NYCTOPHILIA – ad mortem et tenebrae

Unter allen musikalischen Zusammenkünften auf diesem Planeten, die sich den Namen Nyctophilia gegeben haben, steckt hier ein Alleinherrscher mit dem Pseudonym Grief dahinter, der sich seit 2014 für depressiven Black Metal zuständig sieht. Und der Pole macht alles richtig, bleibt bei der alten Schule und trifft den Nerv mit schauerhaft schönen Melancholien, ohne Feinschliff und Politur. Da kannste ja gleich die Bäume gestikulieren lassen! Die Produktion setzt nichts in den Vordergrund, alles scheint in den fünf fetten Tracks mit gleicher Macht aus dem Back zu dringen. Die zahlreichen Tempowechsel selbst sind weniger krass, mehr aber die Kraft des Mitreißens in jeder Geschwindigkeit. Es bleibt also alle fünf Tracks hindurch spannend, das Songwriting bewegt sich auf höherem Niveau als bei vielen anderen Ein-Mann-Projekten. In Durchschnittlichkeit verläuft sich hier nichts, jede Liedeinheit ist voll von guten Ideen und misst zwischen sechs und neun Minuten. Geil auch wie sich „When Stars Shine No More“ langsam aufbaut, da steckt viel Kleinarbeit hinter. Wer sich von der mitschwingenden Traurigkeit nicht angesprochen fühlt, dem darf verraten werden, dass Synthies nur sporadisch auftauchen und die notwendige Genreroughness voll da ist. Die CD erschien im September schon einmal in Eigenproduktion, jetzt noch einmal bei Wolfspell. Irgendwie will ich jetzt noch mehr von solchem Zeug …

Wertung: 8,5/10
Autor: Joxe Schaefer