MIDNIGHT FORCE – gododdin

Dank regelmäßiger Trips auf die britische Insel, sind Midnight Force für mich keine Unbekannten. So haben wir diese Combo vor zwei Jahren bereits auf der Brofest Warm-Up Show im urigen Trillians in der Hafenstadt Newcastle das erste Mal live erleben dürfen. Seitdem verfolge ich aufmerksam die Entwicklung dieses Quartetts. Seit meines ersten Kontaktes mit Midnight Force hat die Band sich unglaublich gemacht und einen großen Sprung vollzogen, der im vergangenen Jahr in dem Debüt „Dunsinane“ seinen damaligen Höhepunkt erreichte. Auch optisch macht besonders der Sänger live etwas her und untermalt die Songs noch mit dem Schwingen eines Schwertes. So war es zumindest damals im Trillians. Jetzt ist es also an der Zeit, mit „Gododdin“ das Nachfolgewerk und damit zweiten Longplayeroutput auf die Menschheit loszulassen.

Fronter John eröffnet in dem ersten Song „Eternal Emperor“ seinen Gesangspart mit einem King Diamond würdigen Schrei. Episch geht es auf „Gododdin“ wieder um große Schlachten, Geschichte und teils phantastische Erzählungen. Nach dem kaiserlichen Opener mit seiner realistischen Atmosphäre schallt dann „In Lindisfarne It Lay“ aus den Boxen und begeistert mich sofort. Mit starken Gitarrenstrecken und einem durchdringenden, mächtigen Refrain ist der Song ein echtes Highlight. Mit „Walls Of Acre“ geht es in ruhige, fast schon doomige Gefilde, die Midnight Force erstklassig zu Gesicht stehen. Schleppend und dennoch druckvoll geht es durch den Song. Bevor er etwa ab der Mitte noch kurz Fahrt aufnimmt – starke Nummer. Weiter geht die Reise mit „Parthia“, der ein gutes Tempo vorlegt und schlussendlich in wahnsinniger Raserei mündet. Den nächsten Höhepunkt des Albums markiert dann „Covenant“ mit seinem eingängigen Rhythmus, bei dem man unweigerlich die Matte schütteln muss. Das Schlusslicht des Albums stellt das über siebenminütige Titelstück „Y Gododdin“ dar. Was für ein mächtiger Titel, der mich streckenweise gar an Manilla Road erinnert. Auch vor dem Einsatz von Geigen schreckt man hier nicht zurück, im Gegenteil, man baut diese absolut passend an der richtigen Stelle ein.

Midnight Force schaffen es zu jedem Song eine ganz eigene und vor allem passende Stimmung zu erzeugen, was in Summe „Gododdin“ zu einem unglaublich epischen und dichten Werk macht. Sehr geil und (noch) ein Geheimtipp.  Das Album ist im wahrsten Sinne des Wortes eine runde Sache geworden, bei der es nichts zu meckern gibt. Eine tolle Steigerung zum Erstlingswerk und ich werde mir mal schnell ein neues Shirt des Glasgow-Vierers ordern.

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen