NECRONOMICON – the final chapter

Es gibt diese Bands, wo du dir denkst: „Ja, genau, da war doch mal was…“, wenn man ihren Namen liest. Eine davon sind Necronomicon für mich. In ihrem Fall wollte mich meine schwache Erinnerung in die Mitte der 1980er zurückführen und zumindest da lag ich nicht falsch. Aber wenn ich ehrlich bin, wusste ich gar nicht, dass es diese Band noch gibt.

Dabei ist die Biographie von Necronomicon durchaus spannend. Rechtsstreitigkeiten, Konkurs des Plattenlabels, ein Feuer, das den Proberaum und fast das komplette Equipment zerstört. Es gibt langweiligere Geschichten. Alles aber widrige Umstände, die dem heute einzig verbliebenen Gründungsmitglied, Gitarrist und Sänger Volker „Freddy“ Fredrich, immer wieder Steine in den Weg legten und die vielleicht mit den großen Durchbruch für Necronomicon verhinderten. Musikalisch waren sie ganz offensichtlich schon in den erwähnten 1980ern durchaus in der Lage, mit bekannteren deutschen Thrashmetal-Bands wie Sodom, Kreator oder Destruction mitzuhalten. Über Destruction stolpert man bei Necronomicon übrigens immer wieder mal. Zum Einen ist Freddy wohl ein Klassenkamerad von Schmier, aber während dieser gleich im Metal einstieg, kamen Freddy und seine Mannen seinerzeit erst über den Umweg vom Punkrock zum Thrashmetal. Zum Anderen ist von den Vocals her eine gewisse Ähnlichkeit zu Schmier tatsächlich nicht wegzuleugnen. Und bei Necronomicon handelt es sich zum allergrößten Teil ebenfalls um Thrashmetal voll auf die Zwölf, das wird schon beim Opener „I Am The Violence“ sehr deutlich. Geile Gitarren und gekonntes, punktgenaues Schlagzeugspiel mit wütendem Doublebass-Einsatz. Das gefällt mir sofort. Verantwortlich zeichnet sich hier der ehemalige Exciter-Drummer Rik Shannon.

Und genauso geht es weiter: Auch „Give Me Fire“ und „Pain“ machen keinerlei Gefangene. Das geht mächtig in meinen Nacken und ließe die Haare fliegen, so sie bei mir noch vorhanden wären. Kommen wir nun zu dem, was Necronomicon für mich dann doch von Destruction unterscheidet: Die Band schafft es auf „The Final Chapter“ gekonnt, ihren brutalen Thrashmetal  durch Einflüsse des Powermetal und sogar klassischem Heavy Metal zu verbinden. Das wird bei Stücken wie „Purgatory“, „Spilling Blood“ oder „Stormreaper“ mehr als deutlich. Tolle Riffs und zum Teil schon geradezu eingängige Parts. Trotzdem hat „The Final Chapter“ gerade bei den Thrash-Granaten wie kurz vor Schluss bei „Me Against You“ nochmal seine unbedingten Stärken. Auffällig auch Glenn Shannon an der Leadgitarre: Sehr, sehr geil, auch die Soli. Der Mann macht einen hervorragenden Job, erregt Aufmerksamkeit, ohne in den Ohren weh zu tun. Klasse!

Überhaupt haben mir neben dem geilen Schlagzeug, dass sehr solide von Bassist Marco Lohrenz unterstützt wird, gerade die Gitarrenriffs gefallen. Brutal und gewaltig bei den Thrash-Granaten und, wie gesagt, an einigen Stellen des Albums immer wieder mal an klassischen Heavy Metal erinnernd. Produktionstechnisch hat „The Final Chapter“ für mich keine Schwächen. Das Album klingt modern, aber rau, keineswegs synthetisch. Die Songs haben größtenteils Wiedererkennungswert und ich muss sagen, dass mich Necronomicon neugierig auf die älteren Alben gemacht haben. Da werde ich auf jeden Fall nochmal drauf zurückgreifen. Und ich hoffe doch sehr, dass „The Final Chapter“ trotz des Titels nicht das letzte Album von Necronomicon sein wird. Für mich keine Frage: Ein tolles Album, das man jedem Thrashmetal-Fan ans Herz legen kann. Kaufempfehlung! Einziges Manko: „The Final Chapter“ scheint es nur auf CD zu geben. Bei dem optisch sehr gelungenen Cover hätte mich eine Vinylversion gefreut.

Wertung: 9/10
Autor: Wolfgang Haupt