NIGHT – high tides–distant skies

Da ist sie nun endlich! Das mittlerweile vierte Album der Südschweden aus dem Smaland. Nachdem das Quartett sich Anfang des Jahres bereits mit einer Zwei-Track EP zurück gemeldet hat, ist meine Vorfreude riesig. Gerade da die beiden Songs, besonders “Feeling It Everywhere” in seinem 70er Discogewand mich total geflashed haben und bei mir zu feuchten Flecken in der Körpermitte geführt haben. Seit geraumer Zeit hat den Posten an der Schießbude der sympathische Linus Fritzson von Ambush inne. Eine super Wahl, musikalisch wie auch menschlich.

Night kenne ich seit ihrer zweiten Veröffentlichung “Soldiers Of Time” und war von Beginn an total fasziniert von dieser Band. Diese Band hat sich von Album zu Album gesteigert, was dann 2017 in dem Meisterwerk “Raft Of The World” gipfelte. Unzählige Male hab ich dieses Rock Quartett inzwischen auch live auf der Bühne gesehen und bin jedes Mal aufs Neue beeindruckt von deren Entwicklung. Diese Band ist für mich etwas ganz Besonderes und das nicht nur, weil ich seit vergangenem Jahr den Sommer über im legendären Tyrolen Tür an Tür mit Sänger und Mastermind Oskar Andersson wohne.

“High Tides – Distant Skies” beinhaltet neun Songs und kommt auf eine schmale Laufzeit von rund siebenunddreißig Minuten. Schon beim ersten Track “Shadow Gold” zeigt sich, dass Night inzwischen eine Liga für sich sind. Rockige Gitarrenstrecken, die so manchen Gleichgesinnten blass aussehen lassen. Leichte Parallelen zu Bullet sind Zufall und nicht beabsichtigt – haha. Der Song tritt schon mal so mächtig Arsch, das es die reinste Freude ist. Oskars unverwechselbarer Gesang, den sicher nicht jeder liebt, passt einfach wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Spätestens bei der Knopfler / BÖC Tribute Nummer “Crimson Past” ist es um mich geschehen. Was für ein geiles Stück, bei dem ich Gänsehaut bekomme und am liebsten sofort nach Schweden aufbrechen möchte. Ein echt ruhiger Song, mit Klavierparts, Akustikgitarre und so viel Gefühl und gleichzeitig so kraftvoll – Wahnsinn. Damit steht nach dem zweiten Durchlauf meine Bewertung fest! Auch der Folgesong “Falling In The Black” drückt so unsagbar im Gesicht und versprüht solch eine Energie. Sehr abwechslungsreich wieder mit einem geilen Akustikgitarrenpart – so muss Rock klingen! “Running Away” ist der nächste Kracher, der mit stimmungsvollen Klavierparts untermalt wird. Leute, was soll ich sagen…? “Lost In A Dream”…”Under The Moonlight Skies”… zieht euch diese Kracher rein!

Night haben es geschafft, ihren 70er Rocksound so modern zu halten, dass er zu keiner Sekunde altbacken, sondern frisch und spritzig klingt. Das Album ist eingängiger als sein Vorgänger, mit dem ich mich anfangs doch etwas schwer getan habe. Das vierte Night-Album hat es jetzt schon definitiv in meine Jahres Top-Drei geschafft. Soviel steht fest! Einige umwerfende Alben sind dieses Jahr schon auf den Markt gekommen, aber was die vier hier abgeliefert haben, ist einfach nur geil. Rockfans, macht euch auf den Weg in den nächsten Plattenladen, denn dieses feine Scheibchen darf in eurer Sammlung nicht fehlen.

Wertung: 9,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen