METAL CHURCH – congregation of annihilation

Nahezu zeitgleich zum Erscheinen des neuen Metal Church Albums musste die Metalwelt vom Tod des früheren Drummers und Gründungsmitglied Kirk Arrington erfahren. Dabei hat die Band gerade erst den Verlust ihres Übersängers und Obersympathen Mike Howe verkraften müssen. Somit weilen schon zwei, mit Ursänger David Wayne sogar schon drei Legenden nicht mehr unter uns. Alle drei waren Meister ihres Fachs und machten die klassische Phase (die ersten fünf Alben – Amen!) besonders wertvoll. Die Geschichte von Metal Church ist seit jeher wechselhaft und von Schicksalsschlägen behaftet wie kaum eine andere. Hatte die Band durch die Rückkehr von Mike Howe einen erneuten Popularitätsschub erfahren, darf Bandleader und Gründer Kurdt Vanderhoof nun die Scherben beseitigen und die Metallkirche neu errichten. Marc Lopes heißt der neue Mann am Mikro, der auch bei Ross The Boss in Lohn und Brot steht. Zudem nutzt Kurdt die Gelegenheit für eine kleine musikalische Kurskorrektur. Mit dem neuen Album möchte man sich mehr an den ersten beiden Bandklassikern („Metal Church“ / „The Dark“, 1984 bzw. 1986) orientieren und wieder etwas „thrashiger“ bzw. aggressiver werden. Tatsächlich singt Marc über weite Strecken aggressiver als noch bei Ross The Boss und erinnert in seinen besten Momenten auch tatsächlich an die ersten beiden Göttersänger. Ohne jedoch ihre Klasse zu erreichen. Stellenweise ist mir der Gesang einfach zu harsch. Dieses ist aber reine Geschmackssache. Dasselbe gilt für das oft viel zu steril klingende Schlagzeug. Irgendwie scheint es derzeit unmöglich zu sein, besonders im Power Metal Bereich (allen voran Riot V, Jag Panzer) halbwegs natürlich klingende Drums aufzunehmen.

Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass Leute, denen die letzten Studioalben von Metal Church gefallen haben, sich auch mit dem mittlerweile 13. Studioalbum anfreunden können. Nicht erst seit gestern ist der Seattle Fünfer eine komplett andere Band als noch zu den Goldenen Achtzigern oder den frühen Neunzigern. Nach dem Scheitern des Comebacks im Original Line-up Ende der Neunziger beschloss Kurdt Vanderhoof, die Zügel noch fester anzuziehen und seine Version von Metal Church unbeirrt fortzusetzen. In den Jahren zuvor trat Kurdt übrigens über lange Zeit nur als externer Songwriter in Erscheinung und spielte auch keine Livegigs mit Metal Church. Nach dem herben Verlust von Mike Howe scheint er es jetzt erst recht wissen zu wollen. Da hilft nur die Flucht nach vorne. Daher rührt wahrscheinlich auch der Anspruch sich musikalisch an den Anfangszeiten der Band zu orientieren, sprich mehr Gas zugeben.

Na ja gut, aggressiver sind das Gros der neun regulären Tracks schon. Dies gilt zum Beispiel für den Eröffnungsdreier. Einerseits herrscht schon ein ungewohnt harscher Grundton, aber beim mehrmaligen Hören kommen immer mehr Riffs, Gesangslinien und Gitarrenharmonien zum Vorschein, wie sie eben nur von Metal Church sein können. Wie etwa beim Opener „Another Judgement Day“, der nach einen schroffen Start im weiteren Verlauf mit typischen Trademarks aufwartet. Auf der anderen Seite versprühen der Titeltrack (mit einem etwas arg platt geratenen Refrain) sowie die Vorabsingle „Pick A God And Pray“ ein gewisses Annihilator-Flair. Zeit zum Luftholen gibt es erst ab der zweiten Hälfte des zunächst harten „Children Of The Lie“ und dem vielschichtigen „Me The Nothing“. Beide Kompositionen lassen Erinnerungen an Klassikern wie „Watch The Children“ oder „Badlands“ wachwerden. In die gleiche Kerbe schlägt auch die zweite Single Auskopplung „Making Monsters“. Trotz härterer Ausrichtung. „Say A Prayer With 7 Bullets“ beginnt mit einem Riff, das aus „Human Factor“ Zeiten (1991) hätte stammen können, während „These Violent Thrills“ wieder mehr nach Annihilator tönt. Der letzte reguläre Track „All That We Destroy“ ist dagegen vielschichtiger und hätte auch Mike Howe sehr gut zu Gesicht gestanden. Die beiden Bonus Tracks „My Favorite Sin“ und „Salvation“ lagen zur Besprechung leider nicht vor, hieven aber das Album auf eine Gesamtspielzeit von knapp 50 Minuten.

Ergo: „Congregation Of Annihilation“ ist nicht wirklich eine Rückbesinnung auf die ersten beiden Scheiben der Band, aber durchaus ein weiteres hörenswertes Album, was mit jedem Durchlauf wächst und zumindest kompositorisch das Niveau der beiden Vorgänger hält. Der geneigte Fan kann es beruhigt in seine heimische Sammlung stellen. Von Großtaten der ersten fünf Götterscheiben ist man aber nach wie vor ein Stück weit entfernt. Aber wer weiß, was etwas weniger Kraftmeierei und mehr Songs von der Sorte „Me The Nothing“ oder den Rausschmeißer „All That We Destroy“ bewirken können…

Wertung: 8/10
Autor: Michael Staude