Mark Shelton), dafür aber so melodisch wie Twisted Tower Dire, die ebenfalls aus Raleigh stammen (!), und Metal as f**k sind.

Neben den zahlreichen Twin Guitars sorgt vor allem Sean Buchunans Timbre für einen hohen Wiedererkennungswert und ein Füllhorn mit zauberhaften Melodien. Auch live ist der Gute in der Lage, das herausfordernden Liedgut 1:1 umzusetzen. Sicherlich ist Seans Gesang nicht jedermanns Sache, aber wie gesagt ist er ein Meister seines Fachs. Dasselbige gilt übrigens auch für die übrigen Mitstreiter, von dessen Livequalitäten wir uns ebenfalls im vergangenen Herbst im Vorprogramm von den Landsleuten Night Demon überzeugen konnten (Link: hier). Das müssen sie dann aber auch, bei dem was in einem Mega Colossus Song alles so „reingepackt“ wird. Der Opener „Fortune And Glory“ ist dann ein solcher Kandidat, der trotz Komplexität sofort ins Ohr geht. Gehobenes Midtempo, ein großartiger Refrain und mitreißende Gitarrenmelodien machen diesen Song zu einem todsicheren Hit und mit Sicherheit zu einem Livegaranten für zukünftige Konzerte. Ganz in der Tradition von „alten Hits“ wie „Sunsword“, „Sea Of Stars“ oder Kaiju King“. Das folgende „Outrun Infinty“, die erste Single Auskopplung, schlägt in die gleiche Kerbe und hat ebenfalls Hit Potenzial.

Bei „Grab The Sun“ wird das Tempo sogar noch mehr angezogen und entpuppt sich als ein Pendant zum speedigen „Razor City“ vom Vorgängeralbum. Nach einem dramatischen Beginn setzt ein thrashiges „Riff Gewitter“ ein, dem im weiteren Verlauf ein eingängiger Chorus folgt. Letzterer wird beinahe geshoutet und passt hervorragend zur etwas härteren Ausrichtung. Seans natürliche Stimmfarbe verhindert eine hier unpassende Kraftmeierei. Ein melodisches Endteil beschließen die exakt sieben Minuten und eine Sekunde dauernde Komposition. Wesentlich kürzer waren die ersten beiden Songs übrigens auch nicht, was man zu keiner Sekunde gemerkt hat. Es scheint, als seien die einzelnen Nummern immer länger geworden, während die Anzahl der Songs von Album zu Album um Einen abnimmt. Tummelten sich auf „HyperGlaive“ (2016) noch acht Songs, waren es auf „Riptime“ (2021) sieben. Bei „Showdown“ sind es sechs. Zählt man die Instrumentalstücke nicht mit, sind es beim Debüt neun Tracks gewesen. Zufall?

Wir bleiben dran, so lange die Qualität nicht nachlässt…aber das ist kaum zu befürchten. Weiter geht es mit dem Titelsong, der ein wenig langsamer daher kommt, irgendwie straighter und auch ein wenig unscheinbarer wirkt. Dafür ebnet dieser den Weg zum absoluten Highlight des Albums. Dieses lautet „Warden Of The Wicked Road“ und man „wildert“ erstmals in Classic Rock und AOR Gefilden und macht dabei eine hervorragende Figur. Erinnert der Beginn vehement an DEN Klassiker von Kansas schlechthin, nimmt man am Ende, vielleicht nur unterschwellig, die eine oder andere Gitarrenmelodie eines Eagle Klassikers wahr. Der bockstarke Refrain ist vielleicht der beste des gesamten Albums! Hier halten sich die Jungs ein wenig zurück und lassen den Melodien den nötigen Platz zum entfalten.

Aber für nicht allzu lange, denn im abschließenden „Take To Skies“ gibt es wieder Mega Colossus Wahnsinn in Tüten, inklusive der essentiellen Twist & Turns und einer gehörigen Portion Melodie. Es bleibt festzuhalten, dass die US Metaller auch mit dem neuesten „Longie“ wieder alles richtig gemacht, und ein weiteres Kleinod ihre bisher makellosen Diskographie hinzugefügt haben. Möge die Macht mit ihnen sein und die Weltherrschaft der Aliens noch ein wenig aufgeschoben.

Wertung: 8,5/10
Autor: Michael Staude