PARADISE LOST – obsidian

Vor drei Jahren hatten die Briten Paradise Lost mit „Medusa“ den Höhepunkt ihrer Rückbesinnung auf alte Tugenden erreicht. So intensiv, heavy und düster klangen sie seit Anfang der 90er nicht mehr, und es stellte sich die spannende Frage, ob der Nachfolger dieses Level beibehalten würde. Dies ist nur teilweise zutreffend, was ich persönlich schade finde, anderen aber auch sicher gefällt. „Obsidian“ ist auf jeden Fall variabler als sein Vorgänger, und es gibt Parallelen zu unterschiedlichen Phasen der Band. Besonders Nick Holmes’ Vocals sind deutlich abwechslungsreicher und wechseln oft zwischen Death Metal-Growls und unterschiedlich hohem bzw. tiefen Clear-Gesang. Der vielschichtige, mit leichten Streichern unterlegte Opener „Darker Thoughts“ beginnt sehr ruhig, wird dann aber sehr heavy und überzeugt durch seine für die Briten typischen Gänsehaut-Melodien. Sehr starker Einstieg! Das folgende, zäh groovende „Fall From Grace“ ist stockfinster und hätte auch auf „Medusa“ stehen können. „Ghosts“ schlägt dann aber stilistisch in eine völlig andere Kerbe. Der Song ist ein tanzbarer Gothic-Rocker und erinnert an die Sisters Of Mercy. Geile Nummer! „The Devil Embraced“ ist wiederum sehr melancholisch und Nick Holmes fährt die gesamte Bandbreite seines Gesanges auf. „Forsaken“ klingt wieder sehr gothiclastig (und hier ist als Referenz nicht das gleichnamige Paradise Lost-Album gemeint), kommt völlig ohne Growls aus und erinnert abermals an die Sisters Of Mercy oder auch ein wenig an Type O Negative. „Serenity“ hat dann wieder mehr Death Metal-Schlagseite, ist zugleich aber auch schön atmosphärisch. „Ending Days“ und besonders „Hope Dies Young“ sind für mich die schwächsten Stücke und plätschern etwas belanglos am Hörer vorbei. Das abschließende „Ravenghast“ macht den kurzen Durchhänger aber schnell vergessen und ist ein tieftrauriger und pechschwarzer Doom Death Monolith, wie ihn nur wenige Bands zustande kriegen. Alles in allem ist „Obsidian“ subjektiv betrachtet etwas schwächer als der Vorgänger ausgefallen, von einer Enttäuschung aber meilenweit entfernt!

Wertung: 8,5/10
Autor: Felix Schallenkamp